18.11.2020 - Hamburger SV

„Die finanzielle Situation ist katastrophal“


Der Förderkreis Nordtribüne e. V. hat sich gestern zu aktuellen Situation beim Hamburger SV zu Wort gemeldet. Man wolle die derzeitigen Entwicklungen beim aktuellen Tabellenführer der 2. Bundesliga kritisch einordnen. Beim Thema finanzielle Situation des HSV fordert die Nordtribüne mehr Transparenz ein.

„Wir wollen als Förderkreis Nordtribüne e. V. die aktuelle 'fußballfreie' Zeit nutzen und versuchen, die derzeitigen Entwicklungen kritisch einzuordnen und unsere Positionen zu verdeutlichen. Denn eines ist offenkundig: Die Gegenwart sieht anders aus. Der HSV spielt im dritten Jahr in Folge in der zweiten Liga, weit entfernt von den Top-Mannschaften der Bundesliga und dem internationalen Wettbewerb. Zudem plagen den HSV Verbindlichkeiten in Millionenhöhe und man wird dieses Jahr aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie das höchste Defizit der Vereinsgeschichte erreichen. Vor wenigen Wochen wurde mit einem Hochglanz-PR-Akt ein Deal mit der Stadt Hamburg bekannt gegeben. Offizieller Anlass: Die anstehende Modernisierung des Stadiongeländes zur EM im Jahr 2024. Es bedarf nicht viel Fantasie um festzustellen, dass die Erträge dieses Deals sicherlich auch in andere Kanäle fließen werden. Um das jedoch richtig einschätzen zu können, fehlt die Transparenz. Diese Transparenz wird uns HSV-Fans leider vorenthalten. Zu groß der derzeitige Abstand zwischen uns und dem Verein. Auch der am 13.11.2020 veröffentlichte Jahresabschluss (zum 30. Juni 2020) hinterlässt mehr offene, als geklärte Fragen – eine offene und transparente Kommunikation in Anbetracht der ungewissen Zukunft muss hier zwingend erfolgen. Ungewöhnlich unaufgeregt und professionell gestaltete sich die Suche nach einem neuen (Trikot-)Hauptsponsor, nachdem der jahrelange Partner Emirates den Vertrag nach dem erneuten Verpassen des Aufstieges aufgelöst hatte. Mit dem nordrhein-westfälischen Unternehmen Orthomol, spezialisiert auf die Herstellung von Nahrungsergänzungsmittel, wurde doch noch pünktlich zum Saisonstart ein Sponsor gefunden. Selbstverständlich wurde voller Stolz auf das Finanzvolumen des neuen Deals geblickt: Nach inoffiziellen Angaben zahlt das Familienunternehmen rund zwei Millionen Euro jährlich – eine Steigerung von rund 600.000 EUR im Vergleich zum vorherigen Emirates-Deal. Ein wichtiger Eckpfeiler zur Grundfinanzierung laufender Kosten wurde somit pünktlich zum Saisonstart gesetzt. Nichtsdestotrotz ist es ein offenes Geheimnis, dass die finanzielle Situation Anlass zur Sorge gibt. Das beinahe gesamte Wegbrechen der Einnahmen aus dem Ticketing, Gehaltsstrukturen aus der „Vor-Corona-Zeit“ und die diffuse und nicht kalkulierbare Ertragsbildung zukünftiger Einnahmen sind nur Beispiele einer großen Gesamtsorge, dass der HSV ein Finanzproblem hat. Das ist selbstverständlich nicht nur beim HSV so. In diversen anderen Städten haben die Vereine ähnliche, zum Teil sogar gravierendere Herausforderungen zu meistern. Der Fußball hat ein Gesamtproblem. Planungen, die das erfolgreiche Abschneiden in der kommenden Saison voraussetzen, sind an der Tagesordnung. Hohe Verschuldungen und Mäzene als Heilsbringer auch. Während es also momentan vielerorts nicht rosig aussieht, sollten wir dennoch zunächst vor unserer eigenen Haustür kehren. Die finanzielle Situation im November 2020 beim HSV ist katastrophal. Hier muss vom Verein eine ehrliche Kommunikation erfolgen. Es wird ein Drahtseilakt, innerhalb der bestehenden Strukturen für finanzielle Entlastung zu sorgen. Aussicht auf Erfolg? Ungewiss“, heißt es dazu in der Stellungnahme des Förderkreis Nordtribüne e. V..


Dem neuen Trainer Daniel Thioune wird ein ruhiges Auftreten sowie sachlich-fachliche Kompetenz und taktische Variabilität bescheinigt. Hier sie es für ein Urteil jedoch noch zu früh. Der Nordtribüne Hamburg-Zusammenschluss ruft zudem alle HSV-Fans auf, sich in Zeiten der Corona-Pandemie weiterhin solidarisch zu verhalten: „Niemand kann mit Sicherheit sagen, wann der Tag kommen wird, an dem wir unseren Verein wieder im Stadion zu Höchstleistungen anfeuern können. Die Covid-19-Pandemie wird uns noch länger begleiten. Wir haben Verständnis für diejenigen, die sich durch das egoistische Verhalten der Verbände noch ein Stück weiter vom Profifußball entfernt haben. Wir rufen alle HSV-Fans auf, sich solidarisch mit den Menschen zu verhalten, die durch die Pandemie in Krisen geraten sind. Dennoch wollen wir die 'freie Zeit' nutzen, um einen Selbstreflektionsprozess zu starten und uns zu fragen, wo der HSV aktuell steht. Die sportliche Situation derzeit erfreut uns. Allerdings sollten wir uns davon nicht blenden und vor allem nicht ablenken lassen. Denn es ist bekanntlich nicht alles Gold, was glänzt. Es gibt immer noch viele Fragen rund um unseren HSV. Gibt es Wege aus der aktuellen Situation? Inwiefern ist nachhaltiges Wirtschaften möglich? Wie soll sich das Unternehmen HSV Fußball AG in Zukunft aufstellen? Auf welche Zugpferde wird dabei gesetzt? Wie gehen wir als Fans mit Investoren um und was fordern wir hier vom HSV? Inwiefern nimmt dieser seine gesellschaftliche Verantwortung war? Wir wollen nicht immer nur gegen den Verein argumentieren, aber da unsere Finger in die Wunde legen, wo es nötig ist“, so die Stellungnahme weiter.

Angelehnt an die bundesweite Kampagne „Zukunft Profifußball“ will der Förderkreis Nordtribüne e. V. in den nächsten drei Wochen Texte zu den Themen „Nachhaltigen Wirtschaften“, „Einfluss von Investoren“ und „gesellschaftlicher Verantwortung“ veröffentlichen. Anders als in den Papieren von „Zukunft Profifußball“ wird es bei den Texten der Nordtribüne Hamburg jedoch speziell um die Situation beim HSV gehen. (Faszination Fankurve, 18.11.2020)

Fanfotos Hamburger SV




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