29.06.2012 - Fortuna Düsseldorf / Borussia Mönchengladbach

Anreise trotz Geisterspiel


Die Fans von Borussia Mönchengladbach wollen zahlreich zum Geisterspiel bei Fortuna Düsseldorf reisen. Da bei dieser Partíe am ersten Spieltag keine Fans zugelassen werden sollen, wollen die Fans beider Mannschaften das Spiel in der Stadt gucken. Dies könnte zu Problemen führen, da eine Fantrennung in der Stadt nur schwer durchzusetzen ist.

Faszination Fankurve dokumentiert die Mitteilungen des Fanprojekts Mönchengladbach und die Antwort der Ultras Düsseldorf:

Mitteilung des Fanprojekts Mönchengladbach:

Geisterspiel in Düsseldorf? Nicht mit uns (oder eher gesagt ohne uns)!

Der FPMG Supporters Club e. V. hat den veröffentlichten Spielplan der Saison 2012/2013 mit Unbehagen zur Kenntnis genommen. Der diesjährige Spielplan zeigt ein altes Problem: Fans werden bei diesem Prozedere nicht berücksichtigt! Wie kann es sonst sein, dass ein Spiel – bei dem nach sehr hoher Wahrscheinlichkeit kein Fan vor Ort sein darf – ohne die Seele der Borussia, nämlich ihre treuen Fans, stattfinden soll?

Soll das eine besonders clevere Entscheidung bei der Wahl des Geisterspiels sein? Das darf nicht sein! Ein Traditionsverein wie Borussia Mönchengladbach mit zig Tausenden von treuen Fans darf nicht auf diese Art und Weise bestraft werden.

Und vor allem für was? Gerade eben wir haben doch noch im letzten Jahr eindrucksvoll gezeigt, dass und wie man Relegation ohne Zwischenfälle spielen kann. Und weil wir in Bochum den Rasen nicht gestürmt haben, sollen wir nun bestraft werden?

Der FPMG Supporters Club e. V. wird dies nicht so hinnehmen. Wir sagen jetzt schon: Wir fahren TROTZDEM NACH DÜSSELDORF und fordern alle Fans von Borussia Mönchengladbach auf, dies ebenfalls zu tun. Lasst auch diese Stadt in schwarz-weiß-grün erleuchten!!!

Spätestens dann werden die DFL und die Leute der ZIS sehen, dass es nicht immer klug ist, zwei Faktoren auf einmal zu beseitigen. Dieser berechenbare Spieltag wurde doch eben nur so gestaltet, da erstens die Vereine nah beinander liegen und ein immenses Fanpotential herrscht. Manche würden – zweitens – von einem Risikospiel sprechen, was dementsprechend auch eine hohe Polizeipräsenz erfordert, welche wiederum Geld kosten würde. Aber Geld sparen und dafür Unschuldige bestrafen und die Identität des Fußballs – die Stimmung – opfern?

Wir sagen ganz klar „NEIN!“ und trotzdem oder gerade deshalb „AUF NACH DÜSSELDORF!!!“

Sofern die Strafe, die ja eigentlich eine Strafe für Düsseldorf sein soll, tatsächlich bestätigt wird, folgen weitere Protestaktionen!

Offener Brief des Fanprojekts Mönchengladbach an DFB und DFL:

Vorfreude? Eher Entsetzen. (Offener Brief an die DFL)

Sehr geehrte Damen und Herren der DFL,

mittlerweile haben sich Offizielle des Vereins sowie Hinz und Kunz auf der Straße in den Medien zu dem drohenden Geisterspiel am zweiten Spieltag bei Fortuna Düsseldorf geäußert. Teilweise diplomatisch, teilweise drastisch, zum größten Teil jedoch naiv. Naiv ist allerdings ebenfalls, dass auf die öffentlichen Reaktionen noch keine Gegenreaktion seitens der DFL oder des DFB zu lesen oder zu hören war.

Die Herren (und Damen) in den grauen Anzügen sitzen anscheinend lieber schweigend hinter ihren Schreibtischen und denken sich den nächsten Unsinn aus, mit dem sie Fußballdeutschland beglücken können.

Was erwartet die Stadt Düsseldorf und die Ordnungskräfte vor Ort, sollte es bei dieser Entscheidung bleiben? Vermutlich das blanke Chaos. Das haben sie scheinbar nicht bedacht, die Schreibtischtäter, obwohl sie mittlerweile schlauer sein sollten. Man betrachte nur einmal die Aussperrung der Gästefans beim Spiel der Frankfurter Eintracht bei Union Berlin. Eine Maßnahme, die völlig danebengegangen ist. Und deren Scheitern für jeden wirklichen Fan – eben nicht Hinz und Kunz, die alle zwei Jahre mal am Stadion vorbeifahren… - schon vorher sonnenklar war. Weil sich Fans eben nicht einfach so schikanieren lassen, und wenn sie zum Spiel wollen, dann wollen sie das und dann schaffen sie das in der Regel auch. Weil sie nämlich beileibe keine amorphe, tumbe Masse, sondern ein vielschichtiges, meist gut organisiertes, kreatives und intelligentes soziales Gefüge sind.

