02.09.2019 - Dynamo/St. Pauli

Eklat mit Ordnern & neue Episode mit sexistischen Plakaten


Dynamo Dresden holte am Samstag gegen den FC St. Pauli nach 0:3 Rückstand noch einen Punkt. Am gestrigen Abend hat sich Dynamo Dresden dann wegen „nicht zu akzeptierender Dinge im Zuschauerbereich des Rudolf-Harbig-Stadions“ entschuldigt. Gemeint waren rechte Botschaften von Ordnern und sexistische Plakate.

„Im Zentrum dieser ersten Analyse stehen zwei Ordnungskräfte, die vom Leiter des Sicherheitsdienstes zu Beginn des Spiels nach einer nicht umgesetzten Anweisung konsequent vom Dienst freigestellt worden sind. Daraufhin stellten diese beiden Personen unter ihrer Dienstkleidung T-Shirts mit einer eindeutig nationalsozialistischen Botschaft zur Schau“, teilte Dynamo Dresden zu den Bildern mit, die Ordner T-Shirts mit dem Totenkopf-Logo der dritten SS-Panzer-Division zeigen. Dieses Logo, das die Ordner mit einem „3. Division für Sicherheit des deutschen Volkes“,-Schriftzug trugen, ist in Deutschland verboten.

„Wir haben uns nach dem Spiel mit den Verantwortlichen unseres Ordnungsdienstes in Verbindung gesetzt und um eine Stellungnahme zu den getragenen T-Shirts jener Ordnungskräfte gebeten. In dieser ersten Erklärung hat uns unser Dienstleister garantiert, dass der Vorfall vorbehaltlos und mit aller Konsequenz aufgeklärt werden wird. Wir sind fassungslos darüber, weil diese beiden Personen unseren Verein schwer beschädigt haben. Diese beiden Ordner werden nie mehr direkt oder indirekt bei Veranstaltungen der SG Dynamo Dresden eingesetzt werden. Wir prüfen zudem weitere juristische Schritte“, erklärte Dynamos kaufmännischer Geschäftsführer Michael Born dazu.

Beim Heimspiel von Dynamo Dresden gegen den FC St. Pauli ging auch die Provokation mit sexistischen Spruchbändern der Dynamo-Fans gegen St. Pauli-Anhänger weiter. „Freitags beim Hamburger Frauenarzt: Sterilization for Future!“, „Statt Nachtschicht auf der Reeperbahn mit St. Pauli auswärts fahren? USP-Fotzen an die Stange!“, „Bahnhofspunks mischen sich mit Femennutten - Willkommen am Millerntor - Hamburgs reudigster Schuppen...“, „Papa, wo ist das Teil zum Kartoffeln schälen?! Die steht heute im Gästeblock...“ und „Schluss mit den Küchen-Witzen gegen USP-Frauen - Stoppt Sexismus am Arbeitsplatz!“, lauteten die teils sexistischen Spruchbänder, die sich im K-Block gegen den FC St. Pauli und seine Fans richteten. Mit einem „Ganz Hamburg hasst die Polizei? Bei Pauli für lau im VIP dabei: Andy Grote bleibt einer von euch!“-Plakat wurde zudem noch die Verteilung von Freikarten des FC St. Pauli u.a. an den Hamburger Innensenator und den Chef der Polizei thematisiert, was zuletzt öffentlich bekannt wurde.

