09.04.2015 - Bayer 04 Leverkusen

Choreo abgesagt: Konflikt zwischen Ultras & Verein


Die Ultras Leverkusen widmeten beim gestrigen Pokalspiel gegen Bayern München zahlreiche Spruchbänder dem Geschäftsführer des eigenen Vereins, Michael Schade, der den Ultras in letzter Zeit das Leben schwer gemacht haben soll. Eine eigentlich geplante Choreografien wurde wegen dieser Person abgesagt.

Die Ultras sagten die Choreografien wieder ab, da die Aktion nicht zum positiven Aushängeschild des Vereins werden sollte, der der Fanszene aktuell Steine in den Weg lege. Ein Konfliktpunkt zwischen Ultras und Geschäftsführer sind Anzeigen wegen Hausfriedensbruch, weil mit Stadionverbot belegte Ultras im Sonderzug nach Augsburg fuhren. Über die DFB-Strafe, die nach dem Spiel in Augsburg ausgesprochen wurde und den Umgang damit gibt es ebenfalls unterschiedliche Auffassungen. Leverkusen Ultras zündeten in Augsburg Pyrotechnik.

Die Ultras sind weiterhin dialogbereit, fordern mit dem Verein jedoch ein Dialog auf Augenhöhe. (Faszination Fankurve, 09.04.2015)


Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme der Ultras Leverkusen:
Stellungnahme: Spruchbandaktion München

Hallo Bayer-Fans,

eigentlich wollten wir dem unfassbar wichtigen Pokalspiel gegen die Bayern mittels einer großen Choreo einen auch optisch würdigen Rahmen verpassen. Eigentlich. Details waren ausgearbeitet, Vorlagen erstellt, das Ganze konzipiert und rund gemacht. Bereits viele Stunden Arbeit wurden investiert. Die Nordkurve sollte in Schwarz-Rotem Glanz erscheinen. Mitglieder unserer Gruppen waren wie so oft dazu bereit, wochenlang ihre Freizeit mit der Gestaltung und Vorbereitung dieses außergewöhnlichen Kurvenbildes zu verbringen. Eigentlich.

Nachdem jedoch der Verein, vor allem in Person von Michael Schade, in den letzten Wochen wirklich keine Gelegenheit ausgelassen hat, um uns als Gruppe und der aktiven Fanszene im Allgemeinen ans Bein zu pinkeln und den aktiven Fans immer und immer wieder durch kleine und größere Störfeuer das (Fan)leben schwer gemacht hat, haben wir nach internen Diskussionen aufgrund der aktuellen Lage gegen die Umsetzung entschieden. Uns fiel diese Entscheidung keineswegs leicht, jedoch konnten wir uns noch weniger mit dem Gedanken anfreunden, wieder einmal mit riesengroßem Engagement und persönlichen Entbehrungen an der Umsetzung einer großen Choreo zu arbeiten und somit auf der einen Seite das tolle Aushängeschild des Vereins zu mimen, um dann bei nächster Gelegenheit von genau diesen Leuten wieder eine fiese, kleine Attacke verpasst zu bekommen.

Wir melden uns selten als Gruppe über Stellungnahmen im Internet zu Wort. Wir haben immer den direkten Kontakt mit Kritikern gesucht und werden es in Zukunft auch weiterhin so halten. An dieser Stelle wurde für uns aber eine deutliche Grenze überschritten. Wir möchten hier gar nicht genauer auf den öffentlichen Brief von Herrn Michael Schade, den er Ende Februar in eigener Sache veröffentlichte, eingehen. Dies wurde von der Nordkurve12 bereits getan (siehe Hier).

Nun ist ein Zeitpunkt erreicht, an dem wir es nicht mehr kommentarlos und stillschweigend hinnehmen können, wie unser Geschäftsführer eine Hochglanzfassade um seine Person aufbaut, in Wahrheit aber immer und überall gegen die aktive Fanszene schießt.

Wir wollen hier ausführlich Stellung zu der Spruchbandaktion beim heutigen Pokalspiel gegen den FC Bayern München beziehen. Als Intro präsentierten wir daher vier Spruchbänder und einen größeren Doppelhalter. Der Doppelhalter zeigte Michael Schade mit einer Pinocchionase. Die Spruchbänder im oberen Teil des D-Blockes enthielten die Aufschriften “Fan der Fans…”, “Ich habe unendlich viel für die Fans getan…” und “Vereinbarungen gebrochen…”. Im unteren Teil des D-Blockes, direkt vor dem Hauptbanner unserer Gruppe, hieß es “Meister der Lügen”.