Unsere Szene in Gladbach ist da keine Ausnahme. Vielleicht mag ein Geisterspiel den ein oder anderen davon abhalten, nach Düsseldorf zu reisen, aber die meisten werden sich schon aus purem Protest auf den Weg machen. Aus Protest gegen eine Fremdbestimmung, die wirklich beispiellos ist, und aus Protest gegen eine Bestrafungsmentalität, die man nach den Zeiten der Aufklärung eigentlich längst hinter sich gelassen haben sollte. Seither sollte man wissen, dass die Bestrafung Unschuldiger die größten Widerstände und Revolten ausgelöst hat.

Sollte es tatsächlich Zufall sein und spieltagsplanungstechnisch einfach nicht anders möglich gewesen sein, dass wir am zweiten Wochenende in Düsseldorf ranmüssen – was ja wohl zu Recht von den meisten bezweifelt wird – dann stellt dies die Arbeit der DFL erst recht in Frage. Wie kann es denn sein, dass man es zulässt, dass gerade die Fans des Vereins, die sich im Vorjahr bei den Relegationsspielen vollkommen friedlich verhalten haben, kollektiv mit bestraft werden? (Es soll nicht verschwiegen werden, dass in Bochum von Gladbachern Bengalos abgebrannt wurden, es wurde jedoch nichts auf das Feld geworfen.)

Mit viel Leidenschaft, Zeit und natürlich auch finanziellem Aufwand arbeitet das Fanprojekt Mönchengladbach e. V. daran, die Fanszene der Borussia gewaltfrei und frei von Straftaten im Zusammenhang mit Fußball zu halten. Gewaltfreie Orientierung für die Jugendlichen und Belohnen für ordentliches Benehmen werden vom FPMG und natürlich auch in unserem Jugendzentrum „De Kull“ erfolgreich vorgelebt; durch die Entscheidung eines Geisterspiels für friedliche Borussia-Fans wird diese gesamte Arbeit ad absurdum geführt. Mit dieser Entscheidung gehen uns künftig die Argumente aus, warum es sich lohnt, gewaltfrei ins Stadion zu gehen. Mit solchen ungerechtfertigten Maßnahmen erzeugt man perspektivisch wieder zu Gewalt neigende Jugendliche, da positives Verhalten sowieso nicht belohnt wird. Danke, liebe DFL.

Und als wäre das nicht schon genug des Ärgers wird es dann am 22. Spieltag, also in der Rückrunde, richtig lustig. Borussia spielt beim HSV, der FC bei St. Pauli. Angesichts der Vorfälle im letzten Jahr, die wohl auch dem Fensterputzer bei der DFL klar gemacht haben sollten, dass gerade bei diesen beiden Vereinen die Reisewege zu beachten sind, wirkt diese Planung wie der blanke Hohn. Wie wird das dann im schlimmsten Fall für uns und die FC-Fans aussehen? Das Wochenende in Hamburg, welches ja immer ein kleines Highlight ist, können wir uns alle abschminken. Um da noch irgendwie rauszukommen, wird wohl Borussia – sofern nicht international noch in der Woche tätig – am Freitagabend, die Kölner dann am ungeliebten Montagabend antreten müssen. Und selbst dann ist noch fraglich, ob das als Maßnahme ausreicht, um ein Aufeinandertreffen der Fangruppen zu verhindern. Alles, was dennoch passieren sollte, ist dann auf jeden Fall von der DFL zumindest billigend in Kauf genommen worden.

Wir werden weiterhin versuchen, bei beiden betroffenen Spieltagen auf eine Änderung hinzuwirken. Letztlich ist es schon ärgerlich genug, dass der Spielplan als allererstes keine Vorfreude, sondern Entsetzen auslöst. Aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Wenn man uns nicht im Vorfeld mit einbezieht, müssen wir uns halt jetzt im Nachhinein Gehör verschaffen.

Grüßend, Vorstand und Präsidium des FPMG Supporters Club e. V.

Antwort der Ultras Düsseldorf:

Geisterspiel gegen Gladbach

Nach langen Jahren der Abstinenz, sind wir also tatsächlich zurück in der 1. Bundesliga und schon am 2. Spieltag geht es gegen unsere guten Freunde aus Viersen.

Wir sind äußerst enttäuscht darüber, dass uns der DFB dieses langersehnte Spiel nicht auf den Rängen verfolgen lassen will. Wir hoffen sehr, dass der Einspruch unseres Vereins Fortuna Düsseldorf ein Umdenken bei den Verantwortlichen bewirkt und WIR, die Fans von Fortuna Düsseldorf, unsere Mannschaft wie gewohnt im Stadion unterstützen können.

Sollte es dennoch zum Geisterspiel gegen Borussia Mönchengladbach kommen, wollen wir uns allerdings das Fußballfest nicht versauen lassen!

Mit großer Freude und einem Schmunzeln auf den Lippen nehmen wir Nachrichten aus dem nahegelegenen Viersen auf, dass man trotz des Geisterspiels nach Düsseldorf anreisen möchte, um einen tollen Fußballtag zu erleben. Als guter Gastgeber sehen wir uns in der Pflicht, euch, die Anhänger der Borussia aus Mönchengladbach, in unsere wunderschöne Stadt am Rhein einzuladen – schon Napoleon und Heinrich Heine waren von ihr verzaubert! Unsere Altstadt mit ihrer Vielzahl an Gassen und Kneipen eignet sich perfekt, um zusammen mit uns diesen Feiertag zu zelebrieren.

Wir würden uns sehr über ein zahlreiches Erscheinen eurerseits freuen – wir wollen euch das Großstadtfeeling ein wenig näher bringen und mit euch unsere Rückkehr in die Bundesliga feiern.

Ultras Düsseldorf 2000