BILDnotwelcome & Derbys ohne Gästefans

Mehrere Zweitligisten weigerten sich im September mit dem „Wir helfen“ Aufdruck der Bild aufzulaufen. In der Fanszene machte sich unter dem Motto #BILDnotwelcome Protest breit. Die Derbys zwischen Köln & Mönchengladbach sowie Osnabrück & Münster liefen weitestgehend ohne Gästefans ab.

Viele Ultràgruppen trugen den Proteste gegen das Boulevardblatt in die Fankurven und kritisierten, dass u.a alle Erstligisten mit dem Werbedruck der Bildzeitung aufliefen. Der Boulevard-Zeitung wurde Heuchelei vorgeworfen, da diese „Refugees Welcome“ auf die Trikotärmel der Bundesligisten druckte, zuvor aber mit Artikeln negative Stimmungen gegenüber Geflüchteten aufgegriffen habe. Die Wut der Fans basiert teilweise auch auf einem Twitter Post des Bild- Chef-Redakteurs Kai Diekmann, der dem FC St. Pauli unterstellte, dass Flüchtlinge am Millerntor nicht willkommen seien, weil der Verein nicht mit dem Logo des Boulevard-Zeitung auflaufen wollte. Zudem kam seitens vieler Fangruppen zu Solidarisierungen mit Flüchtlingen.

Beim rheinischen Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach lief einiges anders, als bei den vorherigen Aufeinandertreffen beider Vereine. In Müngersdorf war nur jeweils eine Hand voll Fangesänge in Heim- und Gästekurve zu vernehmen. Die Mönchengladbacher Fanszene boykottierte das Derby wegen personalisierter Tickets und einem reduzierten Gästekontingent und organisierte stattdessen unter dem Motto „Heimspiel gegen Köln“ ein Alternativprogramm in Mönchengladbach, an dem sich zahlreiche Fans der Fohlenelf beteiligten. Den Weg nach Köln traten nur wenige an. Die Gruppen der Kölner Südkurve organisierten derweil den Support beim Derby nicht und verzichteten größtenteils auf Gesänge.

In Osnabrück kam es im September ebenfalls zu einem außergewöhnlichen Derby, das sogar komplett ohne Gästefans stattfand. Diese protestierten deshalb auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs in Osnabrück gegen ihren Ausschluss. Die Violet Crew, Ultras vom VfL Osnabrück zogen beim Derby einen Stimmungsboykott durch, um Gegen den Ausschluss ihrer Rivalen zu protestieren.

In Augsburg wird der September 2015 noch lange in schlechter Erinnerung bleiben. Zwei Ultras des FC Augsburg, die das Pokalspiel ihrer Mannschaft in Mönchengladbach besuchten, starben bei einem Autounfall auf der Autobahn 61 in der Nähe von Ludwigshafen auf dem Rückweg nach Augsburg. Weitere FCA-Fans Leiden bis heute unter den Folgen des Unfalls und kämpfen ums Überleben. In Augsburg und darüber hinaus löste der Schicksalsschlag große Anteilnahme aus.

Im September 2015 wurde in die Arena auf Schalke eingebrochen. Dabei wurden mehrere dort gelagerte Zaunfahnen, sowohl von Einzelpersonen, als auch von Schalke Fanclubs geklaut.

Das Drittligaspiel zwischen Hansa Rostock und dem 1. FC Magdeburg wurde im September unterbrochen, nachdem Fans beider Lager Pyrotechnik zündeten und das Spielfeld vernebelt war. Pyrotechnik wurde dabei auch zwischen den beiden Blöcken hin und her geworfen, eine Zaunfahne den Flammen übergeben. Vor dem Spiel gab es einen Angriff auf den Magdeburger Sonderzug und Auseinandersetzungen beider Fanlager am Ostseestadion. Hansa Rostock schloss als Konsequenz auf die Vorfälle die Rostocker Südtribüne beim Heimspiel gegen Dynamo Dresden am 3. Oktober komplett. Eine DFB-Strafe folgte später. (Faszination Fankurve, 09.01.2016)

Jahresrückblick 2015:
​Nach der Sommerpause war einiges los
Jahresrückblick 07/2015: Ausschreitungen bei Testspiel & Euroleague-Quali
Jahresrückblick 06/2015: Stehplätze in Schottland & neues von Fanvereinen
Jahresrückblick 05/2015: Toter Fan & Ultrà-Aktionen gegen Rechts
Jahresrückblick 04/2015: Rückkehr & Abkehr mehrerer Ultràgruppen
Jahresrückblick 03/2015: Proteste, Derbyunterbrechung & geklaute Banner
Jahresrückblick 02/2015: Derbyvorfälle, die nachwirkten & große Kurvenshows
Jahresrückblick 01/2015: Auflösungswelle, Überfall auf Ultrà Party & Turnier

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