„Bevor die Uhr ausgeht, jagen wir euch durch die Stadt!“

Im Hamburger Volksparkstadion entlud sich bei einigen Fans des Hamburger SV heute einiges an Wut, Trauer und Frustration, der sich durch die sportliche Talfahrt der vergangenen Jahre aufgestaut hatte. Schon als die HSV-Spieler sich warmmachten, war auf der Nordtribüne ein Spruchband mit deutlicher Botschaft zu lesen.

„Bevor die Uhr ausgeht, jagen wir euch durch die Stadt!“, stand dort als Drohung in Richtung HSV-Spieler in Anspielung auf die Uhr im Volksparkstadion, die zählt, wie wie viele Jahre, Tage, Stunden und Sekunden der Bundesliga-Dino Hamburger SV in der 1. Bundesliga spielt, geschrieben. Trotz der bescheidenen Leistungen in den vergangenen Jahren ist der Hamburger SV der einzige Verein, der von Beginn der 1. Bundesliga in der Saison 1963/1964 an, erstklassig spielt. Doch zum Ende dieser Saison konnte sich dies ändern und die Uhr endgültig stehen bleiben.

Das heutige Heimspiel verlor der HSV gegen Bayer Leverkusen mit 1:2 und bleibt damit eine zweistellige Anzahl an Spielen in Folge ohne Sieg. Der HSV steht somit mit 17 Punkten auf dem vorletzten Platz der 1. Bundesliga.

Nach Abpfiff verschafften sich vereinzelte HSV-Fans, Teile von ihnen vermummt, über die Treppen Zugang zum Innenraum des Volksparkstadions, als die HSV-Spieler nach der erneuten Niederlage niedergeschlagen vor der Nordtribüne erschienen. Dort kam es vereinzelt zu kurzen Rangeleien mit dem Ordnungsdienst, doch schnell waren die beteiligten Fans auch wieder zurück auf der Nordtribüne, nachdem sie gegenüber den HSV-Spielern ihren Unmut äußerten. Uniformierte Polizisten und Beamte mit Polizeihunden waren im Innenraum anwesend. Von einem Platzsturm kann bei der Aktion keine Rede sein.

Vor Anpfiff war auf der Nordtribüne Hamburg noch eine kleine optische Aktion mit einer Blockfahne, Fahnen, Luftschlangen und einem „Voran HSV“-Spruch zu sehen. Die Gäste aus Leverkusen gingen anschließend in der 40. Minute in Führung, legten in der 50. Spielminute nach. Der HSV erzielte vor 45.691 Zuschauern erst in der 71. Minute den Anschlusstreffer und schaffte des Ausgleich anschließend nicht mehr. Danach entlud sich bei einigen HSV-Fans die aufgestaute Wut auf den eigenen teuren Kader, der seit Jahren gegen Abstieg spielt. Bei anderen HSV-Fans machte sich nur noch Resignation breit. Vor allem durch den Sieg von Mainz 05 am Freitagabend bei Hertha BSC wird die Luft im Tabellenkeller dünner.

Die Nerven liegen blank. #HSVB04 #HSV pic.twitter.com/l1e5PkHZ3z

— Mr. Best 💀 (@KevinTheBest94) 17. Februar 2018

Morgen kommt es zur Mitgliederversammlung des Hamburger SV e.V.. Die Ultras von den Castaways rufen die HSV-Mitglieder für dazu auf, morgen so abzustimmen, dass weitere Anteilsverkäufe an Investoren nicht möglich sind. Der sportliche Niedergang nach den Anteilsverkäufen in den letzten Jahren sollte den Mitgliedern Mahnung genug sein, dass die Versprechungen von sportlichen Erfolgen bei Anteilsverkäufen nicht der Realität entsprechen.

„In erster Linie wird es wichtig sein, den weiteren Ausverkauf unseres HSV zu verhindern. Dazu gilt es den Antrag von Klaus Meetz anzunehmen. Dieser sieht vor, dass der 'Satzungfehler' (auf den vor der Abstimmung über die Ausgliederung mehrere Mitglieder hingewiesen haben) korrigiert wird, sodass tatsächlich nur maximal 24,9% der Anteile verkauft werden können. Dies ist wichtig, damit kein Dritter die Sperrminorität erlangen kann und der HSV somit Herr im eigenen Hause bleiben kann. Ulrich Becker hat einen gegenteiligen Antrag gestellt, der den weiteren Verkauf von Anteilen bis zu einer Höhe von 49 % ermöglichen soll. Einen solchen Antrag lehnen wir natürlich schon aus ideellen Gründen ab, aber auch bei pragmatischer Betrachtungsweise erscheint es nicht sinnvoll, noch weitere Anteile günstig zu verkaufen, nur um ein weiteres Strohfeuer zu entfachen, dass dem HSV substanziell mehr schadet als nützt. Es ist beim Verkauf von Anteilen immer zu bedenken, dass diese nur einmalig zu Einnahmen führen, der Verkauf und damit der Verlust an Unabhängigkeit aber dauerhaft ist“, heißt es dazu von den Castaways. (Faszination Fankurve, 17.02.2018)