01.08.2004 - AEK Athen

AEK-Fans wehren sich gegen Viertklassigkeit


Die Situation der Fans von AEK Athen scheint ausweglos. Ihren Verein plagen 165 Millionen Euro Verbindlichkeiten und nachdem ein Gericht den Antrag auf Schuldenerlass ablehnte, stehen die Insolvenz und der Zwangabstieg des elfmaligen Meisters in die 4. Liga im Raum.

Als drittgrößter Verein Griechenlands mobilisiert dies natürlich die Massen: 6.000 Fans gingen in Athen auf die Straße und zogen vor das Parlament, um Rufe gegen Sportsekretär Georgios Orfanos zu skandieren. Auch auf Kreta sowie in den nordgriechischen Städten Kavala und Karditsa gab es Kundgebungen, selbst auf Zypern trafen sich 500 Fans vor der griechischen Botschaft.

Dabei sind die jüngsten Vorkommnisse nur der Höhepunkt einer inzwischen dreijährigen Vereinskrise, in der die Fans schon einige Male spektakulär auftraten. So wurde bereits vorübergehend das Clubhaus besetzt und für mehrere Monate weigerten sich viele, die Stadien zu betreten, um vor den Toren ihre Lieder zu singen und Fackeln abzubrennen.

„Das galt auch für Auswärtsspiele“, erklärt Athanasios Kaplanis (32) vom 20 Fans umfassenden Düsseldorfer Ableger von „Original 21“, der größten Fan-Gruppe beim AEK. Man spricht von bis zu 7.000 Mitgliedern, doch dies kann niemand genau beziffern, denn eine Liste wird nicht geführt. „Original 21“ als Fanclub zu bezeichnen wäre ohnehin nicht treffend – es ist nach eigener Aussage eher eine Art „Lebenskultur“, die sich seit 1975, dem Jahr der Gründung des Vorläufers „Gate 21“ (dem damaligen Stimmungsblock) entwickelt hat.

„Im Moment ist die Lage ja noch vergleichsweise friedlich“, so Kaplanis, „einige Spieler haben mit der EM viel Geld verdient und werden nicht durch ausstehende Forderungen an den Verein den Niedergang forcieren. Das beruhigt etwas.“

Dabei könnte die Rettung ausgerechnet in Form eines der aus Portugal heimgekommenen Helden wahr werden: Demis Nikolaidis, der 30-jährige Stürmer, der gerne seine AEK- und Original-21-Tätowierungen zeigt, will seine aktive Laufbahn beenden, um sich als Präsident um den AEK zu kümmern. In ihn setzt man Hoffnung: „Er ist kein reicher Großreeder wie bei anderen Vereinen, aber ungeheuer beliebt“, sagt Kaplanis. Und vielleicht kann er ja die Weichen stellen, um den AEK-Fans einen ihrer größten Wünsche zu erfüllen: Ein eigenes Stadion. Seit dem Abriss des „Nikos Goumas“ vor drei Jahren befindet sich der Klub auf einer Odyssee durch die Stadien von Panionios und Panathinaikos. Demnächst soll wahrscheinlich im Olympiastadion gespielt werden. (Faszination Fankurve, 01.08.2004)

Fanfotos AEK Athen




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