30.03.2017 - Antidiskriminierung

Anti-Homophobie Fahne in Zukunft willkommen


Beim U21 Länderspiel Spiel in Biel wurde eine Zaunfahne mit dem Schriftzug „Fans gemeinsam gegen Homophobie“ abgehangen, weil diese zu politisch sei (Faszination Fankurve berichtete). Nun versicherte der Schweizerischer Fussballverband gegenüber der Faninitiative, dass die Fahne zukünftig erwünscht sei.


„Inzwischen haben die Verantwortlichen des SFV als auch der SRG die Sachlage nochmals abgeklärt und auf unseren offenen Brief geantwortet. Unser Schreiben erfolgte ja erst, als in einer ersten Stellungnahme gegenüber den involvierten Fans das Verhalten im Stadion von SRG (SRF) und dem SFV verteidigt und gerechtfertigt wurde. Inzwischen ist klar, dass nicht die mit der Produktion beauftragte SRG vor Ort interveniert hatte. Dies war offensichtlich eine falsche Information an die Fans bei der Intervention im Stadion. Die darauf erfolgte Rechtfertigung von SRF an die Fans war die Folge eines internen Missverständnisses. Auch der SFV sieht das Verbot der Zaunfahne als Folge unglücklicher Umstände. «Die Aufforderung zum Abhängen entstand aus Überraschung (weil an einem U-20 Spiel nie Banner aufgehängt werden) und einer Fehleinschätzung über dessen Botschaft/Zulässigkeit in der Hektik der unmittelbaren Matchvorbereitung». Im Weiteren versichert der SFV, dass das Banner an den von ihm organisierten Spielen auch zukünftig willkommen ist. Wir freuen uns über diese rasche und positive Klärung der misslichen Geschichte und bedanken uns bei beiden Organisationen für die offene und vertrauensvolle Kommunikation. Es ist uns klar, dass in grossen und komplexen Organisationen wie in diesem Fall, nicht immer alles fehlerfrei abläuft. Es zeigt aber auch, dass dem Setup im Stadion und dem Verständnis für Fananliegen genügend Aufmerksamkeit eingeräumt werden muss. Dabei bringen wir uns gerne ein und begrüssen entsprechend Initiativen des SFV. Wir freuen uns auf die nächsten Spiele unserer U20/U21 Teams!“, heißt es in der Stellungnahme der Initiative „Fans gemeinsam gegen Homophobie“. (Faszination Fankurve, 30.03.2017)

Zuvor veröffentlichte die Faninitiative diesen offenen Brief:

Sehr geehrte Damen und Herren

Beim U20 Länderspiel Schweiz – Deutschland am 27.3.2017 in der Bieler Tissot-Arena hatten einige Fans ein Banner mit der Aufschrift «Fans gemeinsam gegen Homophobie» aufgehängt. Dies in der guten Absicht, damit die Bemühungen der internationalen Sportverbände (insbesondere der FIFA) gegen Homophobie im Fussball zu unterstützen. Rund 15 Minuten nach Spielbeginn wurden die Fans angewiesen, das Banner mit Verweis auf Vorgaben der SRG, abzuhängen.

Inzwischen haben sich sowohl die SRG als auch der Schweizerische Fussballverband (SFV) bei den involvierten Fans auf deren Nachfragen hin gerechtfertigt und verweisen dabei auf das Verbot von Werbung mit politischer, religiöser oder ähnlicher Ausrichtung. Dabei bezieht sich die SRG auf die eigenen Werbegrundsätze der SRG-Business-Unit Sport während sich der SFV auf entsprechende Vorgaben der UEFA beruft.

Beide Institutionen verbergen sich dabei hinter dem üblichen Scheinargument der politischen Werbung.

Die Aktion «Fans gemeinsam gegen Homophobie» macht keine politische Werbung, sondern zeigt lediglich eine Botschaft gegen Homophobie, ähnlich den verschiedenen Kampagnen gegen Rassismus. Das Engagement gegen Homophobie ist in den Statuten in Artikel 3 der FIFA explizit aufgeführt und zudem Inhalt verschiedenster Präventionsprojekte. Die UEFA engagiert sich unter anderem zusammen mit FARE-Network mit verschiedenen Kampagnen und Programmen gegen Homophobie. Es kann doch nicht angehen, dass eine Fanbotschaft, welche die offizielle Haltung der Verbände stützt, als politische Werbung abgetan und verboten wird. Würde ein Banner gegen Rassismus von den Verantwortlichen ebenso sanktioniert? Wohl kaum.

Inkonsequent wird die Argumentation spätestens dann, wenn klar ist, dass das besagte Banner bereits an internationalen Spielen zugelassen und gezeigt wurde. So unter anderem am Champions League Final 2012 und an einer weiteren CL Begegnung 2013 in der Münchner Allianz Arena und bereits 2012 an einem Freundschaftsspiel Deutschland – Israel in Leipzig. Und, last but not least, am 13.10.2016 im Letzigrund beim Champions League Spiel FCZ Frauen – SK Sturm Graz. An all diesen Spielen haben weder Verbände noch TV-Anstalten vor Ort interveniert.

Zudem ist das Banner seit fünf Jahren regelmässig in fast allen europäischen Ligen präsent – auch in der Schweiz. Im Januar wurde das Banner und die Aktion ferner mit dem Julius Hirsch Preis des Deutschen Fussballbundes DFB ausgezeichnet. In diesem Kontext ist der Vorwurf der politischen Werbung entweder nur dumm oder tatsächlich böse Absicht.

Betrachtet man die konkrete Situation beim besagten U20 Spiel in Biel, scheint den Verantwortlichen zudem jedes Augenmass zu fehlen. Bei einem Spiel, das lediglich als Web-Stream gesendet und von geringem kommerziellen Wert ist, Werbe-Richtlinien die für Top-Turniere formuliert wurden vorzuschieben, ist fadenscheinig. Offenbar gelten für U20 Spiele strengere Richtlinien als für die Schweizer Super- und Challenge League.

Wir erwarten von der SRG und dem SFV in dieser Frage eine tatsächliche inhaltliche Diskussion und keine Scheinargumente. Zudem fordern wir einen der freien Meinungsäusserung angemessenen und toleranten Umgang mit Fanbotschaften. Wie soll eine positive und offene Fankultur gefördert werden, wenn deren Ansätze im Keim erstickt werden?

Freundliche Grüsse

Queer Football Fanclubs (Schweiz) / Queerpass Basel, Wankdorf Junxx, Letzi Junxx
Marcel Tappeiner

Aktion «Fans gemeinsam gegen Homophobie»






Weitere News:
28.03.2017: „Gegen Homophobie“ Banner abgehangen