01.08.2004 - Regionalliga Nord

Aufstieg in zwei Akten


Geballte Fußballtradition hat ihren Dornröschenschlaf in der Regionalliga Nord beendet. Über den Aufstieg von Rot-Weiss Essen haben wir bereits im letzten Faszination Fankurve-Magazin berichtet. 14 Tage später sollte Dynamo Dresden folgen. Nach neun Jahren ist der achtfache DDR-Meister und siebenfach Pokalsieger zurück in der Bundesliga.

Die Fans aller Aufsteiger – in der Nord- wie auch in der Süd-Staffel - präsentierten sich in den entscheidenden Spielen wie wachgeküsst: Jeweils mehr als 20.000 waren dabei, als die Treffer fielen, die das Tor zur 2. Bundesliga aufstießen.

Doch bevor 35.000 in der Dresdner Innenstadt feiern durften stand ein Aufstieg in zwei Akten an: Gegen den Tabellenletzten aus Neumünster musste im Heimspiel nur ein Sieg her, um sich dank einer praktisch uneinholbaren Tordifferenz gegen den Verfolger Wuppertal SV durchzusetzen. Dieser gelang mit einem 1:0 dann auch denkbar knapp. Den offiziell 28.000 Zuschauern – andere Beobachter meinen, dass sich rund 34.000 Zutritt verschafft haben – war es egal.

Die Fans stürmten den Platz und feierten die Zweitligazugehörigkeit. Torsten Rudolph (25) vom Dynamo-Fanprojekt: „Da es ja nur zu 99,9 Prozent klar war, war es ein wenig zurückhaltender. Vielleicht wäre es schöner gewesen, wenn man ein Alles-oder-nichts-Spiel gehabt hätte, bei dem es am Ende so oder so zum großen Knall kommt – das ist vom Emotionalen her eine Stufe besser.“

Immerhin erlebten die Fans somit einen zweiten Akt, dessen einziger dramaturgischer Höhepunkt darin bestand, beim Abpfiff eine zweistellige Niederlage – nur die hätte die Feierlichkeiten platzen lassen können – vermieden zu haben. „Erfolgreich“, denn die Uerdinger siegten nur mit 1:0. 55 Busse waren unterwegs, um beim endgütigen Aufstieg dabei zu sein, sogar ein Flieger mit 300 Leuten war unterwegs – so was gab es bei keinem Spiel zu Bundesliga-Zeiten. Rund 9.000 Schwarz-Gelbe fanden so den Weg auf die Bühne Grotenburg.

Damit immerhin doppelt so viele, wie zum Hinspiel kamen, denn dieses fand vor der eher enttäuschenden Kulisse von 4.221 Fans statt – ein sicheres Indiz dafür, dass sich die Aufstiegsbegeisterung im Elbflorenz erst spät einstellte. „So sind sie halt die Dresdner Fans“, erklärt Rudolph, „aus vergangenen Tagen immer noch sehr erfolgsverwöhnt, aber wenn es dann mal läuft, sind sie alle da. Wenn wir in der nächsten Saison in Köln oder Frankfurt spielen und endlich mal die großen Stadien sehen, werden sicher ähnlich viele Dynamo-Fans unterwegs sein.“ (Faszination Fankurve, 01.08.2004)