01.09.2004 - Göttingen 05

Endlich wieder Fußball


„Schreibt bitte nicht ‚Rent-a-Fan’“, sagt der Göttinger Chrissi Pauer, „das kam aus ‚7 Tage, 7 Köpfe’ und wurde dann von vielen Medien so fortgeführt. Unsere Bezeichnung war aber ‚FoV – Fans ohne Verein.’“ Er und etwa 40 andere Fans rund um die Leinetalrebellen von Göttingen 05 haben ein bewegtes Jahr hinter sich, ein Jahr mit mehr überregionalem Medieninteresse, als ihr nicht mehr existierenden Verein auf sich gezogen hätte. Selbst im pakistanischen Fernsehen wurden die Göttinger Fans ein Thema. „Dabei stand am Anfang nur eine Schnapsidee – im wahrsten Sinne des Wortes.“ Der Grundinhalt der Idee wurde in einer Werbebotschaft zusammengefasst: „Intakte Fanszene, zur Zeit ohne Verein, bietet ihre Dienste an. Mieten sie uns.“

Vorausgegangen war die Insolvenz ihres Clubs SC Göttingen 05 und der Rückzug aus dem Spielbetrieb. Zurück blieben die Fans mit ausreichend frei gewordenen Freizeit-Kapazität an Wochenenden. Da nur die Erstattung von Bier- und Anreisekosten eingefordert wurden, gab es einige Interessenten, angefangen bei der F-Jugend des SV Fümmelse bis hin zum Volleyball-Zweitligisten MTV Hildesheim, bei dem die Mitfahrt im Mannschaftsbus anstand. Fans von Fortuna Düsseldorf fragten sogar an, um die nicht vorhandenen Gästefans der SSG Bergisch Gladbach zu ersetzen.

Nun gilt: „Endlich wieder Fußball!“ Auch, wenn es keinen SC Göttingen 05 mehr gibt. Der 1.FC Göttingen hatte nach der Insolvenz die komplette Jugendabteilung übernommen und wird bald mit dem RSV Geismar fusionieren, mit dem der SC Göttingen zuvor schon seit 54 Jahren eine Kooperation betrieben hatte. Der Verein wird dann den Namen RSC Göttingen tragen, die schwarz-gelben Vereinsfarben um die Farbe grün ergänzt werden – eine neue fußballerische Heimat ist gefunden.

Und die befindet sich zunächst einmal in der 8. Liga, der Bezirklasse, in der jetzt nicht nur die 30 bis 40 Zuschauer des RSV Geismar zu den Spielen kommen, sondern zudem noch rund 400 aus der SC-Insolvenzmasse. „Es ist nicht so wie bei Lok Leipzig. Der Verein heißt RSV Geismar und deshalb tun sich einige Leute noch schwer, sich damit zu identifizieren“, sagt Chrissi Pauer. Ob der neue Verein deshalb nach der Fusion wieder im 18.000 Zuschauer fassenden Jahnstadion spielen wird, ist offen. „Das ist vielleicht eine Nummer zu groß, und Fußball auf Sportplätzen hat auch seinen Reiz.“ Und der neueste Hit der Göttinger Fans, die umgedichtete Version der DDR-Hymne „Auferstanden aus Ruinen“ lässt sich auch da singen. (Faszination Fankurve, 01.09.2004)

Fanfotos Göttingen 05




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