12.04.2018 - SpVgg Fürth

„Bitte erspart uns pinke Schals und Sekt!“


Die Spielvereinigung Fürth verkauft für das Heimspiel gegen Jahn Regensburg Tickets für Block H für Frauen zum halben Preis und bewirbt die Aktion noch mit einem gratis Sekt für die weiblichen Fans. Die Ultras der Horidos kritisieren den eigenen Verein für seine „Mädelsabend“-Aktion.

„Also, pack Deine Mädels ein: es gibt gratis Sekt, Fußball und Deine Mädels neben Dir - könnte ein Abend besser sein? Wir finden nein! Bei diesem Mädelsabend erwartet Dich ein Sektempfang mit Überraschungs-Geschenktüte direkt am Eingang“, wirbt die Spielvereinigung Fürth auf der eigenen Webseite für die Ticketaktion speziell für Frauen.


Die Horidos zeigen wenig Verständnis für die Werbeaktion und erklären dazu: „Wie die Idee zustande gekommen ist, wissen wir nicht! Wir können nur vermuten, dass die handelnden Personen das Problem erkannt haben, dass zu wenig Frauen zum Fußball gehen. Fußball ist eine Männerdomäne, daher kommt es schon mal vor, dass sich Frauen beim Fußball unwohl fühlen, wenn sie zum x-ten Mal gefragt werden, was sie hier wollen oder ob die süße Maus sich verlaufen hat. Wir müssen an dieser Stelle betonen, dass es uns scheißegal ist, ob Mann oder Frau, wichtig ist die Liebe zum Kleeblatt! Letztendlich wird mit einem extra 'abgesperrten' Sitzplatzblock aber ein völlig falsches Zeichen gesetzt… Dass die SpVgg im Jahr 2018 noch immer auf solche Ideen kommt, ist uns auf der einen Seite ein Rätsel und auf der anderen wieder völlig klar. Auch heute fehlt es den meisten Leuten noch an Fingerspitzengefühl, wie man mit Gleichberechtigung umgeht. Egal, ob Frau oder Mann – wir hätten uns gewünscht, dass die SpVgg mehr von diesem Gefühl bewiesen und ein klares Zeichen gegen Sexismus gesetzt hätte. Mit dieser Aktion erreicht ihr bei vielen nur das Gegenteil! Für die Frauen und Mädels, die gerne in den Ronhof gehen, ob Nordtribüne, Gegengerade, Haupttribüne oder in den Lohner, ist das unserer Meinung nach ein Schlag in die Fresse. Bitte erspart uns pinke Schals und Sekt! Ein Appell an die weiblichen Fußballfans: Bitte lasst euch nicht vor diesen Karren spannen - Geht zum Fußball, wie ihr Bock habt!“ Schon beim Heimspiel gegen Union Berlin zeigten die Horidios ein Spruchband zum Thema und kritisierten die Marketing-Aktion des eigenen Vereins.

Immer mal wieder kommt es vor, dass Fußballvereine in Deutschland wegen einer Ermäßigungsaktion oder wegen Fanartikeln, die nicht in den Vereinsfarben, sondern in Farben gehalten sind, die von der Marketing-Abteilung als typisch weiblich eingestuft wird, in die Kritik geraten.

So wurde beim FC St. Pauli in dieser Woche beispielsweise eine neue Fanartikelkollektion für Frauen in rosa vorgestellt. „Was zusätzlich wünschenswert wäre: Pink/rosafarbener Schal ohne Vereinsfarben. Vergünstigter Eintritt für Frauengruppen mit jeweils ner Flasche Prosecco“, kritisierte der Fanclubsprecherrat des FC St. Pauli die Aktion des eigenen Vereins auf ironische Weise. Die Kritik der Fans aus Fürth und vom FC St. Pauli zeigt, dass weibliche Fußballfans weder Fanartikel in vereinsfremden Farben, noch einen Sekt wollen, um ins Stadion zu gelockt zu werden. Sie wollen ganz einfach nur als gleichberechtigte Fans anerkannt werden, von den Vereinen und den männlichen Fans. (Faszination Fankurve, 12.04.2018)

Update 16:20 Uhr: Der FC St. Pauli hat sich mittlerweile für das Wording zur Vorstellung der Frauen-Kollektion, bei dem es u.a. „zauberhaft und liebenswürdig“ hieß, entschuldigt. Der Kiezclub erklärte: „Zudem arbeiten wir daran, die Farbpalette bei zukünftigen Kollektionen geschlechterneutral und -übergreifend zu erweitern.“

Fanfotos SpVgg Fürth




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