01.09.2004 - FC Energie Cottbus

Energie-Fans verärgert über „Choreo-Verbot“


Ausgerechnet zum Spiel gegen den Rivalen aus Dresden wurde den Fans von Energie Cottbus die geplante Choreo untersagt. Begründet wurde das Verbot mit Sicherheitsbedenken.

Es war eines der ersten großen Schlagerspiele der neuen Zweitliga-Saison, das Ost-Duell zwischen Energie Cottbus und Dynamo Dresden. „Schon vorher konnte ich nicht gut schlafen“, erinnert sich Christian „Gonzo“ Kontzog (22) von der Cottbuser Ultra-Gruppierung „Ultima Raka“, „da sind jede Menge Erinnerungen und vor allem Rivalität drin.“ Und viele in Cottbus dachten vor dem Spiel ungern an die letzte Begegnung mit den Dresdnern im Stadion der Freundschaft zurück. 1997 gewann Dynamo hier mit 2:0, beendete so eine Serie von 57 ungeschlagenen Energie-Heimspielen.

Es mag an den Begleitumständen der damaligen Begegnung gelegen haben, dass bereits am Dienstag vor dem Spiel die Sicherheitskonferenz mit Vertretern von Polizei, Ordnungsamt und Verein die Choreografie untersagte. „Als wir unsere Idee vorstellen wollten, gab es sofort eine Absage“, so Kontzog. Man sei nach einigen Aktionen in den letzten Monaten in dieser Hinsicht sensibilisiert. „So wurde z. B. angeführt, dass von dem Papier eine Brandgefahr ausgehen könnte. Auch sind in der letzten Saison mal einige Zettel auf den Platz geflossen. Ein Schiri hatte das im Spielbericht eingetragen.“

Die Fans beugten sich der Anordnung und sagten die geplante Choreografie ab. Das jedoch nicht, ohne auf das „Choreoverbot“ entsprechend zu reagieren. Am Vortag entschied man sich für den, dieses Mal bei der Sicherheitskonferenz nicht angemeldeten Spruch: „Unter diesen Umständen, wir nicht bereit vollständig Spruchband!“ – ein unvollständiger Satzbau als Antwort auf die nicht genehmigten Bemühungen um einen optischen Support.

„Das Spiel ist vom Sicherheitsausschuss des DFB als „Spiel mit erhöhtem Risiko“ eingestuft worden“, erklärt Michael Schirmer, Sicherheitsbeauftragter des FC Energie, „im Zuge der notwendigen Sicherheitsvorkehrungen hat die Polizei die Auflage erteilt, dass eine freie Sicht in die Zuschauerbereiche zu jeder Zeit möglich sein muss, da von einer Vermischung beider Fanlager im Stadion ausgegangen wurde. Es sollte möglich sein, im Falle einer solchen Situation schnellstmöglich deeskalierend einzugreifen.“ Für das Spruchband der Fans hat er wenig Verständnis: „Wir haben unsere Fans frühzeitig darüber informiert, dass eine Choreografie für dieses Spiel nicht möglich sein wird. Warum einige Fans dennoch mit einem Spruchband gegen die abgesprochene Maßnahme protestiert haben, können wir nicht nachvollziehen.“

Nun ist zu befürchten, dass für die nächsten Highlight-Spiele, beispielsweise gegen Erfurt oder Aue, ähnliche Maßnahmen veranlasst werden.

Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen bekamen am Spieltag aber vor allem die Fans des Gastes zu spüren. Dresden-Fans berichten, dass sie gleich vier Mal kontrolliert wurden: beim Aussteigen aus dem Zug, auf der Brücke kurz vor dem Stadion, bei der Treppe hinab zum Eingang und dann noch mal am Block selber.

Doch wer das über sich ergehen lassen durfte, gehörte schon zu den wenigen Glücklichen, die überhaupt in den Besitz einer Karte gekommen waren. Zwar hatte Cottbus das Kontingent für die Gäste kurzfristig von 2.200 auf 2.700 Karten aufgestockt, doch Dynamo gab diese nur an Mitglieder weiter. Diese erhielten jedoch bis zu vier Karten, so dass auch einige wenige andere die Chance erhielten, dabei zu sein. (Faszination Fankurve, 01.09.2004)

Fanfotos FC Energie Cottbus




Weitere News:
18.11.2021: Fanszene Energie Cottbus stellt aktiven Support ein
09.09.2021: Cottbuser Fanszene sorgt wieder für organisierte Stimmung
04.04.2021: Video zu 15 Jahren Frontside Cottbus
31.01.2021: Pyroaktion zu 55 Jahren Energie Cottbus & Polizeieinsatz
29.09.2020: „Das alte Gefühl vom Stadionbesuch zurückbringen“

Alle 119 News anzeigen