20.09.2021 - Spruchbänder

Bierpreise, Pimmelgate, Hopp, Cuptrikots & 50+1


Nach und nach kehren die aktiven Fanszenen in Deutschland zurück in die Stadien. In vielen Fankurve sind nun auch wieder Spruchbänder zu sehen. Am vergangenen Wochenende ging es dabei u.a. um zu hohe Bierpreise, das große Herz von Dietmar Hopp für Vereine in Portugal und Brasilien, ums Pimmelgate auf St. Pauli & um 50+1 bei Bayer 04.

Bier und Bratwurst gehören für viele Fußballfans am Spieltag einfach dazu. Die Boys United zeigten am Samstag beim Heimspiel vom VfB Lübeck gegen Teutonia Ottensen Plakate, auf denen die erhöhten Bierpreise im Stadion an der Lohmühle kritisiert wurden. „Die Bierpreise sind auf zu hohem Niveau! Niemand muss in der Pause auf's Klo“, war darauf zu lesen. Beim VfB Lübeck kostete ein 0,4 Bier letzte Saison in der 3. Liga noch 4,00 Euro plus einen Euro Pfand. Diese Saison sind es eine Liga tiefer 4,50 Euro für 0,4 Liter Gerstensaft plus zwei Euro Pfand. Auch in Augsburg sprach die dortige Fanszene das Thema Bier mit einem Spruchband an. Weil im Schwabenstadion Alkohol aktuell nur im VIP-Bereich ausgeschenkt wird, wurde auf der Ulrich-Biesinger-Tribüne folgendes Spruchband hochgehalten: „Alle sind gleich, aber manche sind gleicher! Alkohol gibt es hier nur als Reicher! VIP-Privilegien abschaffen - Alkohol für alle!“


Beim Heimspiel des SV Sandhausen am Samstag gegen Heidenheim beschäftigte sich die heimische Fanszene mit TSG Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp. 2005 lehnte man beim SV Sandhausen noch eine Fusion mit Hoffenheim und Walldorf ab und behielt als Verein die Eigenständigkeit. Der Kicker machte zuletzt öffentlich, dass TSG-Mäzen Hopp gemeinsam mit Mariano Maroto Lopez Mehrheitsbeteiligungen beim portugiesischen Zweitligisten Academico de Viseu sowie beim brasilianischen Verein Barra Futebol Clube erworben haben soll. Vor allem in der Rhein-Neckar-Region wird immer wieder das Bild von Dietmar Hopp als ein Investor mit starkem Bezug zur heimischen Region gezeichnet. Auf die Engagements in Portugal und Brasilien lässt sich dieses Bild nur schwer übertragen. Für den Einstieg in Brasilien wurde Hopp auch schon aus dem Fanlager der TSG Hoffenheim kritisiert (Faszination Fankurve berichtete). Mit der SV Sandhausen-Fanszene kamen nun die Anhänger des benachbarten Vereins hinzu. „Hopp: Dein Herz muss wirklich riesig sein - Academico de Viseu, Barra Futebol Clube und Hoffenheim?!“, stand am Samstag auf den Plakaten der SV Sandhausen-Fans im Hardtwaldstadion geschrieben.


Am Millerntor stand am Samstag die Rückkehr von Ultrà Sankt Pauli in die Südkurve an und damit auch die Rückkehr des organisierten Supports an. Doch die Aktivitäten im Fanlager des FC St. Pauli beschränkten sich nicht nur auf die Südkurve. Auf der Gegengerade zeigten die Skinheads Sankt Pauli ein Spruchband, auf dem „Pillemann, Grote, Arsch“ geschrieben stand. Es handelte sich dabei um eine Anspielung auf das sogenannte „Pimmelgate“.



Weil Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) von einem Twitter-Account, der zu einer St. Pauli-Kneipe gehört, als „Du bist so 1 Pimmel.“ bezeichnet wurde, kam es zu einer Wohnungsdurchsuchung. Ultrà Sankt Pauli reagierte zeitnah mit einem „Amtsmissbrauch trifft Penis-Witze - Zoo bleibt stabil!! Scheiß Andy Grote!“-Plakat am Millerntor. Beim 4:1 Heimsieg gegen den FC Ingolstadt zogen nun die Skinheads auf der Gegengerade mit einem Spruchband zum gleichen Thema nach.


Nachdem das Bundeskartellamt zuletzt auf Wunsch der DFL eine vorläufige Einschätzung zur 50+1-Regel, die im deutschen Profifußball den Einfluss von Investoren begrenzen soll, abgegeben hatte, könnte dies vor allem für Bayer 04 Leverkusen, den VfL Wolfsburg und die TSG Hoffenheim Konsequenzen haben. Diese Clubs machen aktuell von Ausnahmen von der 50+1-Regel Gebrauch. Beim Heimspiel vom VfB Stuttgart gegen Bayer Leverkusen zeigte die Ultras vom Commando Cannstatt in Anspielung auf den bekannten Slogan aus der Arzneimittelwerbung ein „Gegen Risiken und Nebenwirkungen, Ausnahmen abschaffen - 50+1 erhalten!“-Spruchband. Die Ultras vom VfB Stuttgart forderten damit, dass die Ausnahmen der 50+1-Regel endlich abgeschafft werden. Die mit der 50+1-Regel verfolgten Ziele sind laut Auffassung des Bundeskartellamtes nämlich unbedenklich. Für problematisch hielt das Bundeskartellamt jedoch die bisher gültigen Ausnahmeregelungen von der Regel (Faszination Fankurve berichtete).


Die Gruppen der Südtribüne Dortmund forderten anlässlich des gestrigen Heimspiels gegen Union Berlin erneut „Zurück zur Normalität - Zurück zu vollen Stadien!". Bereits am Auswärtsspiel in Leverkusen gab es Proteste unter diesem Motto und es wurde eine Stellungnahme veröffentlicht (Faszination Fankurve berichtete). Gestern hielten BVB-Fans die gleiche Botschaft hoch. Außerdem war im Westfalenstadion erneut das „'Eure Kritik ist angekommen' - Unsere Geduld ist am Ende!“-Plakat zu sehen, mit dem bereits unter der Woche gegen die neuen Cuptrikots von Borussia Dortmund protestiert wurde (Faszination Fankurve berichtete). Auf diesen Trikots aus dem Hause Puma ist das BVB-Wappen kaum zu erkennen. Zudem nutzt der Ausrüster ein sehr ähnliches Design bei zahlreichen weiteren Clubs aus Europa.



Im Wedaustadion machte sich die Fans vom MSV Duisburg für Satzungsänderungsanträge auf der anstehenden Mitgliederversammlung stark. „12.10.2021 MV - Deine Stimme für die Satzungsänderung“, stand auf dem Plakat der Kohorte Ultras geschrieben. Die Faninitiative „es lebe der Verein“ hat vier Satzungsänderungsvorschläge eingebracht. Ziel der Änderungen ist u.a. Investoren stärker zu kontrollieren. Für Anteilsverkäufe soll in Zukunft zudem eine 3/4 Mehrheit notwendig sein. Eine genaue Erläuterung der Anträge könnt ihr hier nachlesen. (Faszination Fankurve, 20.09.2021)