30.10.2019 - SC Freiburg

Choreo, Festnahmen & eingestellter Support wegen Zaunfahnen


Im Dreisamstadion stand gestern das DFB-Pokalspiel zwischen dem SC Freiburg und dem 1. FC Union Berlin an. Dabei sollen Fans von Union Berlin von der Polizei festgenommen worden sein, nachdem die Fans Zaunfahnen am Zaun des Gästeblocks aufgehangen hatten.

„Wenn Menschen Zaunfahnen aufhängen gehört das zur Fankultur beim Fußball. Warum werden diese dann festgenommen? Was sagt der SC Freiburg dazu?“, fragte die Eiserne Hilfe, die FC Union-Fans bei Problemen mit Polizei und Justiz unterstützt, noch gestern Abend.


Wegen dieser umstrittenen Polizeimaßnahme stellten die mitgereisten Gästefans den organisierten Support ein. Auch viele Fan- und Ultràgruppen des SC Freiburg solidarisierten sich mit den Gästefans. In der zweiten Halbzeit gab es deshalb auch auf der Nordtribüne keinen organisierten Support mehr.

„Wir haben aufgehört zu zählen. Woche für Woche behandelt die Polizei Freiburg Fußballfans wie Schwerkriminelle. Heute waren die Union Fans dran. Der Grund: Zaunfahnen. Es erfolgten Festnahmen. Wir verstehen die Wut der Union Fans, die sich unter der Woche 2 Tage Urlaub genommen haben, um ihren Verein zu unterstützen. Wir sind es leid, dass Gäste- und Heimfans derartig behandelt werden. Aus diesen Gründen stellten in der 2. Halbzeit viele Fangruppen den Support ein - im Gästeblock und auf der Heimtribüne. Es ist an der Zeit, dass der SC Freiburg sich klar für die Fans und gegen die Maßnahmen der Freiburger Polizei positioniert! Wir bedanken uns nochmals für die Solidarität der Union Fans am vergangenen Wochenende nach dem Brand im Zug“, wurde das Vorgehen der Polizei in einer Stellungnahme aus der aktiven Fanszene des SC Freiburg kritisiert.


In Freiburg kommt es regelmäßig zu Vorfällen, die von Heim- oder Gästefans als Schikane der Polizei gewertet werden. In der Stadionordnung des Dreisamstadions, das der Stadt Freiburg gehört, heißt es u.a.: „Den Besuchern ist außerdem verboten: für die allgemeine Benutzung nicht vorgesehene Bauten und Einrichtungen, insbesondere Fassaden, Zäune, Mauern, Umfriedungen der Spielfläche, Absperrungen, Beleuchtungsanlagen, Kamerapodeste, Bäume, Masten aller Art und Dächer zu besteigen oder zu übersteigen“. In der Vergangenheit wurden Vorsänger und Fans anderer Vereine, die in Freiburg zu Gast waren, bereits wegen Besteigens des Vorsängerpodests oder des Zauns mit Bußgeldern belegt, die sich auf Hunderte Euro beliefen. Betroffen waren beispielsweise schon Vorsänger vom Hamburger SV (Faszination Fankurve berichtete) und dem FC Schalke 04 (Faszination Fankurve berichtete ebenfalls).


Auf der Nordtribüne Freiburg wurde das gestrige Pokalspiel, das Union Berlin vor 24.000 Zuschauern im ausverkauften Dreisamstadion mit 3:1 gewann, mit einer Choreografie der Synthesia Ultras für den vor zehn Jahren verstorbenen SC Freiburg-Präsidenten Achim Stocker eingeleitet. „Achim Stocker für immer in unseren Herzen - für immer der Verein“, lautete das Motto der Aktion, bei der tausende Zettel mit seinem Gesicht hochgehalten und eine Fahne mit seinem Bild und dem Freiburger Stadtwappen am Dach hochgezogen wurde. Die Synthesia Ultras haben „zu Ehren und zum Wahren der Erinnerungen an die wichtigste Person in der Geschichte unseres Sport-Clubs“ auch noch T-Shirts mit dem Bild von Achim Stocker drauf verkauft. Die Einnahmen aus dem Shirtverkauf gehen an die Achim Stocker-Stiftung. (Faszination Fankurve, 30.10.2019)


Update 16:45 Uhr: Mittlerweile hat die Polizei Freiburg Stellung zu den gestrigen Vorfällen genommen. Den Union-Fans, die Zaunfahnen im Oberrang anbringen wollten, wird seitens der Beamten vorgeworfen, keine Tickets für dieses Bereich gehabt zu haben. In vielen Stadien ist es üblich, dass Fans kurz den Sitzplatzbereich betreten, um ihre Zaunfahnen aufzuhängen und diesen Bereich anschließend wieder verlassen. In Freiburg scheint dies ein Problem darzustellen. So teilte die Polizei Freiburg mit: „Kurz nach Spielbeginn verschafften sich mehrere Berliner Ultras, welche keine gültigen Eintrittskarten für den Sitzplatzbereich hatten, Zugang zu den Sitzplätzen im Gästeblock. Hierbei wurden beim Betreten drei Ordner zur Seite gestoßen. Eine der Personen konnte hierbei durch die Ordner festgehalten werden. Nachdem die festgehaltene Person zur weiteren Abklärung zur Stadionwache verbracht wurde, entstand innerhalb des Berliner Fanblocks große Unruhe. Hierauf begaben sich etwa 60 Personen der Berliner Ultraszene in den rückwärtigen Bereich des Gästeblocks, einige vermummten sich hierbei. Als sie von dort aus durch ein geschlossenes Fluchttor nicht in Richtung des Festgenommenen gehen konnten, wurde ein am Vorfall unbeteiligter Sicherheitsdienstmitarbeiter körperlich angegangen, mit Faustschlägen zu Boden gebracht und getreten. Polizeikräfte eilten daraufhin über das Fluchttor dem am Boden liegenden Ordner zur Hilfe, während die Berliner Ultras zurück in den Gästeblock flüchteten. Hierbei trat ein bislang unbekannter Berliner Ultra mit voller Wucht gegen das Stahlgittertor, welches gegen drei Polizeibeamte prallte. Diese erlitten Prellungen, konnten ihren Dienst jedoch fortsetzen. Bei der Durchsuchung der zuvor festgenommen Person auf der Stadionwache konnten in seinem mitgeführten Rucksack mehrere Zaunfahnen aufgefunden werden. Die Zaunfahnen, welche in Ultrakreisen den höchsten Stellenwert haben, waren nach aktueller Einschätzung der Auslöser für die Eskalation. Zur Entspannung der Lage wurde der Rucksack im Anschluss zeitnah an die Berliner Ultraszene zurückgegeben. Der Festgenommene erhielt durch den SC Freiburg ein Tageshausverbot. Aufgrund des Vorfalls stimmten Freiburger und Berliner Ultras zu Beginn der 2. Halbzeit minutenlange Sprechchöre gegen die Polizei an“, so die Darstellung der Polizei.

Fanfotos SC Freiburg




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