14.03.2018 - FCSP/BTSV

Choreo, Antirepressionsaktion & Auseinandersetzungen


Im Millerntor-Stadion kam es am Samstag zum Nordduell zwischen dem FC St. Pauli und Eintracht Braunschweig. Während zum Einlaufen der Teams im Gästeblock eine Choreografie zu sehen war, führte Ultrà Sankt Pauli in der Südkurve eine Antirepressionsaktion durch.

Das Motto der Choreografie der mitgereisten Eintracht Braunschweig-Fans war ein abgeändertes Goethe-Zitat: „Wer Siege hofft, der stärke seinen Glauben!“ stand auf dem Spruchband in Anlehnung an das Goethe-Zitat „Wer Wunder hofft, der stärke seinen Glauben!“ aus Faust geschrieben. Zu der Choreografie im Gästeblock wurde eine Blockfahne mit Eintracht Braunschweig-Logo hochgezogen. Abgerundet wurde die Aktion durch Plastikfahnen und -Doppelhalter in einem blau-gelben Karomuster.

In der Südkurve war gleichzeitig eine Aktion zu sehen, bei der die Figuren aus der Fernsehserie Pinky und der Brain zu sehen waren, die einen „autoritären Staat“ errichten wollen. Auf einzelnen Elementen der Aktion wurden zudem Gesetzesverschärfungen genannt. Das Spruchband der Aktion lautete „Gemeinsam gegen Repression und autoritäre Formierung!“ und gab damit das Motto zahlreicher Solidaritätsaktionen, die am kommenden Samstag in Deutschland für Personen geplant sind, die im Zuge des G20-Gipfels in Hamburg Repression erfahren haben.


Nach Abpfiff organisierte Ultrà Sankt Pauli einen sogenannten Diffidati-Marsch, der unter dem gleichen Motto stand. Der Marsch wurde nicht angemeldet, von der Polizei aber geduldet. Die Beamten gaben eine Route für den Marsch vor, bei dem es zu Auseinandersetzungen zwischen FC St. Pauli-Fans und der Polizei kam, nachdem die FC St. Pauli-Fans einen anderen Weg einschlagen wollten. Während die Fans Flaschen und Pyro geworfen haben sollen, setzten die Polizisten Schlagstöcke und Pfefferspray gegen die Fans ein. An dem Marsch der FC St. Pauli-Fans nahmen etwa 1.600 Personen teil.

„Nach dem 0:0 gegen Braunschweig ging es für uns zum Diffidati-Marsch durchs Viertel, um unseren Unmut über Repression in, aber dieses mal auch vor allem außerhalb der Stadien zu äußern. Angesichts der massiven Bullenpräsenz, schien dieses Thema gestern aktueller denn je. Anstatt die gewohnte Route einfach frei zu machen, kam es immer wieder zu Angriffen mit Schlagstock und Pfefferspray. Augenscheinlich wollte die Polizei allen Menschen nochmal zeigen, wie die von uns kritisierte Repression aussieht. Achtet in den nächsten Wochen etwas auf euch, die Cops haben sämtliche Zusammenstösse abgefilmt, da kann evtl. noch etwas kommen“, teilte Ultrà Sankt Pauli zu dem Protestmarsch nach dem Spiel mit.


Die Polizei Hamburg erklärte zu dem Marsch hingegen: „Im Vorfeld stellte sich kein Teilnehmer als Verantwortlicher zur Verfügung. Es wurde im Sinne des Kooperationsgebotes dennoch eine Marschroute - Budapester Straße - Clemens-Schultz-Straße - Annenstraße - Paulinenplatz - vereinbart. Gegen 15:20 Uhr setzte sich der Aufzug mit insgesamt 1600 Teilnehmern in Bewegung. Während des Aufzuges herrschte vonseiten der Teilnehmer eine aggressive Grundstimmung. Es wurden im Verlauf des Aufzuges immer wieder die polizeilichen Maßnahmen während des Einsatzes zum G20-Gipfel thematisiert. Ein erkennbarer Fußballbezug bestand während des Aufzuges nicht. Im Bereich der Clemens-Schultz-Straße versuchte der Aufzug von dem zuvor kooperierten Marschweg abzuweichen und wurde deshalb durch die Polizei aufgestoppt. Aus dem Aufzug heraus wurden die eingesetzten Beamten plötzlich mit Flaschen und Bengalos beworfen und attackiert. Die Polizei setzte Schlagstock und Pfefferspray ein und der Aufzug konnte anschließend seinen Weg in Richtung Paulinenplatz fortsetzen. Nach Erreichen des Paulinenplatzes kam es zu einem erneuten Flaschenbewurf auf die eingesetzten Polizeibeamten. Gegen 16:10 Uhr setzte eine Abwanderung der Aufzugsteilnehmer in unterschiedliche Richtungen ein.“

Im Stadion war in der Südkurve des FC St. Pauli zudem noch ein Spruchband gegen einen Szenekundigen Polizeibeamten zu sehen, der nach einer rechten Demo einen Demonstrationsteilnehmer gegrüßt haben soll (Faszination Fankurve berichtete). Zudem wurde in der Südkurve u.a. noch an Gustav Schneeclaus erinnert, der am 18. März 1992 in Buxtehude von Neonazis getötet wurde. Das Zweitligaspiel zwischen St. Pauli und Eintracht Braunschweig endete am Samstag vor 29.546 Zuschauern im ausverkauften Millerntor torlos. (Faszination Fankurve, 14.03.2018)