03.11.2019 - Union Berlin/Hertha

Choreografien, Pyro & geklautes Material beim Berliner Derby


Im Stadion an der Alten Försterei kam es gestern Abend erstmals in der 1. Bundesliga zum Derby zwischen dem 1. FC Union Berlin und Hertha BSC. Auf den Rängen war mit Choreografien, Pyroaktionen und geklautem Material auf beiden Seiten viel geboten. Nach Abpfiff sprangen vermummte FCU-Fans noch in den Innenraum.

Die Fanszene von Hertha BSC besuchte bereits am Freitagnachmittag das Abschlusstraining der Hertha, um die eigene Mannschaft nochmal für das anstehende Derby zu motivieren. Am gestrigen Derbytag traf sich die Hertha-Fanszene dann am Boxhagener Platz in Berlin-Friedrichshain, von wo aus es nach kurzem Fußmarsch mit der S-Bahn weiter in Richtung Stadion an der Alten Försterei ging.

Hertha BSC-Fans beim Abschlusstraining am Freitagnachmittag:

Die Fanszene von Union Berlin hatte hingegen die Kneipen in Köpenick ab 10:00 Uhr als Treffpunkt der Union-Fans ausgerufen. Um 16:00 Uhr versammelten sich die FCU-Fans dann noch am S-Bahnhof Köpenick, um von dort zur Waldseite am Stadion an der Alten Försterei zu ziehen.

Die Hertha-Fanszene war bereits früh im Stadion und zeigte beim Warmmachen der Mannschaften ein Spruchband in Richtung Union-Fans, auf dem „Würde eure Mannschaft kämpfen wie ihr, dann wäre sie heute nicht hier!“ geschrieben stand.



Beim Einlaufen der Mannschaften gab es von beiden Fanlagern Choreografien zu sehen. Bei der Choreografie der Union-Fans, die die griechische Mythologie zum Thema hatte, war auf der Waldseite zunächst „Die Prophezeiung des Orakels von Coepenick“ zu lesen. In Sektor 3 auf der Gegengerade wurde zudem eine Blockfahne ausgebreitet, auf der „Angekommen im Fussballolymp. Nach einer schier endlosen Odyssee, schlägst du nun deine größte Schlacht, deinem Gegner wird dies fortan bedeuten, erst die Sünde, nun der Tod“, geschrieben stand. Auf der Waldseite wechselte das Motto anschließend auf „Spreeathen ist Weiß und Rot“, eine Anspielung auf die letzte Derby-Choreografie der Hertha-Fans, die ebenfalls von „Spreeathen“ sprachen. An der Metallkonstruktion auf der Waldseite wurde dann eine Fahne hochgezovgen, auf der Perseus in den den Farben von Union Berlin mit einem Schwert gegen ein Medusagesicht in den Farben von Hertha BSC kämpfte. Die griechische Mythologie erzählt, wie Perseus die Medusa enthauptete. Im Hintergrund wurden dabei von den Union-Fans zudem weiße und rote Zettel hochgehalten.


Im Gästeblock waren die Hertha BSC-Fans in einheitlichen blauen und weißen Jacken gekleidet. Die Ultras von Hertha BSC hatten zudem auf den einheitlichen Dresscode mit fürs Derby hergestellten Wendejacken sowie einer dunkelblauen Jeans sowie schwarzen Schuhen gesetzt. Das Motto der Choreografie im Gästeblock lautete „Es gibt nur ein Berlin und das ist mein Berlin“. Dabei wurde der Gästebereich mit den Jacken in eine blaue und eine weiße Hälfte aufgeteilt. Schon nach Anpfiff wurde im Gästeblock dann vereinzelt Pyro gezündet. Ein Schauspiel, das sich noch mehrfach wiederholen sollte.

Auf einem Spruchband auf der Waldseite, auf dem „16 Autos - 12 Herthaner - Der Schwanz im Arsch wird nie zu Rückgrat“ geschrieben stand, warfen die FCU-Fans den sportlich orientierten Hertha-Fans vor, mit Fans des BFC Dynamo gemeinsame Sache zu machen. Ein weiteres Plakat der Ultras von Union Berlin in der ersten Halbzeit lautete: „Wenn die eigene Identität in der Krise steckt, sucht man sich ein Hassobjekt!“


Nach einer torlosen ersten Halbzeit begann die zweite Hälfte mit großen Pyroshows auf beiden Seiten. „Hält uns auch keiner für normal - Das ist uns alles ganz ejal!“, lautete nun das Motto der angereisten Hertha-Fans. Das Muster mit den blauen und weißen Jacken wurde dabei von horizontal auf vertikal umgestellt. Während auf der Waldseite die Pyroshow mit zahlreichen roten Bengalischen Fackeln kontrolliert ablief, wurden aus dem Gästeblock nach Wiederanpfiff erneut auch Raketen in Richtung Spielfeld abgefeuert. Eine Leuchtspur landete dabei in der Nähe der Trainerbank von Union Berlin. Schiedsrichter Deniz Aytekin unterbrach das Berliner Derby anschließend für etwa fünf Minuten, in denen die Spieler beider Mannschaften das Spielfeld verlassen mussten. Der Schiedsrichter entschied sich anschließend, das Derby fortzusetzen.


Auf der Waldseite wurden den Hertha-Ultras mit einem „Damals & heute - Alles bleib wie es ist! Ultras ohne Ehre!“-Spruchband erneut Vorwürfe unterbreitet, bevor dort Mitte der zweiten Halbzeit eine Wäscheleine mit zahlreichen geklauten Hertha-Fanartikeln und Fahnen präsentiert wurde. Von Trikots, über Fanshop-Fahnen, Mützen und Schals waren dabei auch Szene-Sachen, wie ein Doppelhalter mit dem Logo der Harlekins Berlin zu sehen. Auch eine Fahne der Sektion Kalktown und ein Stück Stoff der Happy Weekend Boys waren unter den präsentierten Artikeln, die von Union-Fans hochgehalten wurden, die mit weißen Tüchern vermummt waren.


Auf dem Rasen verwandelte der eingewechselte Sebastian Polter kurz vor Abpfiff einen Foulelfmeter und sorgte damit für den Derbysieg von Union Berlin im ersten Derby beider Vereine in der 1. Bundesliga. Boyata hatte Gentner zuvor im Strafraum in einer eigentlich bereits entschiedenen Szene zu Fall gebracht, weshalb Schiedsrichter Aytekin auf den Elfmeterpunkt zeigte und ein Derby, das nicht wirklich einen Gewinner verdient hatte, doch noch entschieden wurde.

Im Gästebereich wurden anschließend noch geklaute Union-Artikel präsentiert und angezündet. Nach Abpfiff feuerten Hertha-Fans erneut Leuchtraketen in Richtung Spielfeld und Union-Fans. Einigen Union-Ultras wurde es zu bunt. Wahrscheinlich um die eigene Mannschaft und die anderen FCU-Fans zu schützen, sprangen vereinzelt mit weißen Tüchern vermummte FCU-Ultras in den Innenraum und gingen ein paar Meter in Richtung Gästebereich


Doch nach nur wenigen Metern schritten die Spieler von Union Berlin ein, weil sie zusammen mit den eigenen Fans den Derbysieg feiern wollten. Nach Diskussionen auf dem Rasen kletterten die FCU-Ultras zurück in den Block und der Derbysieg wurde in Köpenick noch ausgiebig gefeiert. (Faszination Fankurve, 03.11.2019)