29.07.2016 - SV Darmstadt 98

​Darmstädter Fanszene blickt auf Erstligajahr zurück


Der Block 1898, der Stimmungsblock im Darmstädter Böllenfalltor blickt ausführlich auf die Fanthemen der ersten Saison in der 1. Bundesliga seit Jahren zurück. Durch den rasanten Aufstieg des Vereins seinen neue Fanmassen an Böllenfalltor gekommen, die sich dort nicht immer unterordneten.

„Wer ins Stadion kommt um ein Bundesliga-Event komplett passiv zu konsumieren, der ist am Bölle definitiv falsch!“, heißt es vom Block 1898, der klar stellt, dass man keine Fans wolle, die sich wie beim Public Viewing der Nationalmannschaft benehmen würden. Trotzdem seien neue Fans im Stadion natürlich immer willkommen. Statt nur die Stimmung zu konsumieren, sollen sich diese jedoch lieber an der lautstarken Unterstützung der Mannschaft beteiligen. Dies habe in der vergangenen Saison nicht immer geklappt.

Die Stimmung im Block 1898 habe sich jedoch prächtig entwickelt: „Für viele Ultras und langjährige Aktivposten ist mit einem komplett stehenden und am Rad drehenden Block1898 ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen“, erklärt der Block 1898 weiter. Beim Liedgut wolle man auch in der kommenden Saison auf eine Mischung aus Klassikern, neuen melodischen Gesängen und Wechselgesängen setzten, wobei gerade bei Wechselgesängen mit der Gegengerade Änderungen in Planung seien.

Der Zusammenhalt innerhalb der aktiven Fanszene habe sich in der letzten Saison deutlich verbessert. „Egal ob Treffpunkte, Märsche, Auswärtsfahrten, Sonderzüge, Kneipenbesuche, Konzerte, Partys – es gab viele Gelegenheiten zu beobachten, wie stark uns unser Zusammenhalt machen kann. Diesen Weg werden wir hoffentlich fortsetzen und unser Bestes dafür geben um dieser Darmstädter Tugend nicht nur auf dem Platz sondern auch auf den Rängen und unter der Woche gerecht zu werden“, heißt es im Saisonrückblick vom Block 1898.

Beim Thema Choreografien stellt der Stimmungskern aus Darmstadt klar, dass man diese nicht bei Spielen gegen Bayern oder Dortmund machen wolle, um den Eventcharakter solcher Spiele nicht zu befeuern: „Uns war allerdings nicht danach den Hype rund um die Bayern- und Dortmund-Stars noch mit irgendwelchen 0815-Choreos zu befeuern. Eine Choreo ist ein Geschenk der Fans an ihren Verein und bestenfalls eine zusätzliche Motivation für die Spieler. Sie sind nicht dafür gedacht dem Medien-Hype rund um ein Spiel gerecht zu werden und richten sich schon gar nicht nach dem Etat des Gegners.“

In der ersten Erstligasaison habe die Darmstädter Fanszene Repressionen kennen gelernt, die man so bisher nicht kannte, auch wenn die Fanszene nach wie vor nur wenige Stadionverbotler hat. Verbotene Fanmaterialien seien in der 1. Bundesliga üblich und auch für Gästefans wurde das Böllenfalltor im Laufe der Saison ein Ort mit zahlreichen Verboten. Der Block 1898 kritisiert diese Entwicklung, auch beim eigenen Verein. Zum Gästefanausschluss beim Heimspiel gegen Frankfurt findet der Block 1898 deutliche Worte:„Gerade das Heimspiel gegen die eintracht ist doch das beste Beispiel wie sinnfrei derlei Verbote sind. Das Gästeverbot durch die DFB-Greise entstanden nur noch mehr Probleme für Stadt und Verein. Wie dilletantisch und fern von jeder Rechtsgrundlage der Bürgermeister dann agierte, muss an dieser Stelle auch nochmal unterstrichen werden. So sehen also Derbys in der Welt von Leuten aus, die ein Stadion höchstens aus der Loge kennen: Massen an Polizei über drei Tage (!!!) im gesamten Stadtgebiet, Vorfälle überall wo Gästefans notgedrungen im Heimbereich unterwegs sind und verbrannte Steuergelder im siebenstelligen Bereich. Und jetzt stellt euch nochmal die Frage, wer den Fussball kaputt macht!“

Auch beim Thema Kommerzialisierung wird der eigene Verein kritisiert. „Für uns bedeutet 'Aus Tradition anders' zu sein allerdings nicht der totale Ausverkauf und damit schlussendlich ein angepasster, 0815-Plastik-Bundesligaklub zu werden, sondern eben auch mal klar 'Nein!' zu sagen wenn der nächste Werbeartikel-Hersteller einen Schnapp mit unserem sportlichen Aufstieg machen will. Wir könnten uns über dieses Thema jetzt noch weiter in Rage reden, was wahrscheinlich weniger sinnvoll ist, als die Entwicklung des SV98 in dieser Richtung ganz genau im Auge zu behalten und zu hinterfragen“, heißt es da vom Block 1898.

Beim Thema Vereinspolitik wird neue Hoffnung in den neu installierten Fanbeirat gesetzt und beim Thema Stadion-Umbau empfiehlt der Block 1898 den Bau eines Fußballstadions und positioniert sich gegen eine Multifunktions-Arena.

Für den Block 1898 steht nun erstmal der Umzug vom Rand der Haupttribüne auf die neue Stehplatztribüne im Süden an (Faszination Fankurve berichtete). „Für uns sprechen vor allem die Faktoren 'echte Stehplätze' und 'Kapazität' dafür, diesen Schritt zu wagen. Die Möglichkeit auf eine Hintertortribüne als Stimmungszentrum ist (wenn auch nur vorübergehend) eine echte Chance für die gesamte Fanszene. Die Stimmung bei Heimspielen kann somit nochmal auf ein neues Level gehoben werden, auch wenn der Weg dahin voraussichtlich nicht ganz einfach wird. Deshalb haben die aktiven Fans beschlossen, den Block1898 zukünftig in den Mittelblock der neuen Südtribüne zu verlegen und bitten alle stimmungswilligen Fans darum, sich Ihnen anzuschließen und Dauerkarten auf diesen Bereich umschreiben zu lassen. Die Preise kommen uns nach Jahren auf den Sitzplätzen auch deutlich entgegen und so hoffen wir auf viele, jüngere Lilienfans die sich ebenfalls für eine Dauerkarte im Süden entscheiden werden“, heißt es zu dem geplanten Umzug vom Block 1898. (Faszination Fankurve, 29.07.2016)

Fanfotos SV Darmstadt 98




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