19.10.2020 - FC Schalke 04

Ansprache der Ultras, Eklat bei U19 & Kritik an Tönnies


Auf Schalke kam es gestern sowohl zum U19-Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund, als auch zum Bundesliga-Duell zwischen den Knappen und dem 1. FC Union Berlin. Im Anschluss an das Bundesliga-Spiel hielten Schalke-Ultras im Hinblick auf das anstehende Revierderby eine Ansprache.

Die Bundesliga-Mannschaft des FC Schalke 04 konnte die Negativserie gestern Abend auch beim Heimspiel gegen Union Berin nicht beenden, holte aber vor nur 300 zugelassenen Zuschauern in der Arena auf Schalke trotz des Rückstands noch einen Punkt. Der Ex-Schalker Friedrich brachte die Gäste in der 55. Minute in Führung, Paciencia erzielte in der 69. Minute den Ausgleichstreffer zum 1:1 Endstand.

Im Nachgang der Partie wartete eine Gruppe von Schalke-Ultras am West-Tor der Arena auf die Mannschaft, um diese mit einer Ansprache für das anstehende Revierderby am kommenden Samstag in Dortmund zu motivieren. Bei diesem Motivationsbesuch, bei dem die Ultras einen Mund-Nasen-Schutz trugen, soll auch die kämpferische Leistung beim vorherigen Spiel gelobt worden sein. Gleichzeitig stellten die Schalke-Fans jedoch klar, dass beim Derby am Samstagabend noch mehr kommen müsse: „Das sieht auch eine Gruppe Ultras so, die am Tor West auf die Mannschaft wartet, um die Spieler auf das Derby einzuschwören: 'Das war okay heute. Ihr müsst aber fürs Derby noch ein paar Prozente mehr draufpacken.… Ist das angekommen? 200 Prozent! Von jedem! Für Schalke. Auf geht’s!'“, heißt es auf 100prozentmeinschalke.de zur Ansprache der Ultras an die seit Monaten erfolglose Schalker Mannschaft.


Im Gelsenkirchener Parkstadion kam es am gestrigen Vormittag zuvor zum Revierderby und dabei zum Eklat. Das Aufeinandertreffen der U19-Teams von Schalke und dem BVB gewannen die Gäste aus Dortmund durch drei Tore des Ausnahmetalents Youssoufa Moukoko mit 3:2. Aus einer Ecke der anwesenden 300 Zuschauer im Parkstadion wurde Moukoko dabei mehrfach beleidigt, worunter auch rassistische Beleidigungen gewesen sein sollen. „Wir können uns bei Youssoufa #Moukoko für die Aussagen einiger Fans beim #U19S04BVB der @knappenschmiede nur entschuldigen. Bei allen Emotionen im Derby - solche Beleidigungen verurteilen wir aufs Schärfste und lehnen sie ausdrücklich ab. Wir werden die notwendigen Maßnahmen gemeinsam mit @s04fanbelange einleiten. #S04 #NoToRacism“, entschuldigte sich der FC Schalke 04 noch gestern via Kurznachrichtendienst Twitter für den Vorfall.

Auch der betroffene BVB-Kicker meldete sich zu Wort. Moukoko erklärte, dass es im Fußball keinen Platz für Rassismus geben sollte. Ein Derby sei immer emotional für Spieler und Fans, aber der Sport solle die Menschen verbinden und keine Grenzen zwischen ihnen ziehen. Er wolle weiter mit Leidenschaft Fußballspielen und sich von Beleidigungen nicht unterkriegen lassen: „Wir sagen Nein zu Rassismus, es gibt genug Hass in der Welt. Lasst uns zusammenhalten. Black lives matter“, so Moukoko via Instagram.

Über das Thema Rassismus wurde auf Schalke zuletzt vor allem wegen der Causa Clemens Tönnies gesprochen. Nachdem der damalige Aufsichtsratsvorsitzende des FC Schalke 04 beim Tag des Handwerks in Paderborn durch rassistische Aussagen aufgefallen war, positionierten sich die Ultras Gelsenkirchen eindeutig gegen Clemens Tönnies und gegen Rassismus. Beim Pokalspiel bei SV Drochtersen/Assel zeigten Schalke-Fans Tönnies und Rassismus im August 2019 symbolisch die rote Karte.

Im Juni 2020 trat Tönnies als Aufsichtsratsvorsitzender des FC Schalke 04 zurück. Beim Auftaktspiel der Saison 2020/2021 war Tönnies beim Gastspiel der Knappen in München dennoch auf der Tribüne zu Gast. Die eigentlich im I-Block der Arena auf Schalke beheimateten Marler Jungs aus der aktiven Fanszene des FC Schalke 04 nahmen diesen Auftritt von Tönnies zum Anlass, um gestern zu fordern, dass das „System Tönnies“ auf Schalke überwunden werden müsse. Im Umfeld des Parkstadions und der Arena auf Schalke waren gestern Flyer der Gruppe zu finden. Im darauf gedruckten Statement hieß es von den Marler Jungs: „Unabhängig vom sportlichen Offenbarungseid der Jungs auf dem Platz kam uns beim Anblick von Clemens Tönnies auf der Münchner Tribüne die Galle hoch.“ Für die Gruppe sei fraglich, dass sich Clemens Tönnies mit seinem Rücktritt tatsächlich aus dem operativen Geschäft auf Schalke zurückgezogen habe.

Die Marler Jungs befürchten, dass Tönnies ins Zukunft als Investor auf Schalke einsteigen könnte, schließlich wird beim FC Schalke 04 aktuell eine Ausgliederung der Profimannschaft in eine Kapitalgesellschaft diskutiert: „Vielmehr zeigt es uns, dass das System Tönnies weiterhin wie ein Geschwür im Verein agiert. Einen personellen Neuanfang nach Tönnies hat es nie gegeben. Die selben Personen sitzen nun auf etwas anderen Positionen und halten das System am leben und treiben die Ausgliederung voran. Clemens reibt sich schon die Hände, wenn er erneut mit seinem Schweinegeld bei uns einsteigen kann. Deshalb fordern wir eine komplette Neubesetzung der Führungspositionen in unserem Verein mit unabhängigen Akteuren. FC Schalke 04 e.V. - Nur ohne Tönnies!“, so die Stellungnahme der Marler Jungs weiter. (Faszination Fankurve, 19.10.2020)

Fanfotos FC Schalke 04




Weitere News:
25.07.2021: Ultras Gelsenkirchen beschwören den Zusammenhalt
21.04.2021: S04-Abstieg: Vorfall am Teambus & Feuerwerk von BVB-Fans
12.02.2021: Schalker Ultras mit Besuch an Geschäftsstelle
24.12.2020: Wie Ultras GE die graue Wand in der Nordkurve bemalten
13.12.2020: S04-Ultras motivierten Spieler vor Abfahrt nach Augsburg

Alle 394 News anzeigen