23.04.2016 - HSV / Werder Bremen

Ein Nordderby zum Vergessen


Vor dem gestrigen Nordderby zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen kam es zu Polizeieinsätzen gegen Ultras und Fans beider Teams. Gegen den Fanmarsch der Nordtribüne Hamburg wurde der Wasserwerfer eingesetzt und vier Busse der Werder Ultras wurden zurück nach Bremen geschickt.

Am Zollamt in Hamburg Waltershof kontrollierte die Hamburger Polizei vier Busse von verschiedenen Ultràgruppen von Werder Bremen. Wie ein Sprecher des Lagezentrums der Polizei Hamburg gegenüber Faszination Fankurve erklärte, soll bei diesen Kontrolle Pyrotechnik und Passivbewaffnung gefunden worden sein. Die Polizei habe daraufhin Aufenthaltsverbote gegen alle Insassen der Busse ausgesprochen, sodass diese Ultràgruppen das Nordderby verpassten und zurück nach Bremen geschickt wurden. Nach Informationen von Faszination Fankurve waren davon die Gruppen Infamous Youth, L'Intesa Verde und das UltrA-Team Bremen betroffen. Die Polizei Hamburg konnte nicht bestätigten, dass in allen der vier Bussen verbotene Gegenstände gefunden wurden. Von den Aufenthaltsverboten waren nicht nur Personen betroffen, bei denen verbotene Gegenstände gefunden wurden, sondern alle Insassen der vier Busse. Die Kontrollen sollen sich über längere Zeit hingezogen haben, sodass die Ultras den Anpfiff wohl auch verpasst hätten, wenn bei der Polizeikontrolle nichts gefunden worden wäre.

Bei Rosengarten in Niedersachsen wurden laut Polizeiangaben weitere drei Busse von Werder Fans kontrolliert, darunter die Ultràgruppe Caillera, bei denen nichts Verbotenes gefunden wurde, weshalb diese Busse weiter zum Volksparkstadion fahren durften.

Die Nordtribüne Hamburg rund um die Ultràgruppe Poptown rief die Elbgaustraße als Treffpunkt für einen Fanmarsch aus. Doch dieser Marsch, der hinter einer „Nordtribüne“ Zaunfahne loszog, kam nur wenige Meter. Die Polizei Hamburg erklärte gegenüber Faszination Fankurve, dass aus der Menge der 800 HSV Fans Böller und Getränkedosen in Richtung der Polizeibeamten geworfen wurden. Die Polizei habe daraufhin die HSV-Fans aufgefordert, dies zu unterlassen. Nach weiteren Würfen wurde letztlich der Wasserwerfer gegen den Fanmarsch eingesetzt. Es kam ebenfalls zu Pfefferspray- und Schlagstockeinsätzen gegen HSV-Fans. Augenzeugen berichten, dass man sich als an den Würfen unbeteiligter HSV-Fan wegen eines Polizeikessels teilweise nicht rechtzeitig aus der Situation entfernen konnte und auch vom Wasserwerfer getroffen wurde. Die Polizei Hamburg wollte hierzu keine Einschätzung abgeben.


Im Stadion machten sich die Polizeieinsätze bemerkbar. In den Gästeblock schafften es von den Werder Ultras lediglich die Gruppe Caillera und Wanderers, die diesen später aber aus Solidarität mit den anderen Gruppen wieder verlassen haben sollen. Das „Ultras gegen Rassismus“ Banner wurde deshalb auch wieder eingepackt. Bei den Werder Fans gab es somit keine Zaunfahnen der Ultras, keinen organisierten Support und somit auch keine Derby-Atmosphäre.


Poptown Hamburg bzw. der Nordtribünen e.V. zeigte im Unterrang der Nordtribüne zu Beginn des Spiels eine Choreografie, die unter dem Motto des bekannten Fansongs „6 mal Deutscher Meister,3 mal Pokalsieger, immer erste Liga HSV“ stand. Dazu wurden große „HSV“ Buchstaben aus Folien hochgezogen und Folienschals hochgehalten. Der Buchstabe „H“ verfing sich jedoch, weshalb die Kurvenshow nicht einwandfrei über die Bühne ging. In den sozialen Netzwerken wurde sich daraufhin über die Hamburger Choreografie lustig gemacht und Geschichten über frühere misslungene Kurvenshows hervorgeholt, bei denen zum Beispiel ein „N“ falsch hochgezogen wurde und deshalb statt „Danke“ „DaZke“ zu lesen war. Anzumerken sei hier, dass die gestrige Choreografie von der Gruppe Poptown bzw. dem neugegründeten Nordtribünenverband durchgeführt wurde, die mit den anderen angesprochenen Kurvenshows eher nichts zu tun hatten. Solche Fehler in Choreografien kommen immer wieder vor. Für die Organisatoren sicherlich ärgerlich.

Das sportliche ist schnell erzählt. Der HSV ging 2:0 in Führung, Werder verschoss einen Elfmeter und verkürzte noch auf 2:1. Dabei blieb es jedoch. Geleitet wurde die Partie von Schiedsrichter Manuel Gräfe, der durch seine Leistung in der Relegation dazu beitrug, dass der HSV noch in der 1. Bundesliga ist, was von Werder Fans mit „Ohne Gräfe wärt ihr gar nicht hier“ Gesängen kommentiert wurde. Zum Thema Relegation war auf der Nordtribüne das Spruchband „Relegation abschaffen“ zu lesen.

Das Nordderby war bisher eines der wenigen großen Derbys in Deutschland, das noch nicht von reduzierten Gästekontingenten betroffen war. Durch Polizeieinsätze wurde dies gestern jedoch indirekt umgesetzt, indem Werder Ultras vom Derbybesuch im Abstiegskampf abgehalten wurden. Die Menge an eingesetzten Beamten am Zollamt in Hamburg Waltershof spricht für ein geplantes Vorgehen der Polizei, was der Sprecher der Polizei Hamburg jedoch nicht bestätigen wollte. (Faszination Fankurve, 23.04.2016)

Die Einschätzung eines Augenzeugen: