10.04.2007 - 1. FC Köln

Dachverband kritisiert „unverhältnismäßige Härte“


Der Dachverband der aktiven Fanclubs des 1. FC Köln e.V. hat heute auf die Vorfälle während und nach dem Spiel in Aue reagiert. Nicht nur das Verhalten der Polizei wird in Frage gestellt, sondern auch die Reaktion einiger Fans verurteilt.

Faszination Fankurve dokumentiert die Stellungnahme:

„Unverhältnismäßige Härte“

Stellungnahme des Dachverbandes der aktiven Fanclubs des 1.FC Köln e.V. zum Polizeieinsatz in Aue

Mit dem Abstand von ein paar Tagen möchten wir als Dachverband der aktiven Fanclubs des 1.FC Köln, der die Interessen vieler Fanclubs und FC-Fans vertritt, zu den Zusammenstößen zwischen Polizei und FC-Fans beim Auswärtsspiel des 1. FC Köln am Donnerstag, den 5. April, Stellung nehmen.

Die Anreise verlief überwiegend friedlich und die meisten Fans des 1. FC Köln erreichten pünktlich den Spielort, um ihre Mannschaft zu unterstützen. Während der ersten Halbzeit kam es vor dem Block am Verpflegungsstand zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Kölner Fans und einem Dresdener Anhänger, der nachdrücklich aufgefordert wurde, den Block zu verlassen. Körperliche Übergriffe gab es dabei jedoch nicht. Dennoch erhielten zwei in der Fanszene bekannte Personen von der Polizei daraufhin einen Platzverweis und mussten das Stadion verlassen. Außerdem betrat die Polizei, nachdem im Block pyrotechnische Gegenstände gezündet worden waren, den Stehplatzbereich der Gästefans und legte hierbei bereits ein recht provokantes Verhalten an den Tag, in dem sie sich offensiv vom unteren Bereich des Blocks auf die Fans zubewegte. Die eigentlichen Verursacher wurden derweil im oberen Bereich des Blocks ohne größeres Aufsehen abgeführt. Von den Fans wurde per Megafon durchgesagt, dass die Leute sich zurückhaltend verhalten sollten.

Bedingt durch die negativen Erlebnisse in Karlsruhe und die beiden aus Fansicht unberechtigten Platzverweise flachte die Stimmung im Block deutlich ab. Ein größerer Teil der Fans entschied sich, geschlossen den Block zu verlassen und das restliche Spiel vor dem Block zu verbringen, um dann nach Hause zu fahren. Beim relativ zügigen Verlassen des Gästeblockes zu Beginn der 2. Halbzeit kam es am Zaun seitlich zum Heimblock der Gegengerade zu verbalen Beschimpfungen zwischen Heim- und Gästefans und es flogen einige Bierbecher, woraufhin die Polizei einschritt und übermäßig reagierte, indem sie mit Schlagstöcken gegen die Fans vorging. Laut vielen FC-Fans, die in Aue anwesend waren, gab es keinen Grund für dieses Eingreifen, denn es gab zwar verbale Provokationen, aber keine Übergriffe seitens der Fans.

Obwohl sich die Gruppe auch im weiteren Verlauf zwar provokant, aber abwartend verhielt – dem Dachverband vorliegendes Videomaterial belegt, dass aggressive Personen von anderen Fans am Vordringen gehindert wurden; auch der mitgereiste Kölner Ordnungsdienst beruhigte aktiv die Lage –, fuhr die Polizei fort, einzelne Personen aus der Menge zu holen und unter Einsatz massiver Gewalt zu isolieren. Augenzeugen berichten von Schlagstockeinsätzen gegen den Kopf, Faustschlägen ins Gesicht und Kopfstößen mit Helmen, auch gegen Frauen und Kinder; Reizgas wurde wahllos in die Menge versprüht. Dabei kamen auch unbeteiligte Fans zu Schaden, unter anderem die Besatzung eines Busses, der wegen einer Panne erst zur zweiten Halbzeit eintraf.

Augenzeugenberichten zufolge ist das Einschreiten der Polizei in der oben genannten Form und Härte ganz klar als Fehlverhalten einzustufen. Das Verhalten der Beamten vor Ort war alles andere als deeskalierend. Auch wiederholte Appelle der begleitenden szenekundigen Beamten (SKB) aus Köln und des Fanbeauftragten Rainer Mendel an die Einsatzleitung konnte die Polizei nicht dazu bewegen, sich zurückzuziehen und die Lage zu beruhigen. Man gewann den Eindruck, dass aufgrund der Anwesenheit von DFB Präsident Theo Zwanziger eine Art „Null Toleranz“-Linie durchgeführt wurde, anders lässt sich dieses harte Vorgehen gegen die anwesenden Gästefans nicht erklären.

Die Kölner Presse berichtete am Osterwochenende sachlich über die Geschehnisse. Der dort zitierten Einschätzung der Polizeibehörde in Sachsen, die Gewalt sei von „Ultras“ und der Gruppe „Wilde Horde“ ausgegangen, ist allerdings zu widersprechen. Diese Behauptung ist ebenso falsch wie die Aussage, dass mit Kloschüsseln und Waschbecken geworfen worden sei. Der erste Einsatz von Gewalt gegen Personen erfolgte von Seiten der Polizei. Betroffen waren Fans, die sich vor dem Block aufhielten, unabhängig von ihrer Gruppenzugehörigkeit. Viele Augenzeugen erklären darüber hinaus einhellig, dass überhaupt keine sanitären Anlagen in der Form im Gästebereich vorhanden waren (lediglich Dixi-Toiletten und Waschmöglichkeiten). Es war also nicht möglich, mit den im Polizeibericht genannten Materialien zu werfen.

Unstrittig ist, dass auf die oben beschriebenen Ereignisse einige Fans des 1. FC Köln mit erheblichem Fehlverhalten reagierten, etwa dem Werfen von Gegenständen, Umstürzen von Mülltonnen und Zünden von pyrotechnischen Gegenständen sowie auch mit dem Einsatz körperlicher Gewalt. Dass dies durch das Verhalten der Polizei vor Ort provoziert wurde, ist hierbei zwar ein Grund, aber keine Entschuldigung.

Es muss auch Kritik am Verhalten einiger weniger Fans geübt werden, welche sich nach dem Spiel auf dem Parkplatz an den Bussen nicht korrekt verhielten, indem sie mit Flaschen und bengalischen Feuern warfen. Hier ist jedoch anzumerken, dass die Polizei auch diejenigen Fans, die sich aktiv vom Geschehen entfernt hatten und bereits in die Busse gestiegen waren, wieder gegen sich aufbrachte, indem Reizgas in die Busse gesprüht wurde.

Aussagen von Polizeibeamten am letzten Donnerstag wie „Scheiß Wessis“, „Ihr seid doch eh nur hierher gekommen, um Randale zu machen“ oder „Wir machen nur unseren Job und diesen machen wir richtig!“, werfen darüber hinaus Fragen über die adäquate Vorbereitung der Beamten auf ihren Einsatz auf.

Darüber hinaus ist zu beobachten, dass Auswärtsspiele jahrelang problemlos abliefen, es nun aber verstärkt Probleme mit der Polizei gibt. Dies betrifft nicht nur die Fans des 1. FC Köln. Die Liste von Fangruppen, die an den Wochenenden mit Übergriffen der lokalen Polizei konfrontiert werden, wird von Woche zu Woche länger. Fehlverhalten von Fans soll und muss durch die Ordnungskräfte belangt werden, dies dient zum Schutz aller Zuschauer. Undifferenzierte Übergriffe, willkürliche Festnahmen oder pauschales Zusammendreschen größerer Fangruppen (siehe Aue) sind inakzeptabel. Hier muss sich die Polizei endlich ihrer Verantwortung bewusst sein!

Wir werden die Form, in der die Fans des 1. FC Köln in Aue behandelt wurden, nicht akzeptieren. Wir haben den zuständigen Mitarbeiten des 1.FC Köln in den vergangenen Tagen unsere Eindrücke bereits intensiv geschildert. Wir möchten trotzdem nochmals aus unserer Sicht auf die Geschehnisse aufmerksam machen. Nichts rechtfertigt ein solches Vorgehen gegen Fußballfans. Wir befürworten daher ausdrücklich das Bestreben des 1.FC Köln, einen runden Tisch mit allen Beteiligten einzufordern und werden dies auch aktiv begleiten. Die Konsequenzen für betroffene Fans sind so zu einem gewissen Teil nicht hinnehmbar und die vor Ort agierende Polizei sollte für ihr Fehlverhalten belangt werden.

Wir fordern und hoffen, dass endlich Ruhe einkehrt und sich solche Geschehnisse bei Auswärtsspielen des 1.FC Köln und anderer Fußballvereine nicht wiederholen. Dabei sind wir als Fans des 1. FC Köln uns unserer Verantwortung absolut bewusst und werden alles dafür tun, dass WIR nicht der Auslöser für Aktionen der jeweiligen Polizeieinheiten sein werden.

WIR SIND FANS UND MÖCHTEN, EGAL WO, ALS SOLCHE BEHANDELT WERDEN!

information@fanclubs-koeln.com

www.fanclubs-koeln.com

Fanfotos 1. FC Köln




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