14.01.2013 - SV Waldhof Mannheim 07

„Die Fankultur ist in Gefahr“


Der Verein Pro Waldhof e.V. lässt nochmal das Fanjahr 2012 Revue passieren. Die Manheimer arbeiten erneut die Thematik des DFL-Sicherheitspapier auf. In dem Rückblick stehen auch die Proteste der Fans gegen das Papier im Fokus.

Faszination Fankurve dokumentiert den Rückblick von Pro Waldhof e.V.:

Die Fankultur ist in Gefahr, aber noch lange nicht tot

Die Fußballfans hierzulande haben ein sehr ereignisreiches Jahr 2012 hinter sich und deshalb wollen wir als Fandachverband PRO Waldhof e.V. noch einmal zurückblicken und für uns ein Fazit ziehen. Bereits am 19. Oktober 2012 titelten wir auf unserer Homepage „Fankultur in Gefahr – Union Berlin wehrt sich“ und bezogen uns darin auf die sehr gute Stellungnahme des 1. FC Union Berlin zur ersten Version des Papiers „Sicheres Stadionerlebnis“ der Deutschen Fußball Liga (DFL). Mittlerweile können wir unsere damalige Überschrift um eine entscheidende Annonce erweitern: Die Fankultur ist in Gefahr, aber die Fußballfans in Deutschland wehren sich. Neben aller Enttäuschung über die verabschiedeten Anträge zum neuen DFL-Sicherheitskonzept, ist dies die positive Erkenntnis aus bundesweiten Protestaktionen von Fußballfans, die in dieser Form und diesem Umfang bisher ihresgleichen suchen.

Was war 2012 eigentlich los?

Aber zunächst der Reihe nach. Schauen wir noch einmal kurz auf die Geschehnisse des Jahres zurück, welche die zuvor in diesem Ausmaß nie da gewesene Mobilisierung der deutschen Fanszenen zur Folge hatte. Als entscheidender Einschnitt muss hier der 23. Juli 2012 genannt werden, als die Innenministerkonferenz (IMK) mit dem Deutscher Fußball-Bund (DFB) und der DFL zu einem Treffen zusammenkam. Nachdem schon zuvor immer mal wieder seitens einiger Innenminister sehr pauschalisierende Urteile über die angeblich steigende Gewalt im deutschen Fußball getätigt, sowie durch populistische Forderungen wie z.B. Stehplatzverbote sukzessive der Druck auf die Verbände erhöht wurde, demonstrierte die Innenpolitik die Machtverhältnisse an diesem Tag nun also das erste Mal ganz öffentlich und unmissverständlich. Als erstes konkretes Ergebnis dieses Gesprächs gründete der Ligaverband die „Kommission Sicherheit“, welche letztlich das viel diskutierte Papier „Sicheres Stadionerlebnis“ erarbeitete, das am 27. September 2012 veröffentlicht wurde und eine große Welle der Empörung unter Fußballfans, aber auch manchen Vereinen hervorrief. Einige meldeten sich wie von der DFL aufgefordert mit Stellungnahmen zu Wort, wobei die Art und Schärfe der Kritik sehr stark variierte. Andere Vereine zeigten sich dem Sicherheitskonzept gegenüber deutlich aufgeschlossener. Das Ergebnis dieses Prozesses war eine überarbeitete und in einigen sehr kontroversen Punkten deutlich abgeschwächte zweite Version des Papiers vom 15. November 2012, welche auch von zuvor kritischen Vereinen weitestgehend wohlwollend aufgenommen wurde. Die hieraus abgeleiteten 16 Anträge, die auf der Mitgliederversammlung am 12. Dezember 2012 zur Abstimmung gestellt wurden, lehnten letztlich nur der 1. FC Union Berlin und der FC St. Pauli gänzlich ab. Andere Vereine, wenn auch nur wenige, enthielten sich bei einigen Anträgen. Unterm Strich spricht das Abstimmungsverhalten der überwiegenden Mehrheit der deutschen Profivereine jedoch eine deutliche Sprache für das Sicherheitskonzept der DFL.

