22.06.2020 - FC Schalke 04

„Die gesamte Saison ist eine moralische Bankrotterklärung“


Nachdem verantwortliche Personen beim FC Schalke 04 zuletzt wegen der aktuell finanziell angespannten Situation, wegen des Vorgehens bei Rückerstattungen für bereits gezahlte Karten sowie wegen Entlassungen beim Fahrdienst in der Kritik standen, hatten sich die Ultras Gelsenkirchen mit öffentlicher Kritik bisher zurückgehalten.

Doch bevor am kommenden Wochenende die Bundesliga-Saison 2019/2020, in der Schalke sportlich zuletzt abstürzte, zu Ende geht, sieht die führende Schalker Ultragruppe den richtigen Zeitpunkt gekommen, um sich öffentlich zu äußern.

Laut Einschätzung der Ultras Gelsenkirchen habe der FC Schalke 04 nur selten ein katastrophaleres Bild abgegeben als in der aktuellen Spielzeit. Kritik von den Ultras kommt nicht nur am sportlichen Saisonverlauf. Vor allem der Vorstand, der Aufsichts- und der Ehrenrat werden für Fehltritte kritisiert.


Die rassistischen Äußerungen von Clemens Tönnies kommen in der Stellungnahme der Ultras Gelsenkirchen ebenso nochmals vor, wie die daraus resultierende Posse um das Ehrenratsverfahren und der Rücktritt von Kornelia Toporzysek. Wenig Verständnis haben die Ultras dafür, dass der finanzstarke FC Schalke 04 mit 275 Millionen Euro Jahresumsatz nach nur wenigen Tagen Bundesliga-Pause von Existenzängsten sprach und auf Schalke nun von den Problemen mit einer Debatte über eine Ausgliederung der Profis in eine Kapitalgesellschaft abgelenkt würde.

Die bereits in der Öffentlichkeit debattierten Vorfälle um die Rückerstattungen gezahlter Eintrittsgeldern für Dauer- und Tageskarten wird von den Ultras ebenfalls nochmals auf den Tisch gebracht, wie die Kritik an Entlassungen im Fahrdienst für Jugendspieler (Faszination Fankurve berichtete). „Die gesamte Saison ist eine moralische Bankrotterklärung. Ein Ausverkauf der Schalker Werte, die zu Marketingzwecken zwar gern benutzt, ansonsten aber mit Füßen getreten werden. Der Verein verliert zunehmend an Glaubwürdigkeit und Identifikation. Das familiäre Gefühl, was diesen Verein so besonders macht, scheint es nur noch unter den Fans zu geben. Mit Erschrecken stellen wir fest, dass sich die Entscheidungsträger schon längst von unseren Werten und Idealen abgewendet haben. Währenddessen schaut ein Großteil der Mitglieder fassungslos darauf, was aus unserem Verein geworden ist. Eines ist sicher: Wir werden uns den Verein nicht nehmen und schon gar nicht zerstören lassen. Der Verein muss sich wieder auf sein Leitbild zurückbesinnen und seiner darin enthaltenen sozialen Verantwortung gerecht werden. Zur neuen Saison fordern wir daher einen klaren Schlussstrich und damit verbunden einen Neuanfang und die Rückbesinnung auf alte Tugenden und Grundwerte sowie unser Leitbild. Ebenso scheint eine Aufarbeitung unserer finanziellen Situation unerlässlich. Wir haben keinen Bock mehr auf Ausreden oder Entschuldigungen. Wer die Schalker Werte nicht lebt, muss den Verein verlassen“, lautet letztlich das Fazit der Ultras Gelsenkirchen. (Faszination Fankurve, 22.06.2020)

Update 23.06.2020: Auf Schalke tauchten an der Arena, der Glückauf-Kampfbahn und der Geschäftsstelle des FC Schalke 04 passend zu den von den Ultras Gelsenkirchen genannten Themen Spruchbänder auf, auf denen „Leitbild leben - statt Werte schlachten!“, „Die einzigen Härtefälle sitzen in der Führungsetage unseres Vereins!“, „Keine Ausbeutung bei S04 - Tönnies raus!“ und „Kein Kumpel, kein Malocher - Tönies raus!“ geschrieben stand. Die Bilder der Plakate findet ihr oben in der Galerie.

Fanfotos FC Schalke 04




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