06.04.2015 - SV Darmstadt 96 / RB Leipzig

Darmstädter Fanszene boykottiert Spiel in Leipzig


Die Fanszene von Darmstadt 98 hat sich trotz Aufstiegskampf für einen Boykott des Spiels bei RB Leipzig am 24. April entschieden. Stattdessen wollen die Heiner eine Kneipen-Nacht in Darmstadt organisieren. Im letzten Jahr besuchte die Fanszene das Spiel in Leipzig.

Die Erfahrungen, die die Fans des Vereins aus Darmstadt dort machen konnte, trugen mit dazu bei, dass das Auswärtsspiel am 30. Spieltag boykottiert werden soll. In Leipzig sollen Gästefans im Oberrang versteckt werden, außerdem müssten sie „skandalösen Einlasskontrollen“ über sich ergehen lassen. Die Darmstadt Fans sehen unter diesen Bedingungen keine Möglichkeit ihren Protest gegen RB Leipzig ins Stadion zu tragen. Die Unterstützung der eigenen Mannschaft sei dort ebenfalls nicht wie gewohnt möglich. Der Boykott-Aufruf ist von den Ultràgruppen des Vereins, der Fan- und Förderabteilung sowie zahlreichen weiteren Fanclubs unterzeichnet.

Die Mannschaft soll vor Abfahrt nach Leipzig lautstark verabschiedet werden und zuvor über die Beweggründe für den Boykott informiert werden. Das Spiel wollen die Fans in Kneipen in Darmstadt verfolgen, die kein Red Bull ausschenken. Gleichzeitig wollen sie Fans des Vereins, die nach Leipzig reisen wollen, keine Steine in den Weg legen.

Beim Hinspiel protestierten die Fans von Darmstadt 98 mit roten Karte im gesamten Stadion gegen RB Leipzig. Das Tor zum Gästeblock wurde mit einem Vorhängeschloss verschloßen, so dass die Feuerwehr kommen musste (Faszination Fankurve berichtete). (Faszination Fankurve, 06.04.2015)

Faszination Fankurve dokumentiert den Boykott-Aufruf der Fanszene des SV Darmstadt 98:

Liebe Lilienfans,

wir haben uns die Entscheidung nicht einfach gemacht. In den letzten Wochen saßen Fanabteilung der Lilien, die Ultragruppen, sowie viele Fanclubvertreter und Einzelpersonen mehrfach beisammen, um über den Umgang mit dem Auswärtsspiel in Leipzig zu beraten. Unstrittig war, dass wir es als Fans des Traditionsvereins Darmstadt 98 nicht kommentarlos hinnehmen können, wie das Konstrukt RB Leipzig als Spitze des Eisbergs der Kommerzialisierung die Werte des Fußballs, wie wir ihn lieben, mit Füßen tritt. Bei der Diskussion über die geeignete Form unsere Ablehnung kund zu tun, haben wir alle Faktoren miteinbezogen. Gästefans werden in Leipzig in dieser Saison fernab des Spielfelds im Oberrang eingepfercht, die skandalösen Einlasskontrollen der letzten Saison, sowie die Berichte der Fanszenen, die Leipzig in diesem Jahr besucht haben, lassen es uns unmöglich erscheinen im Stadion eine wirkungsvollen Protest auf die Beine zu stellen. Selbst ein brauchbarer Support unseres Teams erscheint unter diesen Umständen mehr als schwierig zu realisieren. Wir brauchen keinem der 3.600 Heiner, die in der letzten Saison mit uns in Leipzig waren mehr erklären, was uns vor Ort erwarten würde. Nicht umsonst drehten sich die Gespräche auf der Rückfahrt quer durch alle Fanschichten nur noch um ein Thema: „Hierher? Nie wieder!“.

Dass unsere Mannschaft sich in den letzten Monaten jede Art von Unterstützung ausgiebig verdient hat, steht außer Frage. Auch in schlechteren Zeiten waren wir mittwochabends bei Haching II oder freitags in Pfullendorf mit dem Ziel unser Team zum Sieg zu treiben. Doch in Leipzig ist der Gästefan nicht nur Unterstützer seiner Mannschaft, er wird auch gebraucht als Teil des Stadionerlebnisses, das Red Bull vermarkten will – nicht umsonst plant der Konzern nun Werbespots in den Kinos der Gegnerstädte zu schalten. Und wenn wir eins nicht sein wollen, dann Teil der Red Bull-Vermarktungsmaschinerie! Wir wollen weder durch unseren Ticketkauf indirekt gutheißen, dass es das Produkt gibt, noch dafür herhalten, es attraktiver zu machen. Wir haben daher beschlossen, nicht zum Spiel nach Leipzig zu fahren und den unsäglichen „Gäste“block vor Ort leer zu lassen.

Dennoch haben wir natürlich Verständnis für alle Lilienfans, die unser Team vor Ort sehen möchten und werden niemanden davon abhalten. Wir haben unser Team bereits persönlich über unsere Beweggründe informiert. Natürlich hätte sich die Mannschaft über größtmögliche Unterstützung gefreut, allerdings konnten die Spieler unsere Entscheidung auch gut nachvollziehen. Wir werden dem Team mit einer alternativen Aktion vor der Abfahrt nach Leipzig auf unsere Art einen Motivationsschub mit auf die Reise geben, der den Mangel an Support vor Ort mindestens ausgleichen wird. Das Spiel werden wir in einer groß angelegten „Lilien Kneipen-Nacht“ in möglichst vielen Red Bull-freien Kneipen schauen. Weitere Informationen zu den genannten Aktionen folgen kurzfristig.

Wer den Fußball liebt, trinkt kein Red Bull!

Gemeinsam, demokratisch, traditionell, fair, sozial, unabhängig, stolz, leidenschaftlich und treu:

Fan- und Förderabteilung des SV Darmstadt 98, Block1898, Usual Suspects, UItrà de Lis, Sektion Botanik, Darmstadt Football Casuals, L.F.C.D. 98, SHARP, Darmstädter Mädels , Sittenstrolche Darmstadt, Old Men Darmstadt Buuwe Darmstadt, [boelle.org], Los Locos, Lilienfans Ried, FFA, Lilienfans Berlin






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