29.07.2018 - Hannover 96

Anderer Blickwinkel auf Konflikt in Ultràszene Hannover



Nachdem wir über den anonymen Blog-Beitrag „Hannover rechts außen – Gegen den rechten Konsens in der aktiven Fanszene!“ berichteten, ist nun in einem Fanforum von Hannover ein weiterer Bericht über die Entwicklung innerhalb der Ultràszene von Hannover 96 veröffentlicht worden, der die Geschehnisse deutlich anders einschätzt.

Auch in dem am Freitag im Forum auf das-fanmagazin.de veröffentlichten Beitrag wird die Antirepressions-Party der Werder Bremen-Ultràgruppe Infamous Youth, an der Mitglieder der damaligen Brigade Nord aus Hannover ebenso teilnahmen, wie Personen der in Hannover verhassten Ultras Braunschweig und von Ultrà Sankt Pauli sowie natürlich zahlreiche Bremer Ultras, als einer der Auslöser des Konflikts genannt.


„Das Theater sorgte nicht nur bundesweit für großen Aufruhr und Spott in den Fankurven, sondern veranlasste auch die Ultraszene in Hannover aufgrund eines nicht mehr vorhandenen Vertrauensverhältnisses die Leute auszuschließen. Da dieses alles nicht ganz aus freien Stücken geschah, hatte man folglich einen schönen Rosenkrieg angezettelt, in dem beide Seiten kein Stück von ihrer Position abweichen wollten. Viel mehr entwickelte sich zwischen den Hauptakteuren eine ‚wunderschöne‘ persönliche Nummer. Während die exBN-Kombo ihre Netzwerke über die Wohnwelt Wunstorf, Teile der Antifa Gruppen Hannover, AStA, Antifa Bückeburg etc. für sich nutzte, konnte die Fanszene entsprechend auf ihren ungebrochenen Zusammenhalt setzen. Und so kam es, wie es kommen musste, wenn zwei homogene Gruppen von jungen Männern innerhalb einer Subkultur aufeinanderprallen. Hier und dort knirscht es“, heißt es zum Ausgangspunkt des Konflikts in dem neuen Beitrag.

Während in dem „Hannover rechts außen“-Blogbeitrag über eine bestimmte Person aus der Fanszene von Hannover 96 geschrieben wurde, dass diese nach wie vor eine entscheidende Rolle innerhalb der Fanszene spiele, heißt es im ebenfalls anonymen Forumseintrag dazu: „Beim Heimspiel gegen Hertha gab es abermals Handlungsbedarf,nwas die Szene veranlasst hat, das Thema nonverbal in aller Konsequenz final fürnalle Zeit zu regeln.“ Zudem sei es schon nach Vorfällen im Trainingslager, die ebenfalls auf dem anonymen Blog thematisiert wurden, zu Distanzierungen aus der Ultràszene gegenüber der angesprochenen Person gekommen.

Beim erzwungenen Rückzug der Rising Boys Hannover bestätigt der Forumseintrag, dass die Teilnahme einzelner Mitglieder an einer Demonstration letztlich zu einer Eskalation führte. Jedoch wird eine Entwicklung in den vergangenen Jahren beschrieben, in der die Rising Boys Hannover wegen ihres Verhaltens öfter kritisiert worden sein sollen: „Viel Kritik brachte in den vergangenen Jahren der RBH innerhalb der eigenen Szene das eigene Verhalten ein. Führungslos und eigensinnig wurde sich mehrfach über Absprachen innerhalb der Ultraszene hinweggesetzt, was zumindest für Unmut innerhalb der meisten anderen Gruppen sorgte. Gerade in Bezug auf Pyroaktionen soll es hierbei Alleingänge gegeben haben, für die in letzter Konsequenz wieder alle die Rechnung zu tragen hatten. Durch die zunehmende Abwesenheit und Prioritätenverschiebungen der älteren RBH-Mitglieder aber gleichbleibendem Anspruchsdenken der jüngeren RBH-Kader wuchs dieser Unmut, was durch die Teilnahme an besagter Demo dann in einer Eskalation endete. Junge RBH-Kader liefen hier in einem Block mit eben jenen Leuten, die regelmäßig Angriffe auf Personen der Ultraszene zu verantworten haben. Ende vom Lied, ein unüberwindbarer, unschöner Konflikt, in dem als Konsequenz die RBH leider viel Federn lassen musste bzw. sich in eine derart missliche Situation manövriert hatte, aus der sie sich aus eigener Kraft nicht mehr retten konnte. Gewinner gab es dabei definitiv keine“, heißt es in dem Forumsbeitrag zum Thema Rising Boys Hannover.

Im Fazit des Schreibers aus dem Forum, der anonym bleibt und sich erst für diesen Eintrag angemeldet hat, heißt es: „Innerhalb der Szene werden derartige Untriebe in der Regel nach meinem Kenntnisstand relativ zeitnah beendet und aus Fehlern zu 96% die richtigen Schlüsse gezogen. Dass dieses in einer Nordkurve mit 12.000 Plätzen nicht zwangsläufig einfacher ist als bei einer homogenen Masse von 30 gleichaltrigen Ultrakids von Linden 07 dürfte ebenso klar sein. Der Urheberkreis ist zudem auch in der Regel identisch und somit klar einzugrenzen. Dass dieser sich immer der gleichen Haudrauf-Mechanismen in gewissen politisch aktiveren Kreisen bedient lässt sich ebenfalls nicht von der Hand weisen, was innerhalb von Teilen der Fanszene logischerweise zur Wahrnehmung von Störenfrieden führt. Gerade den Leuten, die sich in solchen Fällen die Mühe einer aufwendigen (oft nonverbalen) Selbstregulierung innerhalb der Fankurve machen, erweist man damit einen Bärendienst. Es gibt aus meiner Sicht definitiv keine Gegenbewegung zu antirassistischen Strömungen innerhalb der Fanszene oder antifaschistischen Bündnissen außerhalb der Fanszene von Hannover 96. Allerdings dürften unreflektierte und aus falsch interpretierter Solidarität verbreitete Texte sicherlich nicht zu einer höheren Akzeptanz eben jener führen.“


Da sich weder die Ultras Hannover, noch andere beteiligte Gruppen bisher öffentlich zum Thema geäußert haben, kann der Forumsbeitrag helfen, einen anderen Blickwinkel auf die offenkundig aufgetreten Konflikte innerhalb der Fanszene von Hannover 96 bieten, als der „Hannover rechts außen – Gegen den rechten Konsens in der aktiven Fanszene!“-Blogbeitrag. Fest steht jedenfalls, dass das Thema sehr komplex ist und es verschiedene Blickwinkel auf die angesprochenen Konflikte gibt. (Faszination Fankurve, 29.07.2018)

Hier geht es zum zitierten Forumseintrag auf das-fanmagazin.de.

Fanfotos Hannover 96




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