01.08.2006 - Hamburger SV

3.000 Euro für 45 Spiele


Die Fans des HSV erlebten eine Saison wie lange nicht. Jojo Liebnau von den „Chosen Few Hamburg“ zieht eine Bilanz dieses Jahres und wagt einen Ausblick auf die kommende Spielzeit.

Faszination Fankurve: Welche Highlights bleiben aus dieser Saison in Erinnerung?

Liebnau: Da sind natürlich vor allem die Europacuptouren zu nennen. Sportlich war das Ganze berauschend, mit Ausnahme des letzten Spieltages. Der Sieg in München oder gegen Kopenhagen, aber auch die plötzliche Auswärtsstärke. Das hat für die letzten zehn Jahre, in denen es ja nicht unbedingt allzu viel Positives gab, entschädigt.

Faszination Fankurve: Wie haben die aktiven Fans die unglaubliche Menge von 55 Pflichtspielen bewältigt?

Liebnau: Es gab letztlich nur einen, der bei allen Spielen mit dabei war. Die meisten haben im Schnitt etwa 45 Spiele gesehen. Auf einige weit entfernte Europapokalspiele musste der Großteil verzichten.

Faszination Fankurve: Wie viel Geld hat dieser große Aufwand verschlungen?

Liebnau: Das war natürlich nicht billig. Alles in allem dürften es zwischen 3.000 und 4.000 Euro gewesen sein. Aber ich glaube, alle würden das jederzeit noch mal machen.

Faszination Fankurve: Welche fanpolitischen Themen waren wichtig?

Liebnau: Besonders bedeutsam war, dass es uns gelungen ist, die Ausgliederung der Fußballabteilung zu verhindern und wir als Mitglieder nach wie vor ein Mitspracherecht haben. Der Verein hat dadurch gemerkt, dass die Mitgliedschaft nicht einfach so zu kippen ist. Leider hat sich seitdem im Umgang mit den Fans noch nicht allzu viel getan.

Faszination Fankurve: Was ist aus der U-Haft-Geschichte geworden? Welche Bedeutung hatte der Protest für die Fanszene?

Liebnau: Die Szene ist dadurch stärker zusammengerückt. Die beiden Jungs sind vor kurzem entlassen und feierlich begrüßt worden. Das war ein sehr bewegender Moment. Da hat sich eine gruppenübergreifender Zusammenhalt gezeigt.

Faszination Fankurve: Wird sich durch diese Sache die Situation in Sicherheitsfragen verändern?

Liebnau: Wir hoffen, dass sich jetzt alles etwas entspannt. Vielleicht lässt ja die Aufmerksamkeit der Polizei jetzt etwas nach, und wir werden bei Auswärtsspielen nicht mehr von zwölf Zivilbeamten begleitet. Da könnten auch die WM-Erfahrungen zu beitragen. Bei den Freundschaftsspielen in der Vorbereitung hat sich allerdings angedeutet, dass sich allzu viel nicht ändern wird. Eines hat die Szene allerdings aus der Sache gelernt: Alle Gruppierungen sind sich einig, dass keine Informationen mehr unbedacht an die Polizei weitergeleitet werden.

Faszination Fankurve: Wie hat sich der Heimsupport entwickelt, und welche Hoffnungen habt ihr dahingehend?

Liebnau: Das war unter dem Strich im letzten Jahr sehr gut. Wir hoffen jetzt, dass wir die neuen Freiheiten, die wir durch unsere Selbstverwaltung im Oberrang genießen, noch ausbauen können, damit wir die Möglichkeit haben, noch mehr zu machen.

Faszination Fankurve: Welche Erwartungen habt ihr für die Auwärtsdauerkarte, die es im nächsten Jahr in Hamburg erstmals geben wird?

Liebnau: Bislang sieht es so aus, als würden beim ersten Mal schon knapp 200 Stück verkauft werden. Nur Mitglieder haben das Recht auf eine Auswärtsdauerkarte. Das ist sicher eine gute Sache, die in die richtige Richtung geht.

Faszination Fankurve: Wie steht ihr zum Phänomen der Erfolgsfans?

Liebnau: Davon wird es jetzt sicherlich viele geben. Die tragen maßgeblich diese hohen Erwartungen. Aber dem Großteil der Szene sind sie eigentlich egal, so lange sie ihr Geld bezahlen und keine schlechte Stimmung machen. (Faszination Fankurve, 01.08.2006)

Fanfotos Hamburger SV




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