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Die Polizei Hamburg nutzt die Aufmerksamkeit vor dem morgen stattfindenden Derby zwischen dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli und hat eine Öffentlichkeitsfahndung nach 17 HSV-Fans gestartet, die im Verdacht stehen, beim HSV-Abstieg Pyrotechnik gezündet oder geworfen zu haben.
Die Polizei hat Überwachungskameras im Volksparkstadion ausgewertet und fahndet nun mit 17, teils undeutlichen, Fotos nach Verdächtigen. Die Ermittlungen in dem Fall hat das Landeskriminalamt für Sportgewalt übernommen. Die Staatsanwaltschaft Hamburg hat den Beschluss erwirkt, dass öffentlich nach den Verdächtigen gefahndet werden darf.
Öffentlichkeitsfahndungen sind in Deutschland nur „bei einer Straftat von erheblicher Bedeutung“ zulässig. Welche Delikte hierunter fallen ist jedoch nicht exakt geklärt. Faszination Fankurve veröffentlicht Bilder von Öffentlichkeitsfahndungen grundsätzlich nicht. An mehreren Fällen aus der Vergangenheit, auch mit Fußballbezug, bei denen zu Unrecht nach Personen öffentlich gefahndet wurde, kann man sehen, wie zweifelhaft diese Methode sein kann. Die Auswirkungen auf das Leben eines jungen Menschen, dessen Bild fälschlicherweise veröffentlicht wurde, kann man wohl nur erahnen. Probleme beim Arbeitgeber oder im privaten Umfeld können folgen. So gab es zum Beispiel im März 2017 eine Öffentlichkeitsfahndung nach Borussia Mönchengladbach-Fans, die ebenfalls mit Fotos in zahlreichen Medien zu sehen waren. Letztlich wurden die Verfahren gegen die betroffenen Fans eingestellt (Faszination Fankurve berichtete). Ähnliche Fälle sind auch in der Schweiz bekannt geworden.
In Hamburg folgt die Öffentlichkeitsfahndung, von der die dortige Polizei auch im Nachgang des G20-Gipfels ausgiebig Gebrauch machte, nun ausgerechnet im Vorfeld des Stadtderbys, zu dem die Polizei Hamburg ein Hinweis-Portal ins Leben gerufen hat, um auch aktuelle Hinweise aus der Bevölkerung zu bekommen (Faszination Fankurve berichtete). Die Braun-Weiße Hilfe aus der Fanszene des FC St. Pauli kritisierte nicht nur Einführung des Hinweis-Portals, sondern nun auch die Öffentlichkeitsfahndung der Polizei nach den 17 Fans des Lokalrivalen. „Die Braun-Weisse Hilfe erachtet das Mittel der Öffentlichkeitsfahndung vor diesem Hintergrund als absolut unangemessen. 17 Fussballfans werden ausschließlich aufgrund des Verdachts (!) Pyrotechnik gezündet zu haben im Internet öffentlich an den Pranger gestellt. Was hier mit der Szene gemacht wird, kann auch uns treffen! Es ist davon auszugehen, dass es der Polizei nicht vorrangig um die vermeintliche Bedrohung der Stadionsicherheit geht, sondern zwei Tage vor dem Derby noch einmal gezeigt werden soll, welche Mittel sie mittlerweile bereit ist, zur Verfolgung, Kriminalisierung und Einschüchterung von Fussballfans einzusetzen“, heißt es dazu von der Fanhilfe des FC St. Pauli. (Faszination Fankurve, 29.09.2018)