10.11.2018 - Köln/Dresden

„Die Moral von der Geschicht Bullen schützen vor Pyro nicht“


Über 5.000 Dynamo Dresden-Fans ließen sich heute trotz 8:1 Niederlage sowie sieben Hundertschaften der Polizei, unterstützt von Hubschraubern, Reiterstaffeln, Polizeihunden und Spezialeinsatzkommandos (SEK) die Stimmung nicht vermiesen und feierten sich und ihren Verein beim Auswärtsspiel in Köln.

Die Polizei Köln hielt im Vorfeld der heutigen Zweitligapartie eine umstrittene Pressekonferenz ab und erklärte, dass man einen Fanmarsch von Dynamo-Fans in Köln unbedingt verhindern wolle (Faszination Fankurve berichtete). Deshalb waren heute sieben Hundertschaften sowie Wasserwerfer, Reiterstaffeln, Polizeihunde und tatsächlich auch mehrere Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei im Einsatz. Dynamo Dresden fand noch am gestrigen Abend kritische Worte zum Vorgehen der Kölner Polizei und rief die Dynamo-Fans auf, sich nicht provozieren zu lassen (Faszination Fankurve berichtete), was letztlich auch gelingen sollte.


Das Fanprojekt Dresden machte heute öffentlich, dass die Kölner Polizei mit ihrer Pressekonferenz Werbung für einen Fanmarsch von Dynamo-Fans machte, der zwar vor einiger Zeit mal angedacht und auch angefragt gewesen sein soll, jedoch letztlich kein Thema mehr war. Die Aufmerksamkeit, die die Polizei auf den zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr geplanten Fanmarsch lenkte, soll demnach dazu geführt haben, dass Dynamo-Fans nach dem Marsch gefragt hätten, die ohne die Polizei gar keine Kenntnis davon gehabt hätten. Letztlich also viel heiße Luft um nichts.

Heute reisten die Dynamo-Fans überwiegend, wie von der Polizei vorgesehen über den für Gästefans reservierten Parkplatz in der Nähe zum Müngersdorfer Stadion an und wurden anschließend unter Polizeibegleitung zum Gästeblock gebracht. Im Stadion sorgten die mitgereisten Dynamo-Fans für einen der lautstärksten Auftritte in Köln in den vergangenen Jahren, an dem sich auch die Gästefans auf der Osttribüne beteiligten.


In der Südkurve hielten man dagegen und gedachte mit einem „Hans Schäfer - Legende für die Ewigkeit“-Spruchband der vor einem Jahr verstorbenen Vereinslegende, nach der mittlerweile die Kölner Fankurve umbenannt wurde. Auf dem Rasen ging der 1. FC Köln bereits in der dritten Minute durch ein Tor von Cordoba in Führung, in der 42. Minute erhöhte Terodde sogar auf 2:0.

In der Halbzeitpause wurden sowohl im Ober-, als auch im Unterrang des Gästeblocks Schwenkfahnen hochgezogen, damit sich Pyrozünder darunter vorbereiten konnten. Die aktive Fanszene von Dynamo Dresden verteilte sich heute in Köln sowohl auf den Ober-, als auch auf den Unterrang, was sich sicherlich positiv auf den Auftritt der Gästefans ausgewirkt haben dürfte.


Eine Minute nach Anpfiff der 2. Halbzeit war es erneut Terodde, der zum 3:0 für Köln traf. Die Pyroaktion im Gästeblock begann zu diesem Zeitpunkt eigentlich erst richtig. Im Oberrang zündeten die Dynamo-Fans schwarzen und im Unterrang gelben Rauch. Es war die wohl größte Pyroaktion im Gästeblock des Müngersdorfer Stadion seit Neubau des Stadions. Der Wiederanpfiff nach dem Kölner Treffer verzögerte sich wegen der Pyroaktion der Gästefans um ein paar Momente. Doch wirklich auf das Spielfeld zog der Rauch nicht, weshalb es schnell weiter ging.


Im Gästeblock breiteten Dynamo-Fans im Nachgang ihrer Pyroshow noch ein ins Stadion geschmuggeltes Banner aus, auf dem „Mit Panzer und dem SEK gegen die ganze Ossischar! Und die Moral von der Geschicht' Bullen schützen vor Pyro nicht“ geschrieben stand. Trotz eines immensen Aufwands, den die Kölner Polizei im Vorfeld der Zweitligapartie betrieb, war es den Beamten nicht gelungen, die Pyroshow der Dynamo-Fans zu verhindern.


Laut Angaben des Fanprojekts Dresden positionierten sich nach der Pyroshow sowohl innerhalb, als auch außerhalb des Stadion Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei, was für viel Unverständnis bei den Gästefans sorgte. Das Zünden von zertifizierter Pyrotechnik wird in Deutschland als Ordnungswidrigkeit und nicht als Straftat eingestuft, wenn dabei niemand verletzt wird. Warum Spezialeinheiten der Polizei wegen solcher Vergehen hinzugezogen werden, versteht nicht jeder Stadiongänger.


Auf dem Spielfeld brannte der 1. FC Köln hingegen ein Feuerwerk ab und schoss in der zweiten Hälfte noch fünf weitere Treffer und kassierte gleichzeitig nur einen Gegentreffer. Somit stand es am Ende 8:1 für die Rheinländer, die deshalb schon einen Tag vor Beginn der Karnevalssession lautstark feiern konnten. Aber auch die über 5.000 Dynamo-Fans ließen sich die Stimmung nicht versauen und legten weiterhin einen lautstarken Auftritt hin, der noch bis weit nach Abpfiff andauerte. Als das Stadion bis auf den Gästeblock schon fast leer war, marschierten nochmal behelmte Polizisten im Innenraum am Gästeblock auf, was von vielen Gästefans erneut als Provokation aufgefasst wurde, da es auf den Rängen bis auf die Pyroshow zu keinen nennenswerten Vorfällen kam.

Die Wilde Horde setzte während des Spiels noch ihr Spruchband-Battle mit den Gästefans fort. Nachdem sich beide Fanlager in der Vergangenheit schon mit Zitaten aus „Kevin - Allein zu Haus“ versuchten zu beleidigen, war heute in der Südkurve ein Spruch aus dem Film „Der Prinz aus Zamunda“ zu lesen. „Ihr solltet das Schild an eurer Kurve ändern in 'die 3 Pfeiffen'“ war darauf zu lesen. Dazu wurden Doppelhalter mit dem Logo der Ultras Dynamo sowie den Logos von deren Freunden von Red Kaos aus Zwickau und der Horde Zla aus Sarajevo mit Pfeifen im Mund hochgehalten. Ein Plakat, das wohl nur die wenigsten der 50.000 Zuschauer im ausverkauften Müngersdorfer Stadion verstanden haben dürften.

Das heutige Zweitligaspiel wird zum einen wegen des deutlichen Kölner Heimsiegs, aber auch wegen des Großaufgebots der Kölner Polizei in Erinnerung bleiben. Bei Polizeiführung und Innenministerium wird man sich durch den ruhigen Verlauf des Spiels in der eigenen Einschätzung bestätigt sehen. Doch auch bei vergangenen Spielen beider Vereine gegeneinander ist nicht besonders viel vorgefallen, was ein solch teures Polizeiaufgebot, wie heute in Köln, rechtfertigen würde. (Faszination Fankurve, 10.11.2018)







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