02.10.2017 - HSV/Werder

„Beim nächsten Mal machen wir es genauso wieder“


Die Polizei Hamburg hinderte am Samstag 171 Ultras von Werder Bremen am Besuch des Nordderbys im Hamburger Volksparkstadion (Faszination Fankurve berichtete). Wir befragten die Polizei zu ihrem Einsatz, die ihren umstrittenen Einsatz immer noch für gerechtfertigt hält.

„Beim nächsten Mal machen wir es genauso wieder“, erklärte ein Sprecher der Polizei Hamburg gegenüber unserer Redaktion. „Wir haben genau die Richtigen getroffen“, so der Beamte weiter.

Laut seinen Angaben waren die Werder-Ultras am Samstag mit 31 Fahrzeugen auf verschiedenen Routen nach Hamburg gereist und auf Supermarktparkplätzen zusammen gekommen. Der Polizeisprecher kritisierte diese „konspirative Anreise“, die das Ziel gehabt hätte, „polizeiliche Maßnahmen“ zu umgehen.

Auf Nachfrage von Faszination Fankurve räumte der Polizist, der früher als Szenekundiger Beamter eingesetzt wurde, ein,dass selbstverständlich auch Fußballfans in Deutschland das Recht hätten, frei zu reisen. Das Vorgehen der Polizei wird hingegen mit der Gefahrenabwehr begründet. Hier beruft sich die Polizei Hamburg darauf, dass ein feindschaftliches Verhältnis zwischen den Fanszenen von Werder Bremen und dem Hamburger SV besteht. Ziel der Polizei sei es gewesen, friedliche Stadionbesucher zu schützen. Dennoch hat sich die Polizei dafür entschieden, die Werder-Ultras aufzuhalten und nicht zu kontrollieren und zum Stadion zu begleiten. Stattdessen wurden die Autos zurück nach Bremen geschickt und dabei polizeilich begleitet.


Laut Polizeiangaben wurden bei Durchsuchungen der 171 Werder-Ultras, die das Derby verpassten, insgesamt drei Sturmhauben, Mundschützer, fünf Schlauschals und ein Einhandmesser gefunden. Die Nachfrage, ob das Messer in einem der Autos oder bei einem der Werder-Fans selbst gefunden wurde, konnte der Polizeisprecher nicht beantworten. Er gehe aber davon aus, dass das Messer in einem Auto gefunden wurde. Demnach hätte kein Werder-Fan die Absicht gehabt, mit einem Messer herumzulaufen. In Medienberichten zu den Vorfällen beim Nordderby wird das Messer dennoch ohne kritische Nachfrage bei der Polizei erwähnt.

Warum die Polizei Hamburg gefundene Schlauchschals, die bei vielen Bundesligisten im offiziellen Fanshop verkauft werden, als bei den Kontrollen, die mehrere Stunden dauerten, auflistet, ist ebenfalls unklar. Verboten sind solche Schals jedenfalls nicht. Auch hier berief sich die Hamburger Polizei auf die Gefahrenabwehr.

Laut Angaben der Polizei Hamburg habe es zudem einen Vorfall gegeben, bei dem Zivilpolizisten von vier Werder-Fans in ihrem Auto bedroht worden sein sollen, die die Beamten offenbar nicht als Polizisten erkannten. In diesem Fall wurden Strafanzeigen erstattet.

Was bleibt sind vier Werder-Fans, die Zivilpolizisten bedroht haben sollen sowie drei Fans, die Sturmhauben bei sich führten und 171 Werder-Ultras, die das torlose Derby verpassten. Es war das dritte Mal in Folge, dass Teile der Ultràszene von Werder Bremen von der Polizei vom Besuch des Nordderbys abgehalten wurden.

Bei der Polizei Hamburg hat man gegenüber Faszination Fankurve angekündigt, auch in der nächsten Saison beim Nordderby wieder ähnlich vorgehen zu wollen. Die Werder-Ultras, die nach jahrelangen Problemen mit der Polizei, ebenjenen Beamten bei Derbyanreisen möglichst aus dem Weg gehen wollen, werden alleine wegen ihrer „konspirativen Anreise“ kriminalisiert und vom Stadion ferngehalten. Letztlich entscheiden Beamte darüber, ob eine Anreise als „normal“ oder „konspirativ“ eingeschätzt wird und berufen sich dabei auf die Gefahrenabwehr.

Zu den heftigsten Auseinandersetzungen bei den Nordderbys der vergangenen Jahre kam es übrigens, als Werder-Ultras mit dem Zug nach Hamburg reisten und deren S-Bahn zwei Haltestellen vor dem Volksparkstadion von HSV-Fans angegriffen wurde. Die Polizei versäumte es damals die Werder-Ultras zu begleiten (Faszination Fankurve berichtete). (Faszination Fankurve, 02.10.2017)






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