03.02.2020 - St. Pauli/Stuttgart

Choreografien, Gedenken, Provokationen & Demonstration


Das Zweitligaspiel zwischen dem VfB Stuttgart und dem FC St. Pauli wurde am Samstag mit Choreografien beider Fanlager eingeleitet. In der Südkurve zog Ultrà Sankt Pauli nochmal die „Diffidati con noi“-Blockfahne für mit Stadionverbot belegte FC St. Pauli-Fans hoch.

Zuvor war in der Südkurve bereits ein „Der Sultan ruf, die Lämmer folgen! #DFB“-Spruchband zu sehen, mit dem die Ermittlungen des DFB wegen einer Rojava-Choreografie und die anschließenden Ermittlungen des Verbandes, die nach Intervention aus der Türkei aufgenommen worden sein sollen, thematisiert wurden. Der DFB hat den FC St. Pauli wegen der Rojava-Aktion letztlich nicht bestraft (Faszination Fankurve berichtete).


Im Gästeblock organisierte die Ultragruppe Schwabensturm eine Choreografie. Dabei wurden an den Rändern des Gästeblocks weiße und rote Zettel hochgehalten, die einen Brustring ergaben. In der Mitte schwenkten die VfB-Fans dazu Fahnen. Außerdem wurde in der Mitte des Gästeblocks eine Blockfahne in Form eines Trikots ausgebreitet, auf der „Brustring tragen heißt kämpfen!“ geschrieben stand. Vorm Gästebereich wurde zudem eine „Für immer Weiß-Rot!“-Botschaft präsentiert.


Die Ultras vom Schwabensturm betonten in ihrem Flyer zu der Aktion, dass es bei den verbleibenden Spielen der 2. Bundesliga vor allem auf den Kampf ankomme, um das Ziel Aufstieg zu erreichen. Mit lautstarktem Support von den Rängen wollten die mitgereisten Stuttgart-Fans ihren Teil dazu beitragen, dass das Ziel Wiederaufstieg erreicht wird.

Im Gästeblock sowie im Heimbereich waren am Samstag außerdem noch Botschaften gegen neue Polizeigesetze zu finden: „Polizeigesetze stoppen - In BW und überall!“ (Commando Cannstatt), „Ob HH oder BW - Freiheitsrechte verteidigen! Nein zu neuen Polizeigesetzen! (Schwabensturm), „Nein zur Überwachungsstadt! 15:00 Demo!“ (Ultrà Sankt Pauli) sowie eine Aktion von St. Pauli-Fans auf der Nordtribüne machten verteilt über weite Teile des Millerntors deutlich, dass neue Polizeigesetze für Hamburg und Baden-Württemberg bei den Fußballfans beider Vereine nicht gut ankommen. Ultrà Sankt Pauli organisierte im Nachgang des Heimspiels wie angekündigt eine Demonstration zu diesem Thema, an der sich über 2.000 Personen beteiligten und hinter einem „Nein zur Überwachungsstadt“-Fronttransparent mit Fahnen durch die Straßen zogen. Die Demo wurde von einem Großaufgebot der Hamburger Polizei begleitet.


Die Stuttgarter Ultragruppe Schwaben Kompanie gedachte im Stadion mit einem „Niemand konnte dieser Freundschaft das Wasser reichen - Ihr bleibt für immer unvergessen!“-Spruch und zwei Bengalischen Fackeln noch an zwei Verstorbene aus ihren Reihen.


Die Südbande Stuttgart fiel auf St. Pauli zudem, wie schon beim Heimspiel gegen Heidenheim in der Vorwoche, durch ein sexistisches Spruchband auf. „Geizige Schwaben ficken eure Mütter zu fairen Preisen!“, stand dieses Mal auf dem Plakat der Gruppe geschrieben. Es sollte eine Antwort auf ein „Geizige Schwaben nehmen Zecken aus - Fickt eure Preise!“-Spruchband sein, das FC St. Pauli-Fans im Hinspiel in Stuttgart wegen fanunfreundlicher Ticketpreise beim VfB Stuttgart hochhielten. Mittlerweile hat sich der VfB Stuttgart für die Spruchbänder der Südbande gegen Heidenheim und den FC St. Pauli entschuldigt.


Das Commando Cannstatt hatte am Samstag zudem noch den bekannten „Anti Norddeutschland“-Überhänger im Gepäck. Auf dem Rasen trennten sich beide Vereine vor 29.546 Zuschauern im ausverkauften Millerntor 1:1. Veerman brachte den Kiezclub in der 56. Minute in Führung, Gomez sorgte in der 81. Spielminute für den Ausgleich. (Faszination Fankurve, 03.02.2020)