28.04.2019 - 1860/KSC

Choreo, Plakate & von Polizei durchsuchter Sonderzug


Vor 15.000 Zuschauern im ausverkauften Grünwalder-Stadion kam es gestern zum Drittligaspiel zwischen dem TSV 1860 München und dem Karlsruher SC. Während des Spiels wurde der von der KSC-Fanszene organisierte Sonderzug von der Polizei durchsucht. In der Westkurve waren hingegen vor allem Abmahnungen Thema.


Einen Tag vor dem Spiel machten verschiedene Löwenfans öffentlich, dass die TSV 1860 Merchandising GmbH mehrere Fanclubs von 1860 München mit Abmahnungen belegt haben soll, weil diese verschiedene Versionen des Vereinslogos der Löwen auf ihren Fanartikeln verwendet haben. In Deutschland ist es üblich, dass Fanclubs und Fangruppen die Wappen ihres Vereins für eigene Fanclubartikel benutzen. In München scheint dies nun ein Problem zu sein: „Hier geht es in erster Linie um T-Shirts, Schals und Aufkleber. In den Abmahnung wird eine Unterlassungs- und Verpflichtungserklärung gefordert. Zudem werden die Fanclubs aufgefordert, über 1.500 Euro an Abmahnungskosten zu zahlen. Der Streitwert wird auf 50.000 Euro festgelegt. Wir raten allen Fanclubs NICHTS zu zahlen und vor allem NICHTS zu unterschreiben, sondern sich Rechtsbeistand zu holen“, lautet der Ratschlag der Blauen Hilfe bei diesem Thema.


In der Westkurve waren deswegen gestern verschiedene Spruchbänder zu sehen, auf denen „Anthony du Luftpumpe! Für diesen Kampf fehlt dir die Power - Unser Verein - Unsere Wappen!“, „Die eigenen Fans verklagen - Weil sie stolz den Löwen tragen - Power dich woanders aus!!!“ und „Das Wappen in die Welt tragen - und ihr zeigt uns an? Power und Co. - Verpisst euch, dann sind wir besser dran!“ geschrieben stand. Die Plakate richteten sich vor allem gegen Anthony Power, den Vertrauten von 1860-Investor Hasan-Ismaik.


Zudem war in der Westkurve gestern noch eine Choreografie mit blauen und weißen Zetteln zu sehen, bei der zwei Löwenfans ein KSC-Schwein bearbeiteten. In der Hinrunde zeigten 1860-Ultras in Karlsruhe eine „Chef der 3. Liga“-Aktion, auf die KSC-Ultras, die davon offenbar zuvor schon wussten, mit einem „Chef der Liga ist nur der KSC“-Spruchband. Die 1860-Fans reagierten darauf wieder mit einem „Eure Chefs sitzen in Berlin & Zürich ihr Hurensöhne“-Plakat (Faszination Fankurve berichtete). Die gestrige Choreografie in der Westkurve, die unter dem „Wir Chef – Ihr nix“ stand, war eine Fortsetzung dieser Fehde. Bei der gestrigen Aktion war auch erneut der Löwenfan mit Kampfhund abgebildet, der auch schon bei der Aktion in der Hinrunde zu sehen war. Im Gästeblock wurde hingegen einem verstorbenen Mitglied der Brigata Graz namens Heimo gedacht. KSC-Ultras pflegen eine Fanfreundschaft nach Graz, wo nun Geldspenden für die acht Jahre alte Tochter von Heimo gesammelt werden, da diese nun Vollwaise ist. Hier kann für diesen Zweck gespendet werden. Zudem zeigten mitgereiste KSC-Fans ein Spruchband gegen die mögliches Verschärfung des Polizeigesetzes in Baden-Württemberg, wogegen sich auch schon Ultras in Stuttgart und Freiburg positionierten (Faszination Fankurve berichtete).


Während die KSC-Fans im Grünwalder-Stadion durch ein Tor zu Beginn und am Ende des Spiels einen wichtigen 2:0-Auswärtssieg im Aufstiegskampf feierten, durchsuchte die Polizei den vom ULTRA1894-Bündnis und den Supporters Karlsruhe organisierten und selbstverwalteten Sonderzug. Dabei soll es auch zu Beschlagnahmungen gekommen sein. „Beim heutigen Auswärtsspiel bei 1860 München wurde während des Spiels der Sonderzug der KSC-Fans von der Polizei durchsucht. Der Fall wird aktuell von uns aufgearbeitet. Sollten von euch Gegenstände fehlen oder beschädigt worden sein schreibt uns bitte umgehend eine E-Mail an: kontakt@fanhilfe-karlsruhe.de. Bitte benutzt hierfür bitte folgende Vorlage: 1. Bei mir fehlt etwas. Ich habe auf meinem Sitz ein Beschlagnahmeprotokoll gefunden ja/nein? 2. Bei mir wurde etwas beschädigt ja/nein? 3. Wie erreicht man dich? 4. Unbedingt keine weiteren Angaben machen“, äußerte sich die Fanhilfe Karlsruhe zu den Durchsuchungen. Die Löwenfanszene traf sich vor dem Spiel am Hans-Mielich-Platz, von wo aus es in einem kleinen Fanmarsch zum Grünwalder-Stadion ging. (Faszination Fankurve, 28.04.2019)