17.12.2015 - Adventkalender Türchen 17

CC97 Auswärtsfahne von WH96 geraubt


Am 20. März 2004 erbeutete die Wilde Horde gemeinsam mit einem Fanclub aus dem Kölner Umland nach dem Gastspiel des VfB Stuttgart in Köln die Auswärtszaunfahne des Commando Cannstatt. Vor dem Kölner Radstadion, wo damals das Fanprojekt eigene Räumlichkeiten betrieb.

Ein damaliges Führungsmitglied des Commando Cannstatt spazierte nach Abpfiff mit dem Auswärtsbanner der Stuttgarter Ultras unterm Arm in unmittelbarer Nähe zu den Räumlichkeiten entlang, in denen sich auch die Wilde Horde damals nach den Spielen traf. Einer Gruppe Kölner gelang es in den Besitz der Fahne zu kommen.

Später tauchte ein Gruppe Polizisten und eine Gruppe Stuttgarter Ultras vor den Räumlichkeiten des sozialpädagogischen Fanprojekts auf und forderten die Kölner Ultras auf, die Fahne wieder herauszurücken. Dieser Bitte wurde nicht nachgekommen. Die Kölner Ultras präsentierten die Fahne im darauffolgenden Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt. Bei einem Spiel des 1. FC Köln gegen den VfB Stuttgart wurde die Fahne nie gezeigt. Zehn Jahre später schrieb die Wilde Horde bei einem Heimspiel gegen Stuttgart „Liebes Commando zum 10-jährigen wollten wir euch eigentlich euer Banner nochmal persönlich unter die Nase gehalten haben...seid uns nit bös, aber wie haben's auf dem Hinweg gegen eine Flasche Ja-Korn und ne Packung Aahoi-Brause eingetauscht“ auf ein Spruchband.


Den Zaunfahnenverlust beschrieb das Commando Cannstatt später als bittersten Moment der Gruppengeschichte. Der Raub sei demnach auf ehrliche Art am Spieltag erbeutet und man habe sich blamiert. Im Detail hieß es in der Mitteilung des 1997 gegründeten Commando Cannstatt: „Ein in der öffentlichen Wahrnehmung von Ultras, aber auch innerhalb unserer eigenen Subkultur immer wieder polarisierendes Thema ist das Erbeuten von gegnerischen Fahnen. Die Eroberung von Fahnen an Spieltagen hat es schon immer gegeben und wird es auch immer geben. Gerade das Material von Ultrasgruppen ist stets ein beliebtes Ziel des Gegners, welches bei einem Wechsel der Seiten der jeweils erfolgreichen Kurve Respekt und Anerkennung beschert, während es der unterlegenen Kurve einen harten Schlag versetzt. Auch unsere Kurve hat in ihrer Geschichte schon diverse Fahnen erobert und verloren. Zweifellos der bitterste Moment für uns als Gruppe war der Verlust unserer Auswärtszaunfahne in Köln 2004. Damals konnten wir unsere Fahne nicht verteidigen und müssen uns eingestehen, uns und die gesamte Stuttgarter Fanszene blamiert zu haben. Die Fahne wurde damals auf ehrliche Art am Spieltag erbeutet und somit wird auch der Verlust, so bitter er für uns war und nach wie vor ist, von unserer Seite voll und ganz akzeptiert. Wer es nicht schafft, auf sein Material aufzupassen und dieses auf den Anfahrtswegen zu einem Spiel, vor dem Stadion oder im Stadion verliert, ist selbst schuld und muss mit den Konsequenzen leben. Zumal, wenn man oft genug selbst Initiator solcher Aktionen ist. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob eine Gruppe in Überzahl agiert oder nicht, ob die Situation angemessen war oder nicht – wer sich mit dem Namen Ultras schmückt, muss zu seinen Idealen stehen und Wege finden, sein Material zu verteidigen. Auch Fanclubs sollten diesen Gegebenheiten realistisch ins Auge sehen und ihr oftmals naives Auftreten überdenken. Dass man in fremden Städten nicht gemütlich mit der Fahne unter dem Arm an der Heimkurve vorbeilaufen kann, sollte inzwischen überall angekommen sein.“ (Faszination Fankurve, 17.12.2015)

Die bisherigen Geschichten zu geklauten Zaunfahnen:
Fahnenlager nach Banner-Präsentation gestürmt
HFC-Fanatics Fahne in FCM-Händen
Alcatraz Banner in den Händen der Ultras Rapid
Compadres Materialien an 0231 Riot
Partizan Fans klauten 4 FCA-Zaunfahnen
Rude Boys Auflösung nach Zaunfahnenverlust
Verlust des Auswärtsbanners führte zum Tod des Löwen
Phönix Sons Zaunfahne in Cannstatter Kurve
Sektionsbanner der Horde am Niederrhein
Als das Herz der Südkurve München in Nürnberg landete
Wie die Barflies United Fahne in Rostock landete.
UF97 Sektion NRW an Kaiserslautern.
Brigade Nord an Desperados Dortmund.
Ultras Darmstadt Zaunfahne an Ultras Frankfurt.






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