13.04.2007 - Italien

Der Tifo verschwindet - die Gewalt bleibt


Knapp zwei Wochen nach Inkrafttreten des neuen Sicherheitsdekretes der italienischen Regierung zeigt sich immer deutlicher, dass der Gewalt in den Stadien damit in keiner Weise beizukommen ist. Die Kurven werden zeitgleich immer farbloser.

Viele Fanszenen, so sie ihre Aktivitäten nicht ohnehin bereits in den Vorwochen eingestellt hatten, wie etwa die Brescia 1911, entschlossen sich, die bürokratische Prozedur der Anmeldung jeglicher Utensilien nicht auf sich zu nehmen. Aus Protest blieben ihre Kurven ungeschmückt. Dieser Linie folgten etwa die Fans der beiden genovesischen Vereine oder des SSC Neapel: In der Curva A des San Paolo hing das aussagekräftige Spruchband „Lieber die Anonymität als die Zustimmung des Staates“, während 200 angereiste Gästefans aus Bari das Spiel ihrer Mannschaft erst gar nicht verfolgen konnten, da sie grundlos von der Polizei zurück geschickt wurden. Zu keinerlei Kompromissen bereit zeigten sich die Boys Parma, die die Begegnung des abstiegsbedrohten Erstligisten vor dem Stadion verfolgten, da ihr nicht angemeldetes Banner nicht ins Stadion durfte.

In den vergangenen Tagen stellte mit den Ultras Fighters Siena 1979 eine weitere führende Gruppierung eines Serie A Teams ihre Aktivitäten aufgrund der neuen Bestimmungen ein. Wie willkürlich diese angewendet werden können, musste die Curva Nord von Inter Mailand bitter erfahren. Sie hatte alle Materialien optischer Unterstützung bis Saisonende angemeldet, dem Ultras- Banner wurde jedoch ebenso der Einlass verweigert wie dem Zusatz S.A.N. der historischen Gruppe Boys und der Zaunfahne Brianza Alcolica – letzterer, weil sie zu rechtswidrigem Verhalten anstifte. Hingegen gelang es den Ingrifati aus Perugia beim Auswärtsspiel in Taranto durch entsprechend bedruckte T-Shirts, den Namen ihrer Gruppierung als eine Art menschliches Puzzle zu präsentieren.

Während die gesetzlichen Neuregelungen den Fans die optische Unterstützung ihrer Mannschaften fast unmöglich machen, tragen sie in keiner Weise zur der Beendigung der Gewalt beim Fußball bei: Bei den Begegnungen Roma gegen Manchester, Bologna gegen Napoli und Juventus gegen Napoli kam es innerhalb von nur einer Woche dreimal zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der jeweiligen Vereine. In allen drei Fällen wurden von den Beteiligten Stichwaffen eingesetzt. Weiterhin erhoben englische Fans und die englische Presse nach der Champions League Begegnung in Rom Vorwürfe gegen die italienische Polizei aufgrund deren brutalen Eingreifens gegen die United-Anhänger. (Faszination Fankurve, 13.4.2007)

Fanfotos Italien




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