05.02.2018 - Hannover 96

50+1 bleibt: Martin Kinds Ausnahmeantrag ruht


Für heute wurde mit einer Entscheidung des DFL-Präsidiums über den 50+1-Ausnahmeantrag von Martin Kind gerechnet. Nun teilte die DFL mit, dass Martin Kind seinen Antrag ab heute vorerst ruhen lässt und die 50+1-Regel bei Hannover 96 somit erstmal erhalten bleibt.

„Das Präsidium des DFL Deutsche Fußball Liga e.V. hat zur Kenntnis genommen, dass Hannover 96 und Herr Martin Kind ihren Antrag auf Erteilung einer Ausnahme-Genehmigung von der 50+1-Regel ruhen lassen. Ein entsprechendes Schreiben ist bei der DFL am heutigen Vormittag eingegangen. Vor diesem Hintergrund ist bis auf Weiteres keine Entscheidung des DFL-Präsidiums in dieser Angelegenheit erforderlich. Die Mehrheitsverhältnisse bei Hannover 96 bleiben demnach unverändert“, teilte die DFL dazu soeben mit.


Dies kann die aktive Fanszene von Hannover 96 als Erfolg feiern. Die Interessengemeinschaft Pro Verein 1896 erklärte in einem langen Schreiben, warum die DFL den Ausnahmeantrag von Kind laut eigenem Regelwerk nicht zustimmen konnte. Kind drohte vorher regelmäßig mit Klage, falls sein Ausnahmeantrag nicht genehmigt würde. Nun zog er seinen Antrag zurück.

Weiter hat die DFL heute angekündigt, dass über die 50+1-Regel im deutschen Fußball in Zukunft ergebnisoffen debattiert werden sollte: „Unabhängig davon erkennt das DFL-Präsidium – auch angesichts der zahlreichen internen und öffentlichen Diskussionsbeiträge von Club-Vertretern in den vergangenen Tagen und Wochen – einstimmig die Notwendigkeit einer ergebnisoffenen Grundsatzdebatte innerhalb des DFL e.V. und seiner Gremien. Aus Sicht des DFL-Präsidiums erscheint es zweckmäßig, in den kommenden Monaten die Formulierung und Umsetzung der 50+1-Regel zu überprüfen und dabei zu erörtern, wie wichtige Prinzipien der gelebten Fußball-Kultur in Deutschland zukunftssicher verankert werden können und ob gleichzeitig neue Entwicklungsmöglichkeiten zu eröffnen sind. Dieser Diskussionsprozess erfolgt unabhängig vom weiteren Vorgehen von Hannover 96 und Herrn Kind. Seitens der DFL gibt es weder mit Blick auf den Ablauf des ligainternen Diskussionsprozesses noch mit Blick auf mögliche Inhalte einer eventuellen Neuregelung irgendwelche Zusagen an Hannover 96 oder Herrn Kind. Beschlüsse in Bezug auf Satzungsänderungen im Bereich der DFL obliegen der Mitgliederversammlung der 36 Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga“, erklärte die DFL dazu in ihrer Mitteilung. Dies könnte bedeuten, dass Änderungen an der 50+1-Regel vorgenommen oder die Regel gar abgeschafft werden könnte. Zuletzt war medial über eine Lockerung der Regel spekuliert worden, bei der neu definiert werden sollte, wie erheblich die Finanzierung eines Investors für eine Ausnahmegenehmigung sein müsse. Viele Fans rechnen nun schon damit, dass die DFL mit ihrer heutigen Debatten-Ankündigung das Ende der 50+1-Regel eingeläutet hat. Die Fanszene von Hannover 96 trifft sich morgen, um über die aktuelle Lage zu diskutieren (Faszination Fankurve berichtete). (Faszination Fankurve, 05.02.2018)

