06.05.2020 - Karlsruher SC

„Die Verantwortlichen haben wiedereinmal nichts gelernt“


Am heutigen Mittwoch berät Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer über weitere Lockerungen in der Corona-Krise. Dabei soll auch die Fortsetzung der Bundesliga mit Geisterspielen ein Thema sein.

„Es stehen hier weniger die Bedürfnisse der Menschen in diesem Land im Vordergrund als vielmehr die sowieso schon auf Anschlag laufende Gelddruckmaschine des Konstrukt „Profi-Fußball“. Die Verantwortlichen haben wiedereinmal nichts gelernt. Und für uns als Fanorganisationen ist nicht erkennbar, dass der Fußball auch nur ansatzweise den Weg der Gesundung eingeschlagen hat“, kritisieren die Supporters Karlsruhe die Pläne zur Fortsetzung der Bundesliga mit Geisterspielen.

Die Supporters Karlsruhe haben zudem einen offenen Brief an Winfried Kretschmann, den Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, verfasst. Darin fordern die Supporters, in denen etwa 3.500 KSC-Fans organisiert sind, die Fortsetzung der 1. und 2. Bundesliga unter den aktuellen Bedingungen auszusetzen.

„Der Fußball ist uns wichtig. Er ist für uns und viele Tausende mehr als ein Freizeitvergnügen von 90 Minuten Dauer. Wir sind uns auch bewusst, dass gerade unser Karlsruher Sport-Club aktuell mehr denn je die Gelder aus der TV-Vermarktung benötigt. Gelder, die scheinbar nur fließen, wenn der Ball in der Liga rollt. Eine Verantwortung der TV-Industrie und der DFL gegenüber den Clubs in Form von Entgegenkommen, Krediten oder Vorschüssen im Sinne des großen Ganzen, lässt sich leider auch hier nicht erkennen, bzw. hat zur Forderung geführt, dass der Ball auf den Plätzen der höchsten Spielklassen rollen müsse. Wir stellen uns hierbei die Frage, wie wichtig ist der Bundesliga-Fußball? Ist er uns es wert, dass dafür die Gesundheit von Menschen riskiert wird? Ist er uns es wert, dass die Vereine und der Verband eine Sonderstellung bekommen, die Mitarbeiter in wirklich systemrelevanten Jobs nicht haben?“, heißt es dazu im offenen Brief der Supporters Karlsruhe.

Laut den KSC-Fans dürfe der Fußball keine Sonderrolle bekommen. Erst wenn in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen, Altersheimen und anderen sensiblen Bereichen regelmäßige Tests durchgeführt werden können und dann noch Testkapazitäten frei wären, könne man langsam über eine Fortsetzung des Spielbetriebs nachdenken. „Für uns ist dabei aber die moralische Frage entscheidender. Es kann für eine solidarische Gesellschaft keine Option sein, dass Geld oder eifrige Lobbyarbeit eines 'kranken' und sich selbstüberschätzenden bzw. überdrehten Systems darüber entscheiden, einen Corona-Test zu bekommen oder nicht! Ganz zu schweigen von der Praxis eines Fußballspiels mit Zweikämpfen und eines normalen Trainingsbetriebes in Zeiten von Versammlungsverboten. Sehr geehrter Herr Ministerpräsident, der Fußball lebt von Emotion, Stimmung und Spannung. Attribute, die Sie selbst ja auch oft im Stadion unseres Liga-Rivalen erleben. Uns ist dieses Stadionerlebnis, die Unterstützung der Mannschaft, das Zusammensein mit unseren Freunden bei der „schönsten Nebensache der Welt“ absolut wichtig. Spiele ohne Fans sind für uns nicht vorstellbar. Uns ist allerdings auch klar, dass Spiele mit Zuschauern in der aktuellen Zeit nicht möglich, ja sogar verantwortungslos sind. Wir begreifen und akzeptieren dies. Denn im Gegensatz zu den Verbänden und dem Milliardengeschäft Fußball sind sich die Fanorganisationen, die Ultraszenen und Fanclubs – sind wir Fans uns – unserer aller Verantwortung bewusst!“, stellen die Supporters Karlsruhe klar, dass von Fanseite aus nicht mit einem unverantwortlichen Verhalten zu rechnen sei. (Faszination Fankurve, 06.05.2020)

Hier geht es zum offenen Brief der Supporters Karlsruhe an Winfried Kretschmann.

Fanfotos Karlsruher SC




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