13.04.2012 - SC Freiburg

Auf Pyroshow folgen Verbote


Nachdem Freiburger Fans beim Heimspiel gegen Nürnberg Pyrotechnik zündeten hat der Verein den Fangruppen, die nicht in der Fangemeinschaft organisiert sind nun das Megafon, den Infostand, den Infoflyer, Doppelhalter und Spruchbänder verboten, sowie die Arbeitskarten abgenommen, wie die Supporters Crew Freiburg mitteilt.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Supporters Crew Freiburg:

Verbote, Verbote, Verbote

Heute wurde auf der Homepage des SC Freiburg und auch auf dem Online-Auftritt der Badischen Zeitung veröffentlicht, dass „alle Zugeständnisse und Sonderregelungen für nicht-organisierte Fangruppen bis zum Saisonende zurückgenommen“ werden.

Zu den Sonderregelungen äußert sich der SC Freiburg wie folgt: „Dies beinhaltet konkret die Schließung des Infostandes hinter der Nordtribüne, das Verteilen von Flugblättern auf dem Stadiongelände, den Entzug von Arbeitskarten, den Einsatz von Doppelhaltern und Spruchbändern sowie die Rücknahme der Ausnahmegenehmigung zur Nutzung des Megafons.“

An dieser Stelle wollen wir betonen, dass uns diese Information nur durch die Veröffentlichung des SC Freiburg und die Verbreitung der BZ bekannt wurde. Die Supporters Crew Freiburg wurde in keinster Weise von einem Vertreter des Vereins über diese Maßnahmen informiert, geschweige denn, wurde ein Gespräch mit der Supporters Crew gesucht.

Dass die beschlossenen Verbote unter anderem eine Kollektivstrafe darstellen und diese ausschließlich die unorganisierten Fans betrifft, wirft in unseren Augen einige Fragen auf:

Warum gelten die Verbote ausschließlich für unorganisierte Fans? Bisher ist nicht ermittelt worden, ob die Personen, die die Pyrotechnik gezündet haben, überhaupt Mitglieder in irgendeiner Gruppierung, Interessengemeinschaft oder eines Fanclubs sind. Wird also auf Verdacht davon ausgegangen, dass dies einfach so ist und dass diese Personen keinesfalls Mitglieder der Fangemeinschaft gewesen sein können?

Betrifft die Titulierung „unorganisierte Fans“, wie die BZ es geschrieben hat, alle Mitglieder der Supporters Crew und der Natural Born Ultras?

Was ist mit den anderen unorganisierten Fans, die ins Stadion gehen und ihren Doppelhalter oder ihre Fahne mitbringen? Wie kann hier unterschieden werden? Zeigen dann alle die organisiert sind ihren Mitgliedsausweis der FG vor?

Was hat es mit der Kollektivstrafe auf sich? Was hat der Infostand, was hat der Fanblock (Anm. d. Verf.: Info-Flyer der SCFR, welcher in der Vergangenheit sicher nicht durch Verherrlichung von Pyrotechnik auffiel), was hat das Megaphon mit dem Zünden von Pyrotechnik durch eine geringe Anzahl an Personen zu tun? Was soll diese Kollektivstrafe bewirken?

Hat sich keiner der Verantwortlichen überlegt, dass diese Verbote zu Ohnmachtsgefühlen gegenüber dem Verein führen? Dass gerade bei Jugendlichen eine „jetzt erste recht“-Einstellung gefördert wird? Dass sich die Fronten so nur weiter verhärten werden? Dass auch die Motivation, positiv auf die Geschehnisse innerhalb der Fanszene hinzuwirken, hier eher abnehmen denn steigen wird?

Laut diversen Medienberichten ist die Polizei den Tätern auf der Spur, wozu braucht es dann überhaupt eine Bestrafung nach diesem Gießkannenprinzip? Bzw. warum wartet man nicht das Ende der Ermittlungen ab, bevor man wieder einmal in blinden Aktionismus verfällt? Hat sich denn durch die Kollektivstrafen, welche es in der Vergangenheit aufgrund des Fehlverhaltens einiger weniger Fans bereits gab, nachhaltig etwas gebessert? Wird etwa ernsthaft geglaubt, dass es auch nur für einen der Täter wirklich von Bedeutung ist, ob es beispielsweise einen Infostand gibt oder nicht gibt?

Beim vergangenen Heimspiel waren wir über den Einsatz von Pyrotechnik wahrscheinlich genauso erstaunt wie die meisten anderen Stadionbesucher. Was aber soll die Supporters Crew als Interessensgemeinschaft von verschiedensten SC Fans in einem solchen Fall unternehmen? Was wäre unsere Aufgabe?

Wir sind uns sehr wohl darüber bewusst, dass sich in unserem Umfeld viele jugendliche Fans aufhalten, unter ihnen auch einige Wenige, die dazu neigen ihre Grenzen auszuloten. Genau aus diesem Grund weisen wir schon seit Jahren daraufhin, dass die Freiburger Fanszene ein professionell agierendes Fanprojekt benötigt um gerade mit heranwachsenden Fans langfristig und präventiv zu arbeiten, sowie uns die Unterstützung in Bereichen zu geben, welche wir als ehrenamtlich geführte Organisation nicht bis ins letzte Detail abdecken können.

Fragen über Fragen die Raum für mindestens eine weitere Frage aufwerfen: Stellt sich einer der Verantwortlichen diesen Fragen oder bleiben sie durch kommentarloses Schweigen unbeantwortet?