Update:
Die Interessengemeinschaft Pro Verein 1896 freut sich, dass 50+1 in Hannover erhalten bleibt und erklärt: „Die DFL ist dazu angehalten, die unsinnige und schwammige Ausnahmeregelung komplett abzuschaffen und sich auch in der Zukunft klar für 50+1 als Voraussetzung für eine Teilnahme an den Bundesligen auszusprechen. Des Weiteren rufen wir die DFL dazu auf, die nächste Lizenzierung für Hannover 96 von der uneingeschränkten Beachtung einer Auflage abhängig zu machen: Die Vorgaben von DFB und DFL zur 50+1-Regel sind in Hannover strikt einzuhalten und tatsächlich umzusetzen. Die rein theoretische Option einer Änderungsmöglichkeit des Gesellschaftsvertrages der Hannover 96 Management GmbH, in der der Verein nur zwei von vier Aufsichtsräten stellt und somit faktisch 50+1 schon seit Jahren nicht vollständig erfüllt, reicht hingegen nicht aus. Ein entsprechendes Gutachten liegt der DFL seit 2008 vor. Wir rufen Martin Kind dazu auf, dem auf der letzten Mitgliederversammlung dokumentierten Mehrheitswillen der Mitglieder des Hannoverschen Sportvereins gerecht zu werden und sein Ansinnen nicht weiterzuverfolgen. Nur so kann er dazu beitragen, wieder Ruhe bei Hannover 96 einkehren zu lassen. Lassen Sie uns endlich wieder gemeinsam die Zukunft unseres Vereins – zum Wohle des Vereins – gestalten.“

Hannover 96 hat auf der Vereinswebseite wie folgt Stellung zum Thema genommen:
Wir begrüßen die heutige Beschlussfassung der DFL als einen großen Schritt in die richtige Richtung. Damit ergeben sich gute Chancen, dass die DFL unter Einbeziehung der in ihr vereinten Clubs einerseits ihrem Gestaltungsauftrag durch eine Modernisierung der Regeln im deutschen Profifußball nachkommt und andererseits einen Weg einschlägt, vernünftiges und nachhaltiges wirtschaftliches Handeln im Profifußball mit dem Erhalt der uns allen wichtigen traditionellen Werte des Fußballs in Deutschland zu verbinden. Dieses Vorgehen würde Hannover 96 die erhofften Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen.

Hannover 96 hat seinen Antrag heute 'auf Ruhend gestellt'. Einerseits sind wir von unserem Hannover-Modell mit ausschließlich regionalen Geldgebern nach wie vor fest überzeugt, denn nur so können wir sicherstellen, dass Profi- und Breitensport bei 96 sich weiterhin und wie bisher erfolgreich entwickeln. An unserer Überzeugung, dass Martin Kind den Verein 20 Jahre ununterbrochen und erheblich gefördert hat, hat sich nichts geändert. Andererseits finden unsere Argumente bezüglich der Problemstellung 50+1 in Liga und Öffentlichkeit immer mehr Beachtung, insofern begrüßen wir das Signal, das heute von Frankfurt ausgegangen ist.

Hannover 96 wird sich in den nunmehr beginnenden Prozess intensiv, loyal und konstruktiv einbringen. Uns ging es nie darum, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen oder vollends auf die juristische Karte zu setzen. Uns kam es immer auf eine zeitgemäße Entwicklung an. Deshalb haben wir der DFL in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder unsere Gesprächs- und Kompromissbereitschaft signalisiert. Wir freuen uns, dass sich der Profifußball jetzt für diesen Weg geöffnet hat. Zugleich hoffen wir, dass sehr zügig gute Ergebnisse erarbeitet und realisiert werden können.

Wenn wir uns alle gemeinsam auf eine vernünftige Modernisierung des Profifußballs verständigen, der auch regionalen und mittelständisch geprägten Strukturen wie bei Hannover 96 neue Chancen gibt, ist das nach unserer Überzeugung für die Bundesliga der richtige Weg.

Wichtig ist uns zudem zu betonen: Diese Modernisierung muss immer auch die Interessen des Breitensports berücksichtigen. Das ist in unserem Zwei-Säulen-Modell gewährleistet und dauerhaft abgesichert. Dafür stehen wir alle gerade."

In einer Pressekonferenz werden wir am morgigen Dienstag ausführlich zu der heutigen Beschlussfassung Stellung nehmen.

Fanfotos Hannover 96




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