20.10.2019 - 1. FC Magdeburg

Block U bleibt dem Heimspiel gegen Halle fern


Wenn der Hallesche FC am 02. November 2019 beim 1. FC Magdeburg im Heinz-Krügel-Stadion zu Gast sein wird, bleibt das Stimmungszentrum der FCM-Fans leer. Der Block U, der nach dem Tod von FCM-Fan Hannes vor drei Jahren den Auswärtsspielen in Halle fernblieb, besucht nun auch die Heimspiele gegen den HFC nicht mehr.

Am 12. Oktober 2016 verstarb mit Hannes S. ein FCM-Fan an den Verletzungen, die er sich am 01. Oktober 2016 bei einem Sprung aus einem Zug zuzog, in dem er auf Fans vom Halleschen FC traf. Die genauen Umstände des Todesfalls wurden nie zweifelsfrei geklärt. Der Block U warf der Fanszene des Halleschen FC vor, nicht dazu beigetragen zu haben, dass die Umstände des Todesfalls aufgeklärt werden. Deshalb betrachtet der Block U die Spiele gegen den Halleschen FC seit drei Jahren nicht mehr als Derby. Bisher blieb man den Auswärtsspielen in Halle fern, nun will man auch die Heimspiele nicht mehr besuchen.


„Der Tod von Hannes hat nicht nur das Leben seiner Familie und seiner Freunde drastisch verändert, sondern auch dazu geführt, dass wir unser Verhältnis zur halleschen Fanszene reflektieren und neu definieren mussten. Eine Neudefinition, die sich unter anderem darin äußert, dass wir die Auswärtsspiele in Halle nicht mehr besuchten und auch zukünftig nicht mehr besuchen werden. Eine Entscheidung, die in großen Teilen unserer Fanszene, auch wenn es sicherlich unterschiedliche Ansichten gab und gibt, Akzeptanz gefunden hat. In unserem Prozess der Auseinandersetzung mit dem Tod von Hannes und der Reflexion unseres Verhältnisses zur halleschen Fanszene hatten wir uns bisher aber auch dazu entschieden, eher schon durchgerungen, die Heimspiele gegen Halle zu besuchen. Zwei Mal war dies bisher der Fall und längst nicht alle Fanclubs waren überhaupt emotional in der Lage, diese Entscheidung mitzutragen. Beide Male haben wir im Vorfeld die anstrengende und zermürbende Diskussion geführt, wie wir mit einem Verein und dessen Fanszene umgehen wollen, die zu feige ist, die Verantwortung für den Tod eines Menschen zu übernehmen und der nur daran gelegen ist die Geschehnisse schnellstmöglich vergessen zu machen. Nun steht in wenigen Tagen das dritte Heimspiel gegen Halle seit dem Tod von Hannes auf dem Programm und wie die beiden Spiele zuvor sind wir auch diesmal wieder in den Diskurs darüber getreten, ob wir das Spiel besuchen werden oder nicht. Um es gleich vorweg zu nehmen: Block U wird das kommende Heimspiel nicht besuchen, kein Alternativprogramm anbieten und sich auch zukünftig bei Heimspielen gegen Halle aus dem Stadion zurückziehen. Wir haben im Vorfeld zu dieser weitreichenden Entscheidung viel und lange diskutiert, es uns garantiert nicht leicht gemacht, alle möglichen Perspektiven betrachtet und gegenseitig in traurige, wütende und insbesondere ratlose Gesichter geschaut. Ja, insbesondere in ratlose Gesichter. Aber wir haben auch uns und unser Verhalten im letzten Heimspiel gegen Halle selbstkritisch reflektiert und mit Erschrecken festgestellt, dass wir durch unser organisiertes Auftreten im Stadion leider immens mit dazu beigetragen haben, dass wieder Normalität eingekehrt ist. Dass in den Medien von einem Derby, gar von einem Fußballfest geschrieben wird, welches es in unseren Augen überhaupt nicht mehr ist“, teilte der Block U dazu in einer Stellungnahme mit, die am Sonntagabend veröffentlicht wurde.

Das bedeutet, dass am 02. November 2019 im Block U keine Zaunfahnen hängen werden, keine Vorsänger gestellt wird, es keinen Info- und Verkaufsstand der Fanszene geben und kein Spieltagsflyer gedruckt wird. Die FCM-Fans vom Block U erhoffen sich dadurch, dass die Spiele zwischen Magdeburg und Halle an Bedeutung verlieren und nicht wieder zur Normalität werden. Von den anderen FCM-Fans erwartet der Block U, dass die Entscheidung respektiert wird: „Wir rufen alle Clubfans lediglich dazu auf, Euch mit der Situation gründlich auseinanderzusetzen und Euch dabei auch mal selbst zu reflektieren. Welche Rolle nehmt Ihr und Eure Fanclubs in dem Ganzen ein? Habt Ihr, gemeinsam mit uns, nicht auch dazu beigetragen, dass dieses Spiel zur Normalität zurückkehren könnte? Und wollt Ihr das oder seid auch Ihr bereit Konsequenzen zu ziehen? Und wenn ja, wie sehen diese Konsequenzen aus? Fragen, die wir für Euch nicht beantworten können, die wir Euch aber offen stellen. Wir wollen Euch keinen Weg vorgeben, aber vielleicht eine Richtung. Uns ist sehr wohl bewusst, dass nicht jeder Clubfan unsere Entscheidung nachvollziehen kann. Dennoch erwarten wir, dass sie respektiert wird. Im Gedenken an Hannes“, so die Stellungnahme vom Block U weiter. (Faszination Fankurve, 20.10.2019)

Fanfotos 1. FC Magdeburg




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