Bei dem Projekt „Rivalität und Fan-Aggressionen“ der Deutschen Sporthochschule in Köln wurde untersucht, inwiefern verschiedene Kommunikationsstrategien vor brisanten Fußballspielen helfen können, aggressive Verhaltenstendenzen von rivalisierender Fans zu minimieren.
Das Projekt von Johannes Berendt und Sebastian Uhrich kommt dabei zu dem überraschenden Ergebnis, dass das öffentliche Herunterspielen der Rivalität von Vereinsverantwortlichen, zum Beispiel vor einem brisanten Derby, kontraproduktiv ist.
„Der Ansatz, Rivalität herunterzuspielen, ist die schlechteste Wahl – er macht Fans sogar noch aggressiver als gar nichts zu sagen. Probanden, die ein beschwichtigendes Statement gelesen hatten, wiesen signifikant höhere aggressive Verhaltenstendenzen auf als Probanden in einer Kontrollgruppe, die gar kein Statement des Klubs gelesen hatten. Die Klubs machen in der Praxis folglich mitunter genau das Falsche. Durch das Herunterspielen lösen sie bei ihren Anhängern sogenannte psychologische Reaktanz aus – Widerstand gegen einen wahrgenommenen Beeinflussungsdruck. Da Rivalität ein wichtiger Teil der Fan-Identität ist, reagierten Fans verärgert, wenn das nicht gewürdigt wird“, heißt es im Ergebnis des Projekts.
Das Projektergebnis schlägt den Vereinsverantwortlichen vor brisanten Derbys den Ansatz der „dualen Identität“ vor. Die Vereinsverantwortlichen sollen demnach vor dem Derby die Besonderheiten der Derbygegner hervorheben, um die Rivalitäten zu betonen, gleichzeitig aber auch Gemeinsamkeiten beide Vereine herausstellen, zum Beispiel die Tradition beider Vereine und des Derbys. Durch ein solches Verhalten soll laut den Forschern die explosive Stimmung vor Derbys nicht weiter angeheizt werden.
Für die experimentelle Studie wurden über 4.000 Fans von Eintracht Braunschweig, Hannover 96, dem 1. FC Nürnberg, Borussia Dortmund und Fortuna Köln befragt. Die Ergebnisse der Forscher wurden auch an der renommierten Cambridge Universität vorgestellt. (Faszination Fankurve, 15.03.2017)
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