19.03.2012 - Hamburger SV

Beitrag zur aktuellen Situation aus Hamburg


Die Hamburger Chosen Few hat einen Beitrag zu den aktuell diskutierten Themen abgegeben. Die Hamburger Ultras verurteilen Angriffe auf andere Fans, kritisieren gleichzeitig aber die Maßnahmen von Polizei und Verein in Köln. Auch das Verhalten von Eintracht Frankfurt wird kritisiert und der Bogen zum eigenen Verein gespannt.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Chosen Few Hamburg:

„Wenn ihr zündet, stirbt dieser kleine Hund!“ – Repressionen als Ausdruck der Hilflosigkeit

Um es vorweg zu nehmen: Selbstverständlich sind Aktionen, wie der halsbrecherische Angriff auf einen Gladbacher Fanbus oder auch auf einen Neunsitzer mit Frankfurter Fans absolut nicht zu tolerieren. Hier wurde die Grenze der Rivalität überschritten und (mindestens) billigend in Kauf genommen, dass Menschen schwer verletzt oder sogar getötet werden könnten. Das ist verurteilenswert.

Genauso verurteilenswert ist allerdings das Vorgehen des 1. FC Köln, der laut Pressemitteilung den Ultras der Wilden Horde nicht nur sämtliche Privilegien entzogen hat, sondern nunmehr auch ihren Status als Fanclub des FC verneinen. Zusätzlich erdreistet sich die Vorstandsetage des Vereins, den staatlichen Organen zu „empfehlen“, die Gruppe zu verbieten. Manch einer mag angesichts des Vorfalls nahe Siegburg (Kölner Fans versuchten nach Pressemeldungen angeblich, einen Gladbacher Fanbus anzugreifen, ihn von der Autobahn zu drängen und bewarfen ihn mit Steinen) sagen „Recht so!“. Mit geltendem deutschem Recht hat das allerdings nichts zu tun. Hier wird eine Hexenjagd veranstaltet, die jeder rechtstaatlichen Grundlage entbehrt und einzig dem Ziel dient, eine unbequeme Fangruppierung zu diskreditieren, wenn nicht sogar zu zerstören. Denn Fakt ist: Die Wilde Horde hat sich von dem Angriff distanziert und klargestellt, dass sie nicht Drahtzieher der Aktion war. Medienberichten zufolge waren einzelne Mitglieder allerdings beteiligt. Die Personen, gegen die polizeilich ermittelt wird, sind jedoch von allein aus der Gruppe ausgetreten.

Repression als Ausdruck der Hilflosigkeit also, und um ein Statement zu erzwingen. Die Stellungnahme der Horde reichte dem FC nämlich nicht aus. Dieser hatte eine Entschuldigung der Gruppe gefordert, die nicht erfolgt war. Vollkommen berechtigt, denn man kann sich nicht für etwas entschuldigen, was man nicht getan hat. Natürlich war es das Kalkül des Clubs, dass die Entschuldigung beim Erzfeind – eine von Vereinsseite auferlegte Demütigung – nicht erfolgen würde. Denn somit lassen sich Repressionen in unserer Gesellschaft hervorragend legitimieren. Geradezu ein Glücksfall war es da außerdem für den Club aus der Domstadt, dass am Donnerstag, den 15. März 2012 dann auch noch zahlreiche Wohnungen sowie der Clubraum der Wilden Horde durchsucht wurden und der schockierten bzw. sensationsgeilen Öffentlichkeit spektakuläre Funde präsentiert werden konnten. „Sprengstoff“ bzw. „verbotene Pyrotechnik“, die so unfassbar gefährlich ist, dass das LKA das Zeug gleich einkassierte, anstatt den Fund stolz den Medien zu präsentieren, Rauschgift, sowie Waffen wie einen Baseballschläger und Gaspistolen sowie Sturmhauben und Tücher (!). Außerdem zwei Faschingsmasken. Da wird man nicht nur in der Karnevalshochburg Köln geschluckt haben. Zudem wurden diverse Personen mit auf die Wache genommen. Grund genug also für den 1. FC Köln, der Horde den Fanclubstatus abzuerkennen und über die Medien ein Verbot zu „empfehlen“ bzw. ganz dreist zu fordern. Beweise oder sogar ein Urteil, das den Betroffenen nachweist, am Busüberfall beteiligt gewesen zu sein? Fehlanzeige! Denkt Euch Euren Teil zu den Moralaposteln im Vorstand des FC…

Wo wir gerade bei Moral sind: schon von Eintracht Frankfurt gehört? Die Chefetage möchte 50.000 Euro an die DKMS, eine gemeinnützige Organisation, spenden. Mit jedem Vorfall (Pyrotechnik, ein Becherwurf, denkt Euch was aus) wird diese Summe um den Betrag gekürzt, den der DFB der Eintracht dafür in Rechnung stellt. Findet Ihr gut? Wir finden es einfach nur widerlich. Denn die Eintracht versucht hier nichts anderes, als ihre Fans in plumper Art und Weise zu erpressen. „Wenn noch mal gezündet wird, stirbt dieser kleine Hund!“ Oder eben ein krebskranker Mensch, weil mit dem fehlenden Geld ja theoretisch durch eine Typisierung ein geeigneter Knochenmarkspender hätte gefunden werden können. Wie unfassbar zynisch und menschenverachtend! Hier werden todkranke Menschen instrumentalisiert, um Vereinspolitik und Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Einfach nur abstoßend…

Hinzu kommt: die Fanszene der Eintracht hat in der Vergangenheit bei verschiedenen Aktionen (Fanclubturnier des EFC Bockenheim, Aktion „Wir tragen den Adler im Herzen“) Spenden für gemeinnützige Zwecke in ähnlicher Höhe generieren können. Die Eintracht selbst hat sich dabei schön rausgehalten und schlimmer noch, die Aktion „Wir tragen den Adler im Herzen“ zu torpedieren versucht. Moral? Nicht bei Bruchhagen und Co. Aber darum geht es auch gar nicht. Es geht um öffentlichkeitswirksame Aktionen und die Diskreditierung der Ultras, darum, einen Keil in die Fanszene zu treiben und die „guten“ Fans gegen die „schlechten“ Fans aufzuhetzen.

Leider gibt es das Modell „Repression 2.0“ auch bei uns. Leider ist der HSV Vorreiter in Sachen Aktionismus. Hier wurde schließlich als erstes einem Fanclub der OFC-Status entzogen und hier wurde mittels verstärkter Blockkontrollen (die immer noch nicht zurückgenommen wurden) versucht, die Fans in 25A gegeneinander auszuspielen. Eine Schande eigentlich und ein Zustand, den es schnellstmöglich zu beseitigen gilt.

Was zeigen uns diese Beispiele? Die Hilflosigkeit der Vereine. Repressionen werden immer dann angewandt, wenn man nicht mehr weiter weiß. Vergleichen kann man das am besten mit überforderten Eltern, die ihrem Kind eine Ohrfeige geben, weil sie sich anders nicht mehr zu helfen wissen. Und das ist in Deutschland vollkommen zu Recht unter Strafe gestellt.

Fanfotos Hamburger SV




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