21.08.2016 - FCM/SGE

Ausschreitungen, Pyro, Choreos & Unterbrechung


In Magdeburg kam es heute zum hitzigen Pokalspiel zwischen dem 1. FC Magdeburg und Eintracht Frankfurt. Faszination Fankurve war vor Ort und berichtet über die gezeigten Motto-Choreografien, die Pyroshow und wie es zu den Ausschreitungen kam, die für eine Spielunterbrechung sorgten.

Zu Beginn erstrahlte der Block U erstmal in einheitlichen blauen T-Shirts mit einem weißen Kreuz und dem Vereinslogo darauf. Ausnahmslos alle Fans in diesem Bereich trugen die Mottoshirts bzw. hielten diese beim Einlaufen der Mannschaft in Höhe. Dazu wurde der Spruch „Standhaft wie Mauerwerk im Sturm - Peitscht die blau weiße Wand dich nach vorn!“ vor dem Block U gezeigt. Das vorgegebene Motto sollte sich noch mehr als bestätigen.


Im Gästeblock war ebenfalls Einheitslook angesagt. Die mitgereisten Eintracht Frankfurt Fans folgten größtenteils dem Aufruf der Ultras Frankfurt und kleideten sich überwiegend in schwarz. Für alle Eintracht Fans, die den Weg nach Magdeburg auf sich nahmen, verkauften die Ultras zudem schwarze bzw. weiße Frankfurt Schals. Diese Schals wurden vor Anpfiff im frisch umgebauten Gästeblock des Heinz-Krügel-Stadions mehrere Minuten in die Höhe gestreckt. Zusätzlich waren viele der Gästefans mit einem schwarzen Kreuz auf weißem Hintergrund im Gesicht geschminkt. Bei der später folgenden Vorfällen sorgte die Gesichtschminke sicher dafür, dass zum Beispiel die Pyrozünder nur schwer zu identifizieren sein werden.


Der Erstligist ging in der ersten Halbzeit schnell in Führung, doch der Drittligist kämpfte, immer wieder lautstark von allen vier Tribünen angefeuert, weiter. Nachdem die zweite Halbzeit angepfiffen war und der Ball wieder rollte, zündeten Fans im Gästeblock erst an mehreren Stellen schwarzen Rauch, später auch einzelne Bengalos. Zudem wurden Raketen in den Nachbarblock abgefeuert, in dem sich einige sportliche FCM-Fans mit befreundeten BFC Dynamo Fans aus Berlin breit gemacht hatten.


Die Raketen explodierten teilweise zwischen den FCM-Fans, weshalb der Stadionsprecher vor den Folgen eines solchen Verhaltens warnte. Nun waren die dortigen FCM und BFC-Fans, aber auch der Block U auf der gegenüberliegenden Seite völlig aufgebracht. Eine mittlere zweistellige Zahl an FCM Fans betrat vor dem Block U den Innenraum und war dabei teilweise vermummt, teilweise aber auch nicht. Ein Plastikstuhl wurde in den Sechzehnmeterraum geworfen sowie zwei Werbebanden umgekippt und exakt in dem Moment, als vereinzelte FCM-Fans die Spielfeldmarkieung übertraten, marschierten Polizisten auch in diesem Teil des Stadions im Innenraum auf. Die aus der Ecke herbeieilenden Beamten bewirkten, dass sich die FCM-Fans schnell wieder in den Block U zurückzogen.


Auch am Gästeblock und dem angrenzenden Block auf der Gegengerade gab es ein paar Tumulte zwischen Fans und Ordnern und auch hier betraten vereinzelte FCM-Fans den Innenraum. Der Schiedsrichter unterbrach die Partie während dieser Vorfälle für etwa zehn Minuten und schickte die Spieler vom Spielfeld. Mehrere FCM-Kicker zog es in Richtung Block U, um die aufgebrachte Menge zu beruhigen. Doch bei einigen FCM-Fans zeigten die Provokationen der Gästefans Wirkung, hier vor allem die Leutraketen, die in den FCM-Block auf der Gegengerade flogen, weshalb auch im Block U das Bedürfnis aufkam, Magdeburg zu verteidigen.


Nachdem alle FCM-Fans den Innenraum wieder verlassen hatten, schmetterte der Block U ein „Wessischweine“ Gesang in Richtung Gästeblock. Kurze Zeit später stimmte der Magdeburger Vorsänger ein antiziganistisches „Frankfurt ihr Zigeuner“ an. Im Gästeblock fühlte man sich von der FCM und BFC „Zusammenhalt“ Fahne derart provoziert, dass „Berlin, Berlin, wir scheißen auf Berlin“ angestimmt und ein „Nazischweine“ Gesang in Richtung Nachbarblock gesungen wurde. Der Stadionsprecher veranstaltete hingegen eine Applaus-Aktion gegen Gewalt.

Im Gästeblock wurden während der hektischen Situation alle Zaunfahnen eingepackt. Später wurde auch nur noch das Banner der Ultras Frankfurt und deren Che Guevara Fahne von innen am Zaun angebracht. Alle anderen Zaunfahnen, die heute im Gästeblock fast ausschließlich aus der Ultràszene kamen, blieben weg. Die Stimmung im Gästeblock flachte nach den Vorfällen spürbar ab. Dies könnte aber auch daran gelegen haben, dass einer der Frankfurter Vorsänger vom Zaun gefallen sein soll und von Sanitätern behandelt wurde. Die etwas mehr als 2.000 Gästefans hatten es heute aber auch sehr schwer gegen einen gut aufgelegten Block U und drei andere Tribünen im Heinz-Krügel-Stadion, die immer wieder mit in die Gesänge der Fankurve einstimmten. Vor allem die ausgiebigen Wechselgesänge wurden lautstark mitgetragen.

Die FCM-Fans schienen bis zum Schluss an ein Weiterkommen zu glauben und wurden in der 86. Spielminute mit dem Ausgleich nach einem Freistoßtor belohnt. Jetzt gab es kein Halten mehr. Kurze Zeit später vergab der FCM noch eine Großchance, die den Sieg bedeutet hätte. Danach hieß es Verlängerung, in der keine Tore mehr fielen, ein Eintracht Spieler aber mit einer roten Karte belegt wurde, was die Hoffnung bei den Heimfans erhöhte.

Das anschließende Elfmeterschießen wurde vor dem Block U ausgetragen. Nachdem beide Teams ein Mal trafen, konnte der FCM zwei Elfmeter hintereinander nicht im Tor unterbringen. Das Spiel schien gelaufen, doch im Anschluss gelang auch der Eintracht zwei Mal kein Treffer. Nach einem weiteren Fehlschuss der Magdeburger entschied die Eintracht das Elfmeterschießen für sich und zog in die nächste Runde des DFB-Pokals ein, wenn auch unverdient.

Die FCM-Fans spendeten ihrer Mannschaft dennoch lautstarken Applaus und der Vorsänger des Block U hielt eine Ansprache an Mannschaft und Fans, in der vor allem „Danke“ an Mannschaft und Fans für die heutige Leistung aussprach. Abschließend folgte das obligatorische Einklatschen mit Team und Block U, bevor der Vorhang bei diese brisanten Pokalspiel fiel. Die Fanfotos des Spiels gibt es oben in der Galerie. (Faszination Fankurve, 21.08.2016)


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