Dieser nahezu Einstimmigkeit der Vereine steht allerdings eine große Wut und Enttäuschung eines Großteils der Fußballfans entgegen, die Woche für Woche für die Atmosphäre in den Stadien sorgen und damit den Fußballsport erst zu einem mitreißendem Erlebnis machen. Die Gründe hierfür liegen auf der Hand. Sie wurden im kompletten Prozess schlichtweg übergangen. Deshalb ist es an dieser Stelle auch gar nicht nötig, noch einmal auf die einzelnen Anträge einzugehen. Über diese wurde genug gesagt, geschrieben, diskutiert und sich beschwert. Nicht alle dieser 16 Anträge stellen unbedingt Einschnitte oder Gefahren für die Fankultur dar, soviel ist klar. Andere sind es aber sehr wohl und greifen darüber hinaus auch noch tief in die Persönlichkeitsrechte der Stadionbesucher ein. Es geht aber wie gesagt gar nicht darum, die nun verabschiedeten Anträge noch einmal im Einzelnen durchzugehen. Denn die entscheidenden Fehler liegen nicht im Detail, sondern sind grundsätzlicher Natur und wurden schon viel früher gemacht, worauf unser Verein in seinem offenen Brief – dem wir uns genauso wie das Fanprojekt Mannheim/Ludwigshafen und die Ultras Mannheim 1999 angeschlossen haben – völlig zu Recht hingewiesen hat. Die Missachtung der Fußballfans und der derzeit nicht an den betroffenen Ligen teilnehmenden Vereine im Entstehungsprozess des neuen Sicherheitskonzepts stellte dieses von Beginn an vor ein großes Legitimitätsproblem. Unabhängig von den Inhalten des Konzepts bleibt festzuhalten, dass es nicht auf der Basis aufbaut, die notwendig wäre, um ein von allen Betroffenen akzeptiertes Endergebnis überhaupt erzielen zu können.

Des Weiteren war dieses Konzept in seiner nun beschlossenen Form schlichtweg nicht notwendig. Es gibt in den deutschen Fußballstadien kein erhöhtes und schon gar nicht ein in den letzten Jahren gestiegenes Gewaltproblem, eher das Gegenteil ist der Fall. Da können Politiker und Medien erzählen was sie wollen, die Realität ist nun mal eine andere. Fußball reiht sich nahtlos in diese Gesellschaft ein. Es gibt bei Fußballspielen prozentual nicht mehr Gewalt als in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens auch. Es gibt keinerlei Zahlen, welche die von gewissen Institutionen geschürte Hysterie um die Sicherheit im Fußball auch nur annähernd rechtfertigen würde. Leider entspricht die (ver)öffentlich(t)e Meinung hierzu oft nicht den Tatsachen[1] und somit lässt sich der Fußball mittlerweile ziemlich einfach für politische Zwecke instrumentalisieren. Zumal der erhoffte breite und öffentliche Widerstand von Verbänden und Vereinen ja bedauerlicherweise ausgeblieben ist, sie sich also größtenteils widerstandslos in die Abhängigkeit politischer Wahlkampfstrategien manövriert haben. Es sollte jedem mündigen und kritischen Bürger zu denken geben, wenn z.B. die sportpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen, Viola von Cramon, kurz nach der Verabschiedung der Anträge in Frankfurt diese mit den Worten kommentierte, dass diese lediglich auf den Druck von einigen sich im Wahlkampf befindenden Innenministern zurück gingen und sich in den entscheidenden Punkten als Nullnummer erweisen.[2] Hier wird deutlich, dass die Fußballverbände und -vereine längst schon Getriebene der Politik sind und auch in Zukunft um ihre Unabhängigkeit bangen müssen. Wenn es noch eines Beweises bedarf, dann liefert ihn Gerd Mäuser, Präsident des VfB Stuttgart, der folgendes verlauten ließ: „Mit den heutigen Entscheidungen ist ein wichtiger Schritt getan, die Unabhängigkeit des Fußballs gegenüber der Politik zu wahren.“[3] Da stellt sich natürlich die Frage: Wie lange? Genau so lange, bis gewisse politische Hardliner den nächsten Anlass finden, den Fußball als leichtes Bauernopfer zu missbrauchen.

Was bedeutet die Verabschiedung der DFL-Anträge nun konkret für die Fankultur?