“Fan der Fans…”

Diese Worthülse benutzt Michael Schade bekanntermaßen gerne bei jeder Gelegenheit, um der Öffentlichkeit unermüdlichen Einsatz und eine enge Zusammenarbeit mit der aktiven Fanszene und für die Fankultur zu suggerieren. Dass er aber absolut keinen blassen Schimmer von beidem hat, ist nun nach den ersten Monaten seiner Amtszeit leider nicht mehr von der Hand zu weisen. Dies hatte Wolfgang Holzhäuser zwar ebenfalls nicht besonders, jedoch hat dieser es wenigstens nie behauptet und war zudem lernwillig und immer dialogbereit. Eigenschaften, die ein Herr Schade leider nicht mitbringt.

Als selbsternannter „Fan der Fans“ und zudem Kommunikationsprofi würde es einem sicherlich gut zu Gesicht stehen Gesprächsangebote aktiver Fanclubs auch mal anzunehmen und sich nicht immer nur für die Modernisierungen von Toiletten und Kiosken feiern zu lassen, die erstens sowieso zwingend notwendig sind und zweitens von denen in erster Linie Bayer 04 selber profitiert. Die Fans dürfen sich für teures Geld Süßkram und anderes Kinofutter kaufen und der Verein bekommt durch dieses erweiterte Angebot mehr Einnahmen! Vielleicht trifft es “Fan der Konsumenten” doch besser.

Ein ehrliches Honorieren von guter Arbeit von Fanprojekt oder Fanbetreuung fehlt ebenso, wie die Anerkennung der gut funktionierenden aktiven Fanszene. Auch mal denen zuzuhören, die Ahnung von der Materie haben, würde sicherlich nicht schaden.

“Ich habe unendlich viel für sie [die Fans] getan…”

Es handelt sich hierbei um ein Zitat aus dem Express. Unabhängig davon, dass die “Journalisten”, eigentlich ist diese Berufsbezeichnung für Schreiberlinge des Schmierblattes Express schlichtweg inkorrekt, diesen Satz sicherlich aus dem Zusammenhang gerissen dargestellt haben, muss man sich diese Worte auf der Zunge zergehen lassen. Seit dem 1. Oktober 2013 im Amt und bereits “unendlich viel” getan. Wir können uns dem nicht anschließen. Denn als es wirklich einmal darauf ankam sich für seine Fans hätte einzusetzen, hat man sich alles andere als mit Ruhm bekleckert und seine treuesten Anhänger gnadenlos im Stich gelassen. Die versäumte Unterstützung während und nach den unsäglichen Schikanen rund um das Spiel in Paris, hat das wahre Gesicht von Herrn Schade zum Vorschein gebracht. Viele weitere Dinge im Laufe der Zeit haben diesen Eindruck leider bekräftigt.

Sich im Gegenzug bei jeder Gelegenheit mit dem „Schwadbud“-Bau zu brüsten, wobei auch dies einfach nur eine logische Marketing-Strategie ist und die Realisierung nur durch den unermüdlichen Einsatz von Rüdiger Vollborn möglich war, ist ebenso unangemessen, wie auf den Umbau der Nordkurve zu verweisen. Dieser wurde bekanntermaßen durch die Fans forciert und vor seiner Amtszeit realisiert.

Der unverhältnismäßige Rundumschlag nach der Pyroaktion in Augsburg ist an Scheinheiligkeit kaum zu überbieten. Über das Verbot von Pyrotechnik kann man nicht diskutieren, auch wenn man es wollen würde, denn die Gesetzeslage ist relativ eindeutig. Über Pyrotechnik im Allgemeinen darf und muss diskutiert werden. Ein Diskurs, auch über auf den ersten Blick unstrittige Themen, ist wichtig und erforderlich – in allen Lebensbereichen. Nebenbei fragen wir uns dann doch, was Herr Schade am Silvesterabend macht? Eigentlich geht es uns nichts an, aber schaut er sich die vielen Feuerwerke draußen vor der Tür an, oder schließt er sich mit einer brandfesten Decke und Feuerlöscher in seinen Räumlichkeiten ein? Warum verbietet man das Feuerwerk an Silvester nicht? Die Böllerei an diesem Tag des Jahres ist “unkontrolliert” und mitunter gefährlich, die Pyroaktion in Augsburg war es nicht. Dies ist eine Form der Doppelmoral, die einfach seit Jahren nur noch zum Kotzen ist! Treue Fans zu Terroristen zu stilisieren ist der falsche Weg.

“Vereinbarungen gebrochen…”

Es wurden NIE Vereinbarungen mit dem Verein getroffen und somit wurden auch keine Vereinbarungen gebrochen. Dieser Sachverhalt ist Fakt. Wie es uns scheint, hat Herr Schade offenbar Probleme sich auf der Ebene einzufinden, in der der Dialog zwischen ihm und der aktiven Fanszene stattfindet. Es ist ein Dialog auf einer Ebene. Herr Schade war jahrelang Leiter der Unternehmenspolitik der Bayer AG und scheint es wohl immer noch gewohnt zu sein, dass seine Worte sofort Vereinbarungen und Befehle darstellen. Wir haben jedenfalls nie Vereinbarungen gebrochen, weil es nie Vereinbarungen mit dem Verein gegeben hat. Uns ist natürlich auch klar, dass nicht jede Forderung von uns Gehör findet oder gar umgesetzt wird.

Ein Versprechen unsererseits, dass keine Stadionverbotler im Sambazug nach Augsburg mitfahren werden, hat es definitiv nie gegeben. Vielmehr nahm man Herrn Schade beim Wort, dass lediglich diejenigen SV´ler nicht im besagten Zug anwesend sein dürfen, die durch die neu gegründete Stadionverbotskommission ausgeschlossen wurden. Dies traf auf keinen der Mitfahrer zu. Im Nachgang wurde den Jungs dann aber trotzdem feige eine von Bayer 04 initiierte polizeiliche Anzeige verpasst – und das obwohl sich jeder einzelne Stadionverbotler einwandfrei verhalten hat. Der einzige, der also hier sein Wort gebrochen hat, war Herr Schade. Darüber hinaus hätten wir von jemandem in seiner Position eine deutlich höhere Sozialkompetenz erwartet, gerade nachdem wir ihm im Fanbeirat darüber aufgeklärt hatten, wie wichtig die Mitfahrt für die Pflege der Freundschaften und sozialen Kontakte dieser Jungs ist. Ein Schelm der denkt, dass hier einfach Bauernopfer für die Pyroaktion im Stadion gesucht wurden.

Auch das Zitat “Die Rechnung werden wir an die Verursacher weiterleiten. Sollten wir die Täter nicht finden, wird das Geld vom Fan-Etat abgezogen.” brachte wohl viele Leser zum Kopfschütteln. Erstens halten wir es für rechtlich fragwürdig, ob Verbandsstrafen – egal ob von der UEFA oder vom DFB ausgesprochen – auf Einzelpersonen umgelegt werden können. Die Geldstrafen der Verbände sind für Fußballvereine vorgesehen und dementsprechend an die Finanzkraft dieser angepasst. Einzelpersonen sind logischerweise nicht mit einem Fußballverein zu vergleichen was die Finanzkraft angeht. Deswegen spielt beispielsweise der Beruf bei der Vergabe von Geldstrafen eine Rolle, da man die jeweilige Geldstrafe von dem Beruf bzw. dem Einkommen und ergo der Finanzkraft der Person abhängig macht. Auch das versuchte Abwälzen der 10.000 Euro Geldstrafe (aufgrund eines Becherwurfs gegen den Schiedsrichter von der Haupttribüne nach dem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg) an den “Werfer” halten wir für absolut überzogen und werden mit der Kurvenhilfe Leverkusen versuchen dem Verursacher eine faire Chance zu geben, sich nicht wegen einen blöden Aktion zu verschulden und aus dem Leben gerissen zu werden. Denn es handelt sich hier, bei aller Sinnlosigkeit, um einen verdammten Wurf eines Weichplastikbechers, der demnach keinerlei Verletzungsgefahr darstellt!

Zum Anderen wird hier wieder das mysteriöse “Fanbudget” als Druckmittel ins Spiel gebracht. Fakt ist: Es gibt KEIN Fanbudget in dem Sinne. Wir haben seit Jahren darum gebeten, einen Einblick in die Einnahmen und Ausgaben dieses höchst ominösen Budgets zu bekommen und wurden immer wieder vertröstet. Weder die aktive Fanszene, noch das offizielle Gremium „Fanbeirat“ noch die Fanbetreuung hat hier jemals einen Einblick erhalten.

Dieses Fanbudget dient lediglich dazu, um – sofern die Zahlen nicht stimmen sollten – ein paar Tausend Euro in ein anderes Budget zu schieben. Hält man sich vor Augen, dass in der Nordkurve über 6.000 Menschen Platz finden und angeblich jeder dieser Fans in das Budget einzahlt, wären das circa 60.000 Euro pro Saison, die in dieses Budget fließen. Was ist mit den umgerechnet 300.000 Euro aus den letzten fünf Jahren passiert? Soviele Choreos, Züge (hier darf man die Einnahmen durch den Ticketverkauf nicht vergessen) und Strafen gab es schlichtweg nicht. Und sollte es dennoch so sein, wünschen wir uns Transparenz und keine Phrasen, die immer wieder hervorgeholt werden, wenn der Verein mal wieder eine Strafe bezahlen muss. Es ist schlichtweg lächerlich, dieses Fanbudget weiterhin in diesem Kontext anzuführen und es dient auch ausschließlich dazu, die Fanszene gegeneinander aufzuhetzen nach dem Motto “Bedankt euch bei denen da drüben, die sorgen dafür, dass jetzt wieder 13.000 Euro weniger im Budget sind…”! Lasst euch nicht für dumm verkaufen!

Die Anzeigen wegen Hausfriedensbruch gegen Personen, die trotz Stadionverbot, in einem Zug mitgefahren sind, ergo auch noch 30 Euro bezahlt haben, um dem Bayer in den tiefen Süden hinterher zu reisen, sind das i-Tüpfelchen auf einem Berg voller Scheiße in den letzten zwölf Monaten. Wir können uns an dieser Stelle leider zu dieser Sache nicht weiter äußern, da es sich um offene Strafverfahren handelt, die noch nicht abgeschlossen sind und hier für einige Personen aus unserer Fanszene einiges auf dem Spiel steht. Fakt ist, dass wir diese Sache definitiv nicht hinnehmen werden und uns mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, dagegen wehren werden. Überflüssig zu erwähnen, dass es auch in dieser Thematik keinerlei Absprachen oder Vereinbarungen gab im Vorfeld des Sambazuges nach Augsburg! Wir werden niemals eine Vereinbarung treffen, die es einem Teil unserer Gruppe nicht möglich macht, mit uns gemeinsam zu einem Fußballspiel von Bayer 04 Leverkusen zu reisen.

Macht die Augen auf…

Michael Schade ist bei weitem kein Fan der Fans. Im Gegenteil, er dreht sich die Thematik stets so, wie er sie braucht und will den Großteil der Fans mit seinen Ausführungen für dumm verkaufen. Als jahrelanger Journalist und Reporter kann man diese Haltung wohl nie ganz loswerden. Als Leiter der Unternehmenskommunikation der Bayer AG weiß Herr Schade auch genau, wie er sich äußern muss, um die breite Masse zu begeistern und hinter sich zu bringen. Es ist bemerkenswert, wie ein Geschäftsführer es in so kurzer Zeit geschafft hat, die komplette aktive Fanszene gegen sich aufzubringen, weil dort diese Masche dann doch sehr schnell durchschaut wurde. Wir als Gruppe nehmen diese Lügen und Unwahrheiten ebenfalls so nicht mehr hin. Wir sind immer bereit gewesen in einen ehrlichen Dialog zu treten und mit dem Verein zusammenzuarbeiten und dies wird sich auch erstmal nicht ändern, aber die Betonung liegt hier auf “ehrlich”. Beleidigungen wie “Krawallmacher”, “hirnlose Idioten” oder “Kriminelle” sind hier nur die Spitze des Eisberges.

Was heißt das alles für die Zukunft? Wir können selber noch nicht genau einschätzen, wie die nächsten Wochen und Monate verlaufen. Wir sind weiterhin dazu bereit, in einen Dialog zu treten, aber wie bereits erwähnt muss es sich hier um einen Dialog auf Augenhöhe handeln und nicht um eine Vorgabe nach dem Führerprinzip! Wir wollen nicht von oben herab behandelt werden, sondern erwarten den gleichen Respekt, den wir in den Gesprächen unserem Gegenüber entgegenbringen! Sollte dies nicht funktionieren, so bleibt uns jedoch die Erkenntnis: WIR sind auch in Jahren noch da, andere nicht…

Fanfotos Bayer 04 Leverkusen




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