07.07.2020 - Hannover 96

„Alle oder Keiner!“: Ultraszene Hannover positioniert sich


Bei der DFL wird für die Saison 2020/2021 aktuell mit einer schrittweisen Rückkehr der Zuschauer in die Bundesliga-Stadien geplant. Die Ultraszene von Hannover 96 meldete sich nun zum Thema zu Wort, kritisierte Pläne für neue Sicherheitsmaßnahmen und stellte klar, dass man erst geschlossen ins Stadion zurückkehren wolle.

Die Ultras von Hannover 96 positionieren sich gegen personalisierte Tickets, Gästefanverbote sowie gegen die Einführung von Abstands- und Temperaturmessgeräten, wie sie aktuell für eine Wiedereröffnung der Stadien in Deutschland debattiert werden. In den Augen der Ultraszene von Hannover 96 glichen die Bundesliga-Stadien schon vor der Corona-Pandemie Hochsicherheitsarealen. Die Ultras sehen nun die Gefahr, dass in Zeiten der Corona-Pandemie weitere Sicherheitsmaßnahmen eingeführt werden, die die Freiheitsrechte von Fußballfans beschneiden.

Die Ultraszene von Hannover 96 hat zudem das Motto „Alle oder Keiner!“ ausgerufen und damit klargestellt, dass man bei einer Teilöffnung des Niedersachsenstadions für Zuschauer nicht geschlossen in die Nordkurve zurückkehren werde. Einen organisierten Support wird es in Hannover somit bei einer Teilöffnung noch nicht geben. Außerdem fordern die Ultras von Hannover 96, dass grundlegende Reformen im deutschen Profifußball nicht weiter verschoben, sondern noch in diesem Sommer angegangen werden.

„Anstatt damit zu beginnen die Ursache zu ändern und sich mit den Entwicklungen auseinanderzusetzen, den Sommer als Wendepunkt zu sehen und damit zu beginnen, den modernen Fußball grundlegend zu reformieren, werden lieber weiterhin Symptome bekämpft und Konzepte entwickelt, die nur so vor restriktiven Maßnahmen strotzen. Dabei ist auch keine These zu absurd und kein Hightech-System zu teuer, solange man die größtmögliche Anzahl an zahlenden Kunden in die Stadien bekommen kann. Es mag sein, dass aus der Perspektive eines Funktionärs die Wiederöffnung der Stadien unumgänglich ist, da zu lange von der Hand in den Mund gewirtschaftet wurde, jedoch ist kein Fußball es wert seine Freiheit an den Stadiontoren abzugeben und sich den einschränkenden Maßnahmen zu unterwerfen. Von Abstandsmessungen, einschneidenden Verhaltensregeln, über personalisierte Tickets, bis hin zu der Installation von modernen Scannern. Fußball lebt durch seine Emotionen und fanatischen Kurven. Dazu gehört es auch, dass Gästefans die Reise zu den Spielen und der Zugang zum Stadion ebenso wie dem Rest der Zuschauer ermöglicht wird und diese nicht als kleineres Übel gesehen werden und in den Konzepten zur Wiederöffnung unberücksichtigt bleiben. Getreu dem Motto 'Was hat der Fußball falsch gemacht?” wird etwas von Dialog erzählt, während sich jedoch im selben Moment immer weiter von der Basis entfernt wird – ohne es zu merken. Und nachdem der Spuk vorbei ist und sich die eingesetzte Technik bei den Verbänden etabliert hat, hält ein Rückbau niemand mehr für nötig. 'Wer hat schon was gegen Sicherheit?'… Für uns sind derartige Rahmenbedingungen nicht vereinbar mit unseren Grundsätzen und Überzeugungen. Daher kommt auch ein Besuch der Spiele und das organisierte Auftreten unter diesen Umständen für uns nicht in Betracht. Wir wollen uns nicht bei begrenzten Zuschauerkapazitäten mit weiteren Dauerkarteninhabern per Los um die verfügbaren Plätze streiten, noch wollen wir das Ganze in anderweitiger Form unterstützen oder Beachtung schenken. Darüber hinaus lassen wir uns keine 'kontaktlose Körpertemperaturmessung' als Wundermittel verkaufen, das sich in seiner Funktionsweise nur unmerklich von langjährig thematisierten Nacktscannern unterscheidet. Unser Motto lautet klar: 'Alle oder Keiner!' und Finger weg von Hightech-Scannern und Co.! Daher fordern wir die Verbände auf, Konzepte zur Wiederöffnung zu erarbeiten, in denen vor allem keine erwähnten Mittel eine Rolle spielen. Stadien dürfen sich nicht weiter zu einem Hochsicherheitsareal entwickeln, in denen sich Fans ununterbrochen überwacht und beobachtet fühlen. Aus unserer Sicht darf die neue Saison erst starten, wenn allen Fans wieder der Zutritt zum Stadion ohne Einschränkungen ermöglicht werden kann. Es muss auf die Bremse getreten werden. Es muss die Zeit genutzt werden, um den Fußball nachhaltig und fairer zu gestalten – maximal solidarisch. Und alle Fans bitten wir genau zu überdenken, ob ihnen der aktuelle Fußball es wert ist, sich – sollte es soweit kommen – restriktiven Maßnahmen zu unterwerfen und diese Art des Fußballs zu unterstützen. Es ist 5 nach 12. Es muss sich etwas ändern – eher gestern als heute!“, heißt es dazu in der Stellungnahme der Ultraszene Hannover. (Faszination Fankurve, 07.07.2020)

Fanfotos Hannover 96




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