Abgesehen davon, dass das neue DFL-Sicherheitskonzept uns als Fans des SV Waldhof Mannheim 07 e.V. derzeit ohnehin nicht direkt betrifft, ändert sich dadurch auch für die betroffenen Fanszenen in den ersten beiden Ligen zunächst erst einmal nichts. Denn fast alle im Sicherheitskonzept enthaltenen Maßnahmen waren auch zuvor schon traurige Realität, in den höheren Ligen genauso wie in den Amateurligen. Beispiele hierfür gibt es genug: Ob personalisierte Karten für uns in Kaiserslautern, wie auch schon für viele andere Fanszenen deutschlandweit. Ob Gästefanverbote z.B. für Frankfurt in Berlin (als Sanktion durch den DFB) oder für Rostock auf St. Pauli (durchgesetzt durch die Polizei Hamburg und von Gerichten bestätigt). Ob menschenunwürdige Ganzkörperkontrollen in sogenannten „Nacktzelten“, die z.B. Dresdner Fans bereits in Karlsruhe über sich ergehen lassen mussten usw. Das alles gab es hierzulande schon! Von der skandalösen, jeglichem rechtstaatlichen Grundsatz der Unschuldsvermutung widersprechenden Praxis der Stadionverbotsvergabe mal ganz zu schweigen. Es ist also nichts Neues, dass sich Fußballfans in Deutschland unverhältnismäßigen und oftmals auch rechtlich sehr fragwürdigen Repressalien ausgesetzt sehen.

Und dennoch war die Verabschiedung der DFL-Anträge ein fatales Signal für die Zukunft. Die offizielle Festschreibung eines fragwürdigen und ungerechten Umgangs mit Fußballfans ist ein einschneidender Schritt und ein Schlag ins Gesicht für alle betroffenen Fans, die schon jetzt unter zahlreichen Maßnahmen leiden. Deshalb hatte unser SVW in seinem offenen Brief Recht, als er die Entscheidung über das neue DFL-Sicherheitskonzept auch an die grundlegende Entscheidung knüpfte, wie sich die Vertreter der Profivereine den zukünftigen Fußball in Deutschland vorstellen bzw. wünschen: Einen emotionalen Fußball mit lebendiger Fankultur oder weiterhin ein fanfeindliches Klima, in dem die Fans in den Kurven nicht als das wahrgenommen werden, was sie sind, nämlich mündige Bürger mit einer großen Leidenschaft für den Fußball und für ihre Vereine.

Am 12. Dezember 2012 wurde eine große Chance vertan. Eine Chance der Vereine, sich für ihre Fans und deren Folklore auszusprechen und gegen die faktische Einmischung der Politik in Entscheidungen des Ligaverbands zu positionieren. Ein lautes und geschlossenen „So nicht! Wir haben kein gestiegenes Gewaltproblem im deutschen Fußball und lassen uns daher auch nicht von außen zu unüberlegten Schnellschüssen drängen.“ verbunden mit einer grundsätzlichen Ablehnung aller Anträge wäre das richtige Signal gewesen. Bis auf zwei Ausnahmen hatte leider niemand diesen Mut. 34 von 36 Profivereinen haben an diesem Tag versagt und ihre Fans, das wichtigste Kapital das sie haben, im Stich gelassen. Stattdessen haben sie den Weg dafür geebnet, in Zukunft weiterhin und vielleicht noch viel stärker Spielball der Politik zu sein.

Der Lichtblick: Fußballfans organisieren breiten Widerstand.

Das sind alles natürlich nur wenig erheiternde Erkenntnisse und man könnte zum ernüchternden Ergebnis kommen, dass die Fankultur über kurz oder lang dem Tode geweiht ist, da die Politik in Zukunft nach Belieben Druck auf den Fußball ausüben und Maßnahmen erzwingen kann. Doch diese Rechnung wird nicht aufgehen. Denn genau diejenigen, die im kompletten Entstehungsprozess um das neue Sicherheitskonzept außen vor gelassen wurden, genau diejenigen, auf die am wenigsten gehört wurde, werden in Zukunft diejenigen sein, die die Einzigartigkeit des Kulturguts Fußball verteidigen. Wenn sich eines in den letzten Monaten gezeigt hat, dann, dass die Fußballfans in Deutschland bereit sind, das zu tun, was Vereine und Verbände sich nicht getraut haben: Sich zu wehren.

