24.11.2019 - Union Berlin/Gladbach

Attacke auf Schiff, Pyro, Fans im Innenraum & ein Abschied


Eine Schifffahrt mit 1.000 Gästefans, bei der ein Boot mit Fäkalien attackiert wurde, Choreografien auf beiden Seiten, eine Pyroshow im Gästeblock, Gästefans im Innenraum mit Tumulten und kurzer Spielunterbrechung sowie eine Verabschiedung des Vorsängers der Waldseite gestern bei Union Berlin gegen Mönchengladbach.

Der FPMG Supporters Club hat vor dem Spiel mit Unterstützung der Spreeborussen einen sogenannten Spree-Convoy organisiert, bei dem 1.000 Borussia Mönchengladbach-Fans mit Schiffen zu einer traditionellen Spreerundfahrt zum Steg Rathaus Köpenick/Luisenhain aufbrachen. Von verschiedenen Startpunkten aus machten sich die Schiffe mit Gästefans aus in Richtung Osten. Laut Angaben der Rheinischen Post wurde eines der beteiligten Schiffe von einer Brücke aus mit Fäkalien, Steinen und Eiern attackiert. Unklar ist, wer hinter dieser Attacke steckt. Fans von Union Berlin werden es nicht gewesen sein, da zwischen Anhängern vom FC Union und von der Borussia vom Niederrhein eine Fanfreundschaft pflegt. Die Ultragruppen HammerHearts und Sottocultura machten diese Verbindung vor einem Jahr offiziell (Faszination Fankurve berichtete). Doch diese Tatsache macht die Fans vom Niederrhein in anderen Teilen von Berlin noch unbeliebter. Vom Schiffsanleger in Köpenick ging es für die Gästefans gestern zu Fuß zum Stadion an der Alten Försterei.


Im Stadion leiteten beide Fanlager das erste Aufeinandertreffen beider Vereine in der Bundesliga mit Choreografien ein. Auf der Waldseite wurden dabei Zettel hochgehalten, die ein rot-weißes Balkenmuster ergaben. Vor der Kurve war bei der schlichten Choreografie „1. Fußballclub Union Berlin“ zu lesen. Im Gästeblock führten Mönchengladbacher Ultras währenddessen eine mehrteilige Choreografie mit einem alten Fußball in der Mitte durch. Zunächst waren auf den dabei ausgerollten Folienbahnen die Droogs aus dem Film und Roman Clockwork Orange zu sehen, bevor das Gründungsjahr 1900 von Borussia Mönchengladbach zum Vorschein kam. Anschließend wurden die Folienbahnen nochmal weiter ausgerollt und über den Gästeblock breitete sich die Botschaft „ACAB“ (All Cops Are Bastards) aus. Der alte Fußball in der Mitte der Choreografie blieb die gesamte Zeit über sichtbar, während die restlichen Folienbahnen ihr Motiv wechselten. Anschließend zündeten die Mönchengladbacher Ultras noch weißen und schwarzen Rauch.


In der zweiten Halbzeit wurden verteilt über weite Teile des Stadions an der Alter Försterei noch Spruchbänder für den Vorsänger „Voss“, der nach 13 Jahren seine Aufgabe als Vorsänger der Waldseite aufgibt, hochgehalten. Verschiedenste Fanclubs und Gruppen bedankten sich mit Plakaten bei dem Vorsänger und auch vorm Gästeblock hing eine „Respekt, Loyalität, Freundschaft - Danke Voss!“-Botschaft.


Kurz vor Abpfiff des Spiels betraten vereinzelt Mönchengladbacher Ultras den Innenraum vorm Gästeblock, ohne dabei jedoch den Rasen zu betreten. Schiedsrichter Felix Brych unterbrach die Partie für wenige Momente, als es im Innenraum vorm Gästeblock zu kurzen Tumulten zwischen Gästefans und dem Ordnungsdienst kam. Ausgelöst wurden die Tumulte offenbar, weil der Ordnungsdienst in den Augen der Gästefans nicht schnell genug reagierte, nachdem ein Mönchengladbach-Fan in der Nähe zum Vorsänger zusammenbrach und die Ordner auf den Notfall erst durch Gästefans aufmerksam gemacht wurden, die dafür in den Innenraum stiegen. Unnötigerweise kam es dabei noch zu einem Handgemenge zwischen Fans und Ordnern.


22.012 Zuschauer im mal wieder restlos ausverkauften Stadion an der Alten Försterei sahen gestern einen 2:0 Heimsieg des Aufsteigers gegen den Tabellenführer vom Niederrhein. Ujah sorgte nach einer Viertelstunde in der ersten Hälfte für die Führung, Andersson erhöhte in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit auf 2:0.


Die FC Union-Fans konnten somit nach Abpfiff den nächsten Heimsieg feiern und sich gebührend vom Vorsänger „Voss“ verabschieden. Die FCU-Spieler bildeten für ihn ein Spalier vor der Waldseite und trugen den Vorsänger zum Abschied auf den Armen. Emotionale Momente für einen verdienten Fan, der den Aufstieg des Vereins von NOFV-Oberliga bis in die 1. Bundesliga mitmachte. (Faszination Fankurve, 24.11.2019)

Choreografie, Pyroshow und Tumulte im Video: