23.06.2020 - Podcast

Der Fall Antonio Speziale & Proteste gegen Millerntaler


Heute ist die 29. Folge des Podcasts von Faszination Fankurve erschienen, in der wir auf unsere Berichterstattung im Januar 2008 zurückblicken, als wir u.a. über den Tod von Filippo Raciti und die Beschuldigungen gegen Antonio Speziale sowie die Proteste der FC St. Pauli-Fans gegen den Millerntaler berichteten.

Ein Catania-Ultra wurde verdächtigt, am Rande des sizilianischen Derbys gegen Palermo im Februar 2007 den italienischen Polizisten Filippo Raciti getötet zu haben. Dem Ultra wurde Beteiligung an Verwüstungen und Widerstand gegen die Staatsgewalt vorgeworfen. Der Anwalt des Beschuldigten gab an, dass dieser an den Krawallen beteiligt gewesen war, er aber nicht der Mörder ist. Die genaue Todesursache konnte im Januar 2008 noch nicht geklärt werden. Beim sizilianischen Derby Catania gegen Palermo kam es am 2. Februar 2007 zu heftigen Ausschreitungen rund ums Stadion, wodurch ein Polizist ums Leben kam. Es wurde Anklage gegen den seinerzeit 17-jährigen Catania-Ultrà Antonio Speziale erhoben, der dann auch im Jahr 2012 in letzter Instanz zu einer achtjährigen Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Es gab zwar Bildmaterial, das Antonio Speziale beim Werfen eines Blechteils zeigen soll. Es gab jedoch keinerlei Foto- oder Videomaterial das zeigt, ob das Blechteil den verstorbenen Polizisten traf. Möglich ist auch, dass der Polizist Raciti verstarb, weil er von einem Kollegen mit einem Polizeiauto angefahren wurde.

In Italien wurde beschlossen, das ab dem 01. März 2008 Sicherheitsbeauftragte für Ordnung in italienischen Stadien sorgen sollen. Mindestens 1 Ordnungshüter musste pro 250 Zuschauer eingesetzt werden. Die Ausbildung der Sicherheitsbeauftragten hatte bereits begonnen, die Kosten wurden von den Vereinen übernommen. Die Polizei sollte sich ausschließlich um die Sicherheit außerhalb der Stadien kümmern.

Fünf Monate vor Beginn der Euro 2008 gab die österreichische Polizei an, dass es während der EM Grenzkontrollen geben werde, um mögliche Gewalttäter an der Einreise zu hindern. Auch auf Informationssysteme wie der Gewalttäter Sport Datei wollte man zurückgreifen. Angesichts tausender zu erwartenden Fans zur Euro 2008, rechnete man auch mit gewaltbereiten Anhängern. Die Wiener Polizei schlug vor, dass in den Kneipen Sommerhits gespielt werden sollen, die zum Mitsingen anregen. Damit wollte man verhindern, dass sich die Fans gegenseitig mit Schlachtgesängen eindecken können. Auch über Videoüberwachung wurde nachgedacht. Ein generelles Rauchverbot in den Stadien sollte es nicht geben, man plante die Zuschauer aber darum zu bitten, dies zu unterlassen. In Wien machte man sich Sorgen um mögliche Lärmbelästigungen während der EM 2008. Die Grünen konnten eine Lärmpause zwischen 0 und 6 Uhr durchsetzen. Die Lärmgrenze durfte aber gebrochen werden und auch Lautsprecher in den Partymeilen wurden erlaubt.

Das Bundesland Sachsen plante den Einsatz von Drohnen bei Fußballspielen. Neben einer 300.000 Euro teuren Drohne sollten auch mehr Polizisten in Zivil eingesetzt werden, um die Gewalt zu bekämpfen. Der KFC Uerdingen musste bereits zum dritten Mal Insolvenz anmelden. Die Fans wollten sich nicht damit zufrieden geben, dass ihr Verein möglicherweise aus dem Vereinsregister gestrichen werden könnte und starteten mehrere Aktionen. Zu einem „Retterkick“ wurde der MSV Duisburg erwartet und man hoffte auf eine fünfstellige Zuschauerzahl. Bis zum Ende der Saison wurde die Gesamtsumme von 350.000 Euro benötigt, um die Insolvenz zu vermeiden.

Anwohnerbeschwerden wegen Lärm gab es im Vatikan während eines Fußballturniers von Nachwuchskickern internationaler Universitäten. Die Priester mussten die Fans aufrufen, das lautstarke Unterstützen zu unterlassen und mexikanische Trommler wurden sogar von der Tribüne verwiesen. 18 Mannschaften mit Spielern aus 51 verschiedenen Ländern nahmen an dem Turnier teil, das in der Nähe des Petersdoms ausgetragen wurde.

In Zürich plante man ein Fanprojekt, das sowohl für Grashoppers als auch für FC Fans zuständig sein sollte. Nach Basel und Luzern sollte die „Fanarbeit Zürich“ das dritte Fanprojekt in der Schweiz werden.

Die Ultras Regensburg feierten vor Gericht einen Erfolg. Zu Beginn der Saison sind einem Mitglied der Gruppe 150 Ausgaben des „Donaustadtkuriers“ von der Polizei beschlagnahmt worden. Als Begründung wurde angegeben, dass das Impressum fehle. Gegen dieses Vorgehen wurde Klage eingereicht und der Gruppierung wurde Recht zugesprochen. Die Ultras Regensburg sahen in dem Urteil eine enorme symbolische Bedeutung, weil der Polizei Grenzen aufgezeigt worden seien.

Die „British Transport Police“ hatte die britischen Vereine aufgefordert, mehr Verantwortung für das Verhalten der eigenen Fans außerhalb der Stadien zu übernehmen, beispielsweise indem sich die Clubs an den Kosten der entstandenen Schäden beteiligen, betroffene Fans mit Stadionverbot belegen und die Saisontickets entziehen. Grund für die Forderungen war, dass die Zahl an Festnahmen auf Zugfahrten das sechste Jahr in Folge angestiegen sein soll.

Die Fanszene des Zweitligisten FC St. Pauli hatte sich gegen die Einführung des „Millerntalers“ gestellt. Dieses Plastikgeld sollte als Stadionwährung eingesetzt werden. Als Gründe gab man unter anderem an, dass Fans sich für den Erwerb dieser Millerntaler zusätzliche anstellen müssten, der Verein dadurch Profit ohne Gegenleistung erziele, wenn Gästefans die Münzen nicht wieder umtauschen konnten, und es allgemein logistische Probleme geben würde. Der Protest war letztlich erfolgreich. Diese und weitere Themen könnt ihr in der 29. Ausgabe des Faszination-Fankurve-Podcasts in der „Football was my first love“-App nachhören. (Faszination Fankurve, 23.06.2020)






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