09.04.2019 - Kiel/St. Pauli

Erfolgreicher Protest, Marsch, Plakat gegen Spieler & Fahne


Im Holstein-Stadion kam es am Samstag zum Nordduell zwischen Holstein Kiel und dem FC St. Pauli. Im Vorfeld des Spiels ist die die kürzlich in der Mitte der Westtribüne angebrachte Anzeigetafel nach Fanprotesten an einen neuen Standort am Rand von Block I gewandert.

In diesem Punkt waren die Proteste der Kieler Fanszene also erfolgreich. Vor einem Monat wandte sich die aktive Kieler Fanszene an den eigenen Verein und forderte diesen auf, die Anzeigetafel an einen anderen Platz zu verbannen, andernfalls drohte man mit einem optischen Boykott oder sogar damit, die Fankurve in Richtung Westtribüne zu verlassen (Faszination Fankurve berichtete).


In der Woche, in der der offene Brief der Fanszene veröffentlicht wurde, kam es zum Treffen zwischen Fan- und Vereinsvertretern. Bei diesem Treffen wurde auch über die Positionierung der Anzeigetafel gesprochen, die für die Fanszene das Fass im Konflikt mit dem eigenen Verein erst zum Überlaufen brachte. Nun wurde ein Kompromiss gefunden. Der Block 501 teilte dazu mit: „Die alternative Lösung ist für uns mit Sicherheit nicht optimal, aber ein Entgegenkommen seitens des Vereins und ein Kompromiss, auf den wir uns mit den Vereinsoffiziellen einigen konnten. In dem Gespräch wurde uns das Stadionkonzept vorgestellt, das in Zukunft zwei Anzeigetafeln für die beiden Hintertor-Tribünen vorsieht. Sollte die Westtribüne in Zukunft einen zweiten Rang, ähnlich wie die Osttribüne, bekommen, so wird auch die Anzeigetafel wieder in den Mittelbereich verschoben.“

Keinen Kompromiss gab es hingegen beim fehlenden Platz für Zaunfahnen auf der Westtribüne. „Die aktuelle Konstruktion wurde laut Geschäftsführung auf damaligen Wunsch der aktiven Fanszene vom Verein gebaut. Was hierbei leider völlig außer Acht gelassen wird, ist, dass es dank der hohen Werbebanden nie eine Alternative gab. Wunsch damals war sicherlich, dass die Zaunfahnen die Werbebanden überhängen dürfen, und nicht eine 80cm hohe Konstruktion, die das Sichtfeld weiter einschränkt. Die Diskussionen über die Zaunfahnenkonstruktion ist der Verein mittlerweile leid, weil man nicht alle paar Jahre, wenn es eine neue Gruppe gäbe, über Dinge verhandle, die bereits mit anderen ausgehandelt wurden. Eine ziemlich freche und überhebliche Aussage“, fasst der Block 501 den aktuellen Stand bei diesem Konfliktthema zusammen. Die aktive Holstein-Fanszene hat angekündigt, weiter für einen „komplett fanszenenfreundlichen Block“ zu kämpfen, auch wenn nun erst Kompromisse mit dem eigenen Verein getroffen wurden, man sich in anderen Punkten aber nicht einig wurde.


13.274 Zuschauer kamen am Samstag zum Heimspiel gegen den FC St. Pauli. Dabei war auch erstmals die provisorische Osttribüne geöffnet, so dass das Holstein-Stadion nun wieder von allen Seiten geschlossen ist. Der Gästeblock war am Samstag in Kiel bis auf den letzten Platz gefüllt. Ultrà Sankt Pauli hatte im Vorfeld den Hamburger Hauptbahnhof ab 08:00 Uhr als Treffpunkt ausgerufen und das Motto „Ob Störche, ob Sprotten – Kiel verspotten!“ ausgegeben. Mit dem Regionalzug ging es für die Gästefans zum Kieler Hauptbahnhof, von wo aus sich um 10:00 Uhr ein Marsch der FC St. Pauli-Fans auf in Richtung Holstein-Stadion machte. Auf dem Weg dorthin wurde laut Polizeiangaben ein parkendes Auto durch Pyrotechnik beschädigt.

Angekommen im Gästeblock zeigten FC St. Pauli-Fans beim Warmmachen der eigenen Spieler ein Spruchband, auf dem „JD8: Traurig sieht die Mutti ein - Ihr Sohn ist jetzt ein Rauten$chwein!“ geschrieben stand. Das Plakat richtete sich gegen FC St. Pauli-Kicker Jeremy Dudziak. Am Vortag des Spiels in Kiel wurde bestätigt, dass der 23 Jahre alte Mittelfeldspieler zur kommenden Saison zum Stadtrivalen Hamburger SV wechselt. Dudziak konnte das Spruchband schon beim Warmlaufen lesen und machte anschließend kein gutes Spiel, weshalb er Mitte der zweiten Halbzeit ausgewechselt wurde.


Vor Anpfiff zeigten die mitgereisten St. Pauli-Fans noch ein Meer aus braun-weