01.08.2019 - TSV 1860 München

1860-Ultras zeigten Red Kaos-Schriftzug & riskierten Anzeige


Die Ultràgruppe Red Kaos sowie die aktive FSV Zwickau-Fanszene reiste gestern wie angekündigt nicht zum Auswärtsspiel bei 1860 München, weil damit zu rechnen war, dass das Zeigen der eigenen Zaunfahne und anderer Red Kaos-Schriftzüge Anzeigen wegen „Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ nach sich ziehen könnten.

Weil Zwickauer Ultras beim Auswärtsspiel am 14. April 2019 in Unterhaching ihre Zaunfahne mit dem seit Jahrzehnten verwendeten Red Kaos-Schriftzug in griechischer Schrift aufhingen, wird in diesem Fall wegen „Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ ermittelt.


Die Staatsanwaltschaft München erklärte im Vorfeld des Spiels zwar, dass man keine „Fahnenprüfungsstelle“ sei und die Prüfung in Unterhaching-Fall noch nicht abgeschlossen sei, doch man die eigene Rechtsauffassung dargelegte, wonach das „S“ im Red Kaos-Schriftzug zum Verwechseln ähnlich sei mit einem verbotenen Symbol, gemeint ist das Schutzstaffel-Symbol (SS-Symbol) aus dem dritten Reich. Die Zwickauer Ultras mussten also damit rechnen, beim Zeigen der eigenen Fahne und dem Tragen von Fanartikeln in Bayern erneut kriminalisiert zu werden, weshalb man sich entschied, dem Spiel in der bayrischen Landeshauptstadt fernzubleiben (Faszination Fankurve berichtete).

„Nicht nur uns bleibt dabei der Mund offen stehen, denn als Nazis lassen wir uns durch die Münchner Staatsanwaltschaft weder direkt, noch durch die Blume betiteln. Wer uns kennt weiß, daß wir diesen Schriftzug nicht nutzen, um Symbole des dritten Reiches zu verherrlichen oder um eine politische Meinungsäußerung zu betreiben“, teilte das Red Kaos im Vorfeld der Drittligapartie mit.

Da man eine Beschlagnahmung der eigenen Fahne durch die Polizei und weitere Durchsuchungen der eigenen Fankleiung befürchtete, kam die Gruppe zu dem Entschluss, die eigene Mannschaft in München nicht zu unterstützen. Gleichzeitig drückte man Verständnis für FSV Zwickau-Fans aus, die trotzdem nach München fahren wollten.


Am gestrigen Abend war der Red Kaos-Schriftzug dann trotzdem im Grünwalder Stadion zu sehen. Zwar nicht im Gästeblock, aber in der gegenüberliegenden Westkurve, wo Ultras von 1860 München Mitte der ersten Halbzeit ein Spruchband hochhielten, auf dem „Staatsanwalschaft München, verfassungswidrig seid nur ihr“ sowie ein „Red Kaos“-Schriftzug in der bekannten Schreibweise zu lesen war. In den Augen der Staatsanwaltschaft München würden sich deshalb wieder Ermittlungen wegen „Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ rechtfertigen lassen, die sich dieses Mal nicht gegen Zwickauer Ultras, sondern gegen 1860-Fans vom Ultrà-Dachverband Münchner Löwen richten dürften.

Mit der bekannten „Fußball findet samstags statt!“-Botschaft drückten Ultras der Löwen noch ihren Unmut über die fanunfreundliche Anstoßzeit unter der Woche aus. Auf dem Rasen entschieden die Hausherren das gestrige Heimspiel vor 15.000 Zuschauern im Grünwalder Stadion mit 3:0 für sich. (Faszination Fankurve, 01.08.2019)

Update: Gegenüber der Freien Presse bestätigte ein Sprecher der Polizei München, dass wegen des Red Kaos-Schriftzuges in der Westkurve Ermittlungen aufgenommen wurden. Mit Hilfe von Aufzeichnungen der Videokameras wolle man die Personen identifizieren, die der Red Kaos-Teil des Spruchbands, der ins Stadion geschmuggelt worden sein soll, gezeigt haben.

Chemie Leipzig-Fans solidarisierten sich, genauso wie Hallescher FC-Fans, ebenfalls mit dem Red Kaos aus Zwickau:​


Fanfotos TSV 1860 München




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