Distanzierung…

Diskriminierende Sprechchöre, Gewalt beim Fußball, Pyrotechnik. Bei diesen Dingen wird in Freiburg von allen Fans, die formell oder informell organisiert sind, erwartet, dass sie sich davon distanzieren. Der Supporters Crew wurde nicht nur ein Mal vorgeworfen, dass sie sich von gewissen Dingen nicht distanziere, Unverständnis und Vorwürfe der Duldung solcher Dinge machte sich daraufhin in der restlichen Fanszene und bei den Verantwortlichen des SC Freiburg breit. „Man müsse sich doch distanzieren“ heißt es immer wieder. Also warum hat die SCFR das des Öfteren abgelehnt, sich stattdessen nicht geäußert oder mit Fragen und Forderungen geantwortet?

Weil die SCFR mit ihren gut 200 Mitgliedern gut 200 verschiedene Meinungen vertritt und es uns als Vorstandschaft unmöglich erscheint diese Meinungen auf einen Standpunkt zu reduzieren. An dieser Stelle werden in der Regel die Rufe laut, dass man sich doch an einen gewissen Fankodex halten müsse, dass es unabdingbar sei Fehlverhalten und Straftaten im Rahmen von Fußballveranstaltungen aufs Schärfste zu verurteilen. Und wenn man dies nicht in der Öffentlichkeit tue, sei man automatisch für dieses Fehlverhalten. Doch diese Argumentationskette greift zu kurz. Die Supporters Crew hat bisher darauf gesetzt sich öffentlich mit Degradierungen zurückzuhalten und lieber im internen Bereich versucht Einfluss zu nehmen und wird dies auch in Zukunft tun. Wir sehen darin den richtigen Weg, auch wenn dieser von außen nicht sichtbar und als wenig effektiv erscheinen mag. Denn es wird sich kein Mitglied der Supporters Crew (und auch keines anderer Fanorganisationen) ändern, weil die Vorstandschaft der Öffentlichkeit sagt, dass sie ein gewisses Verhalten nicht toleriere. Dieser komplexe Prozess ist um einiges zeitintensiver als einfach eine Stellungnahme zu schreiben, in der man sich einfach von Vorkommnissen distanziert. Wir sind der Meinung, dass ein faktischer und sozialer Ausschluss von Menschen, die sich nicht richtig verhalten haben, nicht die Wirkung erzielt, dass sie sich zukünftig konform verhalten, sondern dass eher das Gegenteil passiert. Dass dadurch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sich die Personen radikalisieren und sich in kleinen Gruppen zusammenschließen, in denen keine „soziale Kontrolle“ mehr stattfindet. Und an diesem Punkt wird es wirklich bedenklich. Denn wenn die Personen unter sich agieren und sich jeglichen Interventionen von außen entziehen, wird das Fehlverhalten zunehmen.

Natürlich leidet der Ruf der Supporters Crew in der Öffentlichkeit unter dieser Vorgehensweise. Doch wir nehmen dies bewusst in Kauf. Wir wollen nicht so werden wie andere Organisationen in Freiburg, die ihre Scheinwelt aufrecht erhalten, indem sie die Problemfälle ausschließen und so auch die Augen vor der Realität verschließen. Nur weil jemand nicht mehr Teil der Organisation ist, heißt dies nicht, dass er nicht weiter zum Fußball gehen wird und sich dort weiterhin so verhalten wird.

Der Supporters Crew wird öfter vorgeworfen, dass sie keine Verantwortung für das Handeln ihrer Mitglieder übernehme. Falsch. Wir stellen uns der Verantwortung, nutzen dafür jedoch nicht die öffentliche Bühne.

Ob man längerfristig damit scheitern wird ist genauso wahrscheinlich wie ein Erfolg, aber lieber scheitern wir auf diesem Wege, als weiter tatenlos zuzuschauen und die Realität aus dem Blick zu verlieren: Auch in Freiburg gibt es viele Fans, (die nicht nur Ultras sind) die sich daneben benehmen, die das ein oder andere Mal einen über den Durst trinken, gelegentlich oder auch regelmäßig Dummheiten begehen. Und das wird sich auch in Zukunft nicht ändern. Die Verantwortung etwas auf kompetenter Basis dagegen zu tun liegt hierbei unserer Meinung nach beim Verein. Zu dieser Verantwortung gehört es auch zu erkennen, dass die Supporters Crew, aus verschiedenen Gründen, all diese Probleme nicht lösen kann und wird. Deswegen fordern wir seit mittlerweile einigen Jahren ein professionelles Team in Form eines Fanprojekts für die Freiburger Fanszene. Denn auch dieses verfolgt den Ansatz, dass durch Ausschluss der betreffenden Personen keine positiven Veränderungen herbeizuführen sind. Ihnen steht aber im Gegensatz zur Supportes Crew ein weit größeres Zeitkontingent und jede Menge Fachkompetenz zur Verfügung, da sie hauptamtlich und nicht ehrenamtlich arbeiten.

Wir haben erkannt, dass unsere Möglichkeiten begrenzt sind, versuchen aber mit unseren Mitteln Fehlverhalten entgegenzuwirken. Und unser Mittel ist es eben nicht uns einfach zu distanzieren, sondern zu versuchen ehrliche und langfristige positive Veränderungen herbei zuführen. Es ist kein Weg, der uns Prestige bringt, doch es ist ein Weg, den wir mit Überzeugung gehen können und werden.

Fanfotos SC Freiburg






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