Auch wenn sie letztlich nicht das Abstimmungsverhalten der Vereinsvertreter beeinflusst haben, so sind die Proteste der Fans dennoch positiv zu bewerten. Egal, ob der vorbildlich geplante und durchgeführte Fangipfel in Berlin, auf dem sich die Fans erstmals gemeinsam zu den Plänen der DFL positionierten oder die Kampagne „12:12 – Ohne Stimme, keine Stimmung“ mit über 50 teilnehmenden Fanszenen. Das geschlossene Auftreten der Fans hat gezeigt, dass es sich bei Fußballfans nicht um eine unkritische Masse von Stimmungsdienstleistern für die teuren Plätze und Fernsehsender handelt. Im Gegenteil: Die Fans in den Kurven sind leidenschaftliche und mündige Anhänger ihrer Vereine. Sie wollen nichts weiter, als ihre Mannschaft und ihren Verein unterstützen und brauchen hierfür ihre Freiräume. Wenn diese bedroht sind und die Vereine nicht Willens bzw. im Stande sind, diese kostbare Fußballfankultur zu schützen, dann übernehmen die Fans die Verteidigung eben selbst. Und das ziemlich eindrucksvoll. Nie zuvor haben Fanproteste eine solche Aufmerksamkeit erzielt, wie der Stimmungsboykott über drei Spieltage hinweg. Nie zuvor wurden die Anliegen der Fans so häufig und differenziert in den Medien und in der Öffentlichkeit aufgenommen und diskutiert. Die Fußballfans in Deutschland haben ein Ausrufezeichen gesetzt. Sie haben gezeigt, was der Fußballsport noch Wert ist, wenn man die Treuesten und Lautesten nicht ernst nimmt, sie immer weiter mit Repressalien eindeckt und somit aus dem Stadion vertreibt. Eindrucksvoll wurde aufgezeigt, wie der Fußball ohne leidenschaftliche Fans aussehen würde. Gleichzeitig hat sich durch die Proteste auch unter den Fußballfans selbst das Bewusstsein geschärft, dass die Fankultur wie wir sie kennen in ernsthafter Gefahr ist und wir sie verteidigen müssen, wenn wir sie beibehalten wollen.

Und wie geht es jetzt weiter?

Wichtig ist es jetzt vor allem, den Schwung mitzunehmen und am Ball zu bleiben. Die erhöhte Aufmerksamkeit, die es derzeit in den Fanszenen, aber auch in der Öffentlichkeit für fanpolitische Belange gibt, muss genutzt werden. Sie ist der Verdienst der letzten Wochen. Völlig kontraproduktiv wäre es jedoch, nun nach der Entscheidung des 12. Dezember 2012 weiterhin einen Stimmungsboykott durchzuführen. Denn ein Boykott ist das schärfste Protestmittel, über das Fans verfügen. Dies sollte immer nur als letzte Option angesehen und auf keinen Fall inflationär eingesetzt werden. Die Spieltage vor der DFL-Mitgliederversammlung waren eine solche Ausnahmesituation, in der ganz konkret auf den Unterschied „mit Fans/ohne Fans“ aufmerksam gemacht werden sollte und daher ein Boykott angebracht war. Das Ziel, diesen Unterschied deutlich zu machen, wurde erreicht. Nun ist die Situation aber eine andere. Aus Enttäuschung über die Verabschiedung des Sicherheitspapiers weiterhin zu schweigen, würde nicht nur den Eindruck der beleidigten Leberwurst wecken (was so gar nicht zur kämpferischen Attitüde passt, welche die Fanszenen in der letzten Zeit an den Tag gelegt haben und nun auch weiterhin von Nöten ist). Es käme darüber hinaus auch einer Selbsteinschränkung gleich. Denn ebendieses laute Singen und Abdrehen in den Kurven ist es ja, was wir bewahren wollen. Deshalb begrüßen wir es sehr, dass sich die Kampagne „12:12“ gegen einen weiteren Stimmungsboykott ausgesprochen hat. Vielmehr muss der weitere Kampf für den Erhalt der Fankultur in der Zukunft vorrangig lokal im eigenen Vereinsumfeld geführt werden. Viele Stadiongänger wurden durch den Stimmungsboykott für das Thema sensibilisiert. Das muss ausgenutzt und weiter intensive Aufklärungsarbeit geleistet werden. Man kann gar nicht genug Informationen zu diesem Thema an den Mann und die Frau bringen.

Außerdem ist es mittel- und langfristig unausweichlich, dass sich die einzelnen Fanszenen eine gute Fan-Infrastruktur aufbauen bzw. diese weiter ausbauen, um gegenüber den Vereinen und anderen Institutionen als starker Akteur auftreten zu können. Hier ist vielerorts (auch bei uns!) noch deutlich Luft nach oben. In Mannheim sind wir derzeit immerhin in der glücklichen Situation, als Fandachverband das Standing zu haben, uns regelmäßig auf Augenhöhe mit Verantwortlichen des Vereins austauschen zu können. Ein unschätzbarer Vorteil, der den Gründern und Vorgängerpräsidien von PRO Waldhof zu verdanken ist, die rechtzeitig die Notwendigkeit einer starken Fanvertretung erkannten und handelten. Soweit man das beurteilen kann, verfügen leider bisher nicht alle Fanszenen über starke Faninteressensvertretungen, weshalb auf die Etablierung und Weiterentwicklung ebensolcher weiterhin die volle Konzentration gelegt werden muss. Bundesweite, szeneübergreifende Aktionen wie „12:12“ können immer nur kurzfristige Akzente setzen, welche jedoch schnell verpuffen und letztlich wirkungslos sind, wenn in den einzelnen Fanszenen keine stabilen Strukturen vorherrschen, die solche Impulse aufgreifen und vor Ort für sich nutzen können. Wie gesagt, der Kampf gegen Repression und für eine freie Fankultur muss in erster Linie lokal ausgefochten und entschieden werden! Vorbildlich ist in diesem Kontext die Rot-Schwarze-Hilfe Nürnberg, die in bisher beispielloser Art vor allem juristische Arbeit leistet und schon einige Erfolge erzielen konnte. Neben ständiger Aufklärungsarbeit und dem Bereitstellen von Anwälten für Fans, ist hier vor allem die erfolgreiche Klage gegen das kollektive Betretungsverbot für Club-Fans in der Fürther Innenstadt beim Frankenderby als beeindruckendes Beispiel zu erwähnen.

Neben guten Fan-Infrastrukturen wird in Zukunft auch weiterhin der schon so oft gezeigte Ideenreichtum, eine gewisse Hartnäckigkeit der Fans, sowie eine gehörige Portion Idealismus nötig sein, um dem nun auch schriftlich fixiertem, fanfeindlichem Klima im deutschen Fußball entgegenzutreten. Auf die Verbände und die meisten Vereine können wir uns derzeit beim Kampf um den Erhalt der Fußballfankultur in Deutschland nicht verlassen. Dafür aber auf uns selbst, wie die jüngere Vergangenheit gezeigt hat. So z.B. unser Auswärtsspiel 2010 in Kaiserslautern, als wir die personalisierten Tickets kaufen sollten und jedem, der ohne Karte anreiste, angedroht wurde, verhaftet zu werden. Unsere Antwort darauf war genau die richtige: Demo anmelden, trotzdem hinfahren und auf seine Rechte bestehen! Dies machte in dem schon oben angeführten Fall auch die Fanszene von Hansa Rostock, welche mit mehreren tausend Leuten durch die Straßen Hamburgs zog und so nicht nur friedlich auf ihr Anliegen aufmerksam machen konnte, sondern auch den Plan der Hamburger Polizei, sich die „lästigen“ Gästefans vom Hals zuhalten, ad absurdum führte. Als Frankfurt und Dresden Auswärtsverbot hatten, waren sie trotzdem im jeweils für sie gesperrten Stadion. Die in München aufgestellten „Nacktzelte“ quittierten zahlreiche Eintracht-Fans damit, dass sie einfach vor den Toren stehen blieben. Das sind nur einige Beispiele, die zeigen, dass es auf vielfältige Art und Weise möglich ist, gegen ungerechte und repressive Maßnahmen vorzugehen. Auch weiterhin solche und andere Maßnahmen unwirksam zu machen, wird die große Zukunftsaufgabe all jener Fanszenen sein, die sich ihre Art den Fußball zu leben, nicht nehmen lassen wollen.

Als Fazit lässt sich ziehen, dass die am 12. Dezember 2012 verabschiedeten Anträge zum neuen Sicherheitskonzept nur dann den Tod der Fankultur bedeuten werden, wenn wir Fans es nicht verhindern. Das Papier stellt noch nicht, wie mancherorts proklamiert, die Beerdigung der Fankultur dar, wohl aber einen heftigen Angriff auf ebendiese. Jetzt liegt es an uns, für unsere Leidenschaft zu kämpfen und diesen sowie weitere Angriffe abzuwehren. Oder anders ausgedrückt: Wenn das neue Sicherheitskonzept das Todesurteil der Fankultur sein soll, dann müssen wir eben seine Vollstreckung verhindern.

PRO Waldhof e.V.
im Januar 2013

Fanfotos SV Waldhof Mannheim 07




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