„Kunst- und Meinungsfreiheit gelten grundsätzlich für alle Menschen, auch in einem Fußballstadion. Aber wir sprechen auch hier unmissverständlich aus, dass einmal mehr im Zusammenhang mit einer Begegnung mit dem FC St. Pauli verschiedene Dinge im Zuschauerbereich unserer Anhänger im Stadion vorgefallen sind, die wir zutiefst verurteilen und so nicht akzeptieren werden, weil sie menschenverachtend sind, gegen unser Leitbild und die Fancharta verstoßen sowie die Werte unserer Sportgemeinschaft mit Füßen treten. Wir haben rund um das Spiel gegen den FC St. Pauli mehrere verabscheuungswürdige Vorkommnisse zur Kenntnis genommen, wofür ich persönlich direkt nach dem Spiel beim Präsidenten Oke Göttlich um Entschuldigung gebeten habe“, sagte Dynamos kaufmännischer Geschäftsführer Michael Born zu den gezeigten Spruchbändern. Dynamo-Präsident Holger Scholze ergänzte: „Als Präsident der SG Dynamo Dresden stehe ich für unser Leitbild und unsere Werte ein. Diese Haltung habe ich auch durch die Übernahme der Schirmherrschaft des diesjährigen Dresdner CSD unterstrichen. Menschenverachtende Inhalte jeglicher Art haben in unserem Stadion nichts verloren und dürfen auch nicht als Satire verharmlost werden. Dazu gibt es in unserem Verein einen Konsens, welcher von Gremienvertretern, Führungskräften, Mitarbeitern, Mitgliedern und breiten Teile der Fanszene getragen wird. Dies kommt nicht zuletzt auch in der gemeinsam erarbeiteten Fancharta klar und unmissverständlich zum Ausdruck.“

Bei den nächsten Treffen zwischen Fan- und Vereinsvertretern von Dynamo Dresden soll über die Spruchbänder gesprochen werden. Ziel des Vereins ist es, dass keine „menschenverachtenden Spruchbänder“ mehr gezeigt werden.

Von Dynamo-Fans kam es bei Begegnungen beider Vereine gegeneinander schon öfters zu äußerst provokanten Spruchbändern in Richtung weiblicher FC St. Pauli-Fans. Beim vorletzten Gastspiel von Dynamo sorgte aber auch das „Schon eure Großeltern haben für Dresden gebrannt – Gegen den doitschen Opfermythos!“-Spruchband von Ultrà Sankt Pauli in Richtung der Dynamo-Fans für Aufregung, für das sich der FC St. Pauli im Nachgang entschuldigte (Faszination Fankurve berichtete). Sexistische Plakate von Dynamo-Ultras in Richtung Ultrà Sankt Pauli sind bei Spielen von Dresden gegen St. Pauli fast schon zu einer Tradition geworden. „Burka Pflicht für USP Frauen → Euch will keiner sehen!!!“ „USP Frauen aus dem Gästeblock, damit die Küche lebt.“, „USP Frauen: Der K-Block steht hinter euch“ oder ein Adventskalender in Form einer Küchenherdes waren beispielsweise vorherige Episoden dieser Historie an Provokationen (Faszination Fankurve berichtete). Die Frauen von Ultrà Sankt Pauli reagierten darauf auch schon mit einem nicht ganz ernst gemeinten Mobfoto, bei dem die USP-Frauen Küchenutensilien in der Hand hielten. „Und ihr habt ja recht, wir sind auch alle wirklich gute Köchinnen und können äußerst geschickt mit unserem Werkzeug umgehen. So ein Dresdner Sauerbraten aus dem fetten Keulenstück eines ostdeutschen Ochsen ist schon was Feines. Braucht man allerdings scharfe Messer für. Kommt doch mal zum Essen vorbei; zum Nachtisch gibt’s dann Dresdner Stollen. Da ihr eh viel Alkohol trinkt, müssen die Rosinen auch nicht mehr extra in Rum eingelegt werden“, erklärten die „Küchenfeen von Ultrà Sankt Pauli“ damals.

Die mitgereisten FC St. Pauli-Fans zeigten am Samstag in Dresden eine Choreografie mit schwarzen Zetteln und einer Blockfahne mit FC St. Pauli-Wappen in einer Banderole. Angereist waren viele der Gästefans in einem von Ultrà Sankt Pauli selbstverwalteten Sonderzugs, der zum Dresdner Hauptbahnhof fuhr. Von dort wurden die Gästefans mit Shuttlebussen zum Gästeblock gebracht. Vor 29.953 Zuschauern im Rudolf-Harbig-Stadion führte der FC St. Pauli bereits nach einer halben Stunde durch zwei Tore von Diamantakos und einen Treffer von Sobota mit 3:0. Doch Dynamo kämpfte sich durch zwei Tore von Nikolaou und einen Treffer von Koné zurück, womit die Partie 3:3 endete. (Faszination Fankurve, 02.09.2019)