26.11.2015 - Bayer 04 Leverkusen

Bruch zwischen Fans & Team zeigte sich am Flughafen


Die Nordkurve 12 organisierte zum wichtigen Champions League Spiel von Bayer Leverkusen in Weißrussland einen eigenen Flieger. Nachdem die Mannschaft dort ein Weiterkommen so gut wie verspielte, kam es am Flughafen von Minsk zur Begegnung zwischen Fans und Mannschaft.

Die Nordkurve betont, dass es bereits nach der Derbyniederlage zuhause gegen Köln Überlegungen in der Fanszene gab, die eigene Mannschaft nicht mehr wie gewohnt zu unterstützen. Doch auch in Frankfurt und in Borisov setzten die Fans und Ultras ihren Support für die Werkself fort.

Nach dem 1:1 in Borisov sind die Chancen auf ein Weiterkommen in der Königsklasse sehr gering. Die Fanszene ist enttäuscht, dass die Mannschaft nach dem Abpfiff nur bis auf 30 Meter an den Gästeblock, indem 300 Leverkusen Fans waren, kam. Später traf man sich am Flughafen in Minsk wieder, wo der Flieger der Mannschaft und der Flieger der Fans abhob. Laut Nordkurve suchten die Spieler von Bayer Leverkusen auch hier kein Gespräch mit den treuen Fans, sie sollen teilweise sogar Fotowünsche verweigert haben und den Fans ausgewichen sein. Auch Michael Schade, der zuletzt in der Fanszene von Bayer 04 schwer umstritten war, hat nach Angaben der Norkurve 12 nicht mit den Fans kommuniziert. Lediglich Rudi Völler soll sich den Gesprächen der Fans gestellt haben, aber auch nicht so geantwortet haben, wie es sich die Fans erhofften. Der Bruch zwischen Fans und Vereinsoffiziellen scheint am Bayerkreuz weiter bestand zu haben. Die Fotos von der Leverkusener Fanszene nach Weißrussland gibt es oben in der Galerie. (Faszination Fankurve, 26.11.2015)


Faszination Fankurve dokumentiert die Mitteilung der Nordkurve 12 aus Leverkusen:

Bayer 04, quo vadis?

Die Tour zum Champions League-Spiel im weißrussischen Borisov wird für alle Mitreisenden wohl lange in Erinnerung bleiben. Auf der einen Seite konnten sehr viele positive Eindrücke gesammelt und tolle Erfahrungen gemacht werden. Eine wirklich bemerkenswerte Reise mit dem Fanflieger ohne Zwischenfälle und Komplikationen liegt hinter uns und dafür möchten wir uns an dieser Stelle noch einmal vor allem bei Sebastian Pöschke für die außergewöhnlich gute Organisation, aber auch bei jedem einzelnen Mitreisenden für ein absolut vorbildliches Verhalten bedanken! Es war wunderbar zu sehen, wie Fans jeglicher Couleur und von Jung bis Alt wunderbare Erlebnisse miteinander verbrachten. Ein toller Tag für die Fanszene, der jedoch zum Abend hin in absoluter Ernüchterung enden sollte.

Und dies liegt nicht nur daran, dass der Einzug in das Champions League-Achtelfinale mit großer Wahrscheinlichkeit verspielt wurde und nun auch noch das komplette Aus im internationalen Geschäft droht, sondern eben auch daran, wie seitens Mannschaft und Vereinsführung damit umgegangen wurde. Dass es in unserem Team seit einiger Zeit weder sportlich rund läuft und dazu oftmals auch noch die nötige Motivation, Einstellung und Leidenschaft fehlt, mussten wir nicht zuletzt im Derby schmerzlich erfahren. Die Art und Weise, wie diese Niederlage zustande gekommen war, ist nicht zu entschuldigen und dennoch wurde das Team sowohl im darauf folgenden Match in Frankfurt sowie vorgestern in Borisov absolut ohne Vorbehalt unterstützt. Obwohl es innerhalb der Fanszene Überlegungen gab, die Mannschaft nach der Derbyniederlage noch einmal deutlich darauf hinzuweisen, wie unzumutbar diese leidenschaftslose Vorstellung war, verzichtete man letztendlich doch bewusst darauf und wollte die Konzentration auf den Support für die bevorstehenden wichtigen Begegnungen legen. Nach den Vorfällen von vorgestern allerdings, ist es nun an der Zeit, dass wir als NK12 nun unserer Pflicht nachkommen und als Sprachrohr für die Fanszene agieren. Denn hier brodelt es gewaltig!

So gab es in jener Nacht am Flughafen von Minsk rege Diskussionen unter den mitgereisten Fans, die alle einen gemeinsamen wie erschreckenden Tenor hatten: Die Verbundenheit zwischen den aktiven und treuesten Fans und dem Verein sowie auch der Mannschaft hat in den letzten Monaten erheblich nachgelassen und das augenscheinlich beiderseitig. Bittere Erfahrungen, die unsere Fans vorgestern persönlich miterleben mussten, waren dabei nur ein weiterer Mosaikstein für Tendenzen, die wir schon seit Monaten erleben und die nun einfach auch öffentlich zur Sprache kommen müssen.

Dass die Mannschaft es nicht für nötig hält, nach dem sehr wahrscheinlich gewordenen Champions League-Aus den Weg bis in die Kurve zu finden, wo 300 der treuesten Bayer 04-Fans trotz eines nicht gerade begeisterndem Spiels und weißrussischer Kälte 90 Minuten lang das Team supportet haben, sagt schon einiges über den Charakter der Akteure aus. Eine Distanz von über 1.700 Kilometern haben die Mitgereisten bewältigt, um das Team bei diesem so wichtigen Spiel zu unterstützen. Die Spieler wiederum schaffen es nicht, die letzten 30 Meter bis zum Gästeblock zurückzulegen und sich dafür bei den Fans zu bedanken, sondern winken hingegen kurz aus der Distanz.

Weitere Gelegenheiten den mitgereisten Fans ein paar Worte des Dankes, der Anerkennung oder überhaupt nur eine Geste in irgendeiner Form zukommen zu lassen, wurden in der Nacht am Flughafen in Minsk seitens der Spieler nicht nur ebenfalls komplett versäumt. Die distanzierte und befremdliche Art und Weise des Auftretens der Mannschaft – geprägt von Ignoranz und Arroganz – war sicherlich für alle Anwesenden Fans eine Erfahrung, mit der man wohl so hätte rechnen können, auf die man aber letztendlich doch gerne verzichtet hätte. Statt einem kurzen „Hallo“, „Schön, dass ihr da seid“, „Danke für eure Unterstützung“ oder sonstigem Smalltalk, lag die Priorität der Spieler vornehmlich darin, möglichst flink und dem Vermeiden von Augenkontakt an den verblüfften Fans vorbeizukommen. Selbst Fotowünsche wurden zum Teil abgelehnt oder ignoriert. Gutes Benehmen sieht anders aus!

Wir als NK12, aber auch die UL, der Fanbeirat oder sonstige Fanvertreter hatten über die Jahre hinweg vielleicht nicht durchgängig, jedoch immer wieder einmal eine gute, teilweise kontroverse, aber in jedem Fall konstruktive Kommunikation mit Teilen der Mannschaft. Identifikationsfiguren wie Simon Rolfes und Stefan Reinartz, die wir als sehr angenehme Gesprächspartner erleben durften, haben den Verein mittlerweile verlassen. Stefan Kießling und Lars Bender, als Persönlichkeiten, die auf Menschen zugehen und auch Fans als Ansprechpartner auf Augenhöhe betrachten, waren nicht vor Ort. So fragten sich die Anwesenden in der gestrigen Nacht, ob den verbleibenden Spielern tatsächlich dem Austausch mit den Fans des eigenen Vereins keinerlei Relevanz mehr beigemessen wird. Lebt man als Fußballprofi heutzutage tatsächlich in einer Parallelwelt? Verlernt man als Profispieler die einfachsten Tugenden und seine gute Kinderstube? Schaltet sich die Welt um einen herum ab, sobald man den Schlüssel seines Ferraris umdreht? Ist die Selbstvermarktung wichtiger, als die Leistung auf dem Platz oder dem Umgang mit den Fans? Vieles deutet daraufhin. Wertschätzung ist keine Einbahnstraße, dies müssen unsere Spieler endlich wieder verinnerlichen.

Doch noch weitaus weniger angemessen, als die Protagonisten auf dem Spielfeld, hat sich in dieser Nacht – man muss leider sagen wieder einmal – unsere Vereinsführung verhalten. Junge Erwachsene machen Fehler und sind der Gefahr ausgesetzt, dass sie durch den Hype um ihre Person und beim Blick auf das Gehaltskonto schnell jenen für die Realität verlieren. Jedoch verhalten auch diese Jungs sich oftmals so, wie es ihnen vorgelebt und vorgegeben wird. In dieser Angelegenheit hat sich einmal mehr unsere Vereinsspitze nicht mit Ruhm bekleckert.

Der selbsternannte „Fan der Fans“ stellte sich gar nicht erst der Diskussion mit den treuesten Anhängern und zischte ungewohnt wortlos ab durch die Mitte. Wann immer es seitens der Fans Verfehlungen gibt, spart man nicht an klaren, deutlichen Worten. Es wäre schön, wenn dies bei dem, was die Hauptsache sein sollte, nämlich den neunzig Minuten auf dem Rasen, auch einmal der Fall wäre. Die Optimierung des Services in der BayArena, neue Toilettenanlagen und die Akquise neuer Kunden und Sympathisanten sind schön und gut. Eine Gelegenheit zum Austausch mit denjenigen, die für Bayer 04 viel mehr geben, als ein paar Euro an Würstchenstand oder Fanshop, sollte allerdings niemals einfach so ausgelassen werden. Das war schwach und bestätigt erneut den bereits so oft gewonnenen negativen Eindruck, schade!

Unserer obersten sportlichen Leitung hingegen sollte man zunächst zwar anrechnen, für einen Austausch mit den Fans Rede und Antwort gestanden zu haben, wie sich das Gespräch dann entwickelte, ging allerdings in eine völlig falsche Richtung. Hier wurde leider auch zum wiederholten Male die Kritikresistenz der sportlichen Führung deutlich. Man darf gerne geteilter Meinung sein, die Wortwahl des Vereinsvertreters hat aber dann doch für große Verwunderung gesorgt. Das einzig Positive daran ist, dass wenigstens einer im Verein Emotionen zeigt, nur traf es die falschen Adressaten. Diese Schärfe würden wir uns auch gegenüber der Mannschaft wünschen. Wir bekommen es natürlich nicht mit, so wie das Team aktuell spielt, haben wir aber leider nicht den Eindruck, als würde es geschehen.

Wie soll eine enge Bindung zwischen Verein und seinen Fans ein ordentliches Fundament erhalten, wenn nicht einmal ein einziger Offizieller – sei es Spieler, Trainer, Zeugwart, Busfahrer, Betreuer oder Geschäftsführer – den direkten Austausch sucht oder annimmt?

Bayer 04 hat an jenem Abend nicht nur sportlich an Boden verloren und eine große Chance verspielt. Die Art und Weise wie Mannschaft und Vereinsoffizielle mit ihrem wertvollsten Gut – den treuesten Fans – umgegangen ist, wiegt mindestens genauso schwer. Daher hier und heute unsere Botschaft an den Verein als Sprachrohr der Fanszene: Ändert den Kurs, sorgt für Identifikation, Leidenschaft und legt Wert auf einen anständigen Umgang mit euren treuesten Fans! Lebt den Verein und verwaltet ihn nicht nur.

Fanfotos Bayer 04 Leverkusen




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