18.08.2018 - Hoffenheim/Köln

Dietmar Hopp hat Fans wegen Gesängen angezeigt


Am 31. März 2018 sangen hunderte Fans des 1. FC Köln vor Anpfiff des Auswärtsspiels bei der TSG Hoffenheim in der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim lautstark beleidigende „Dietmar Hopp du Sohn einer Hure“-Fangesänge. TSG-Mäzen Dietmar Hopp hat deswegen offenbar Anzeige gegen Fans erstattet, die dabei identifiziert werden konnten.

Die Staatsanwaltschaft Heidelberg bestätigte dem Deutschlandfunk, dass das Polizeipräsidium Mannheim in 21 Fällen wegen Beleidigung ermitteln soll. Die Ermittlungen der Polizei nach §185 Strafgesetzbuch sollen noch andauern. Laut des Deutschlandfunk-Berichts ist unklar, ob Anklage gegen die identifizierten Kölner Fans erhoben wird. Die Recherchen des Senders ergaben, dass es aus der Saison 2017/2018 insgesamt Ermittlungen zu sechs Bundesliga-Spielen der Hoffenheimer geben soll, bei denen wegen Beleidigungen ermittelt wird.


Dietmar Hopp erstattete bereits Anzeige, als im April 2017 in der Kölner Südkurve eine beleidigende Fahne gezeigt wurde (Faszination Fankurve berichtete). Damals wurde sogar eine Schwenkfahne der Wilden Horde beschlagnahmt, die die Staatsanwaltschaft aber wieder zurück an die Kölner Ultras geben musste. Ein Kölner Fan soll daraufhin zu einer Geldstrafe in Höhe von 800 Euro verurteilt worden sein. Auch im November 2017 waren in der Kölner Südkurve wieder gegen Hopp gerichtete Plakate zu sehen, weshalb sein Anwalt Spielunterbrechungen bei Beleidigungen einforderte (Faszination Fankurve berichtete).

Seit Jahrzehnten ist es in Bundesligastadien üblich, das polarisierende Spieler, Persönlichkeiten, Mäzen, Schiedsrichter, Trainer oder Funktionäre mit Gesängen und Rufen beleidigt werden. Dietmar Hopp, der nicht nur für soziales Engagement im Kraichgau, sondern auch für den Dorfverein bekannt ist, der mit seinem Geld bis in die 1. Bundesliga aufstieg, will dies offenbar nicht weiter hinnehmen und scheint gegen zahlreiche Beleidigungen vorzugehen.

Der Kölner Fananwalt Tobias Westkamp vermutet beim Deutschlandfunk, dass die „äußerst geringe Frustationstoleranz“ von Dietmar Hopp dazu geführt haben könnte, dass die Beleidigungen mit der Zeit möglicherweise zugenommen haben.

Bereits 2008 zeigte Hopp einen BVB-Fan an, der beim Dortmunder Gastspiel in Mannheim, wo die TSG damals ihre Heimspiele austrug, eine Fahne hochhielt, auf der Hopp neben der Aufschrift „Hasta la vista, Hopp“ im Fadenkreuz zu sehen war. Nachdem sich der BVB-Fan in einem Brief entschuldigte, zog Hopp seine Anzeige 2008 zurück (Faszination Fankurve berichtete).

Am 13. August 2011 versuchte man bei der TSG Hoffenheim mit einem Gerät, das Hochfrequenztöne abspielte, Gesänge der BVB-Fans gegen Dietmar Hopp in der Rhein-Neckar-Arena in Sinsheim zu übertönen. Nachdem sich Fans von Borussia Dortmund über ohrenbetäubenden Lärm im Gästeblock beschwerten und elf Anhänger Anzeige wegen Körperverletzung erstatteten, stellte sich heraus, dass ein Mitarbeiter der TSG Hoffenheim ein Gerät installiert hatte, dass Hochfrequenztöne abspielte. Der Monteur wollte damals nach eigenen Angaben Sprechchöre gegen TSG-Mäzen Dietmar Hopp unterbinden bzw. übertönen. In Fankreisen wurde insbesondere kritisiert, dass der Verein vom DFB keine Strafe für den Vorfall erhielt. Die TSG Hoffenheim distanzierte sich von dem Vorfall und mahnte den Angestellten ab. Das Gerät soll zuvor bereits bei weiteren drei Heimspielen zum Einsatz gekommen sein. Die Verfahren, die durch die Anzeigen der BVB-Fans eingeleitet wurden, führten zu keiner Verurteilung, sondern wurden eingestellt, weil die Hochfrequenztöne keine gesundheitlichen Folgen für die Fans gehabt haben sollen (Faszination Fankurve berichtete). Mit den Anzeigen gegen die Fans des 1. FC Köln geht der Konflikt zwischen Fußballfans und TSG-Mäzen Hopp nun offenbar in die nächste Runde. (Faszination Fankurve, 18.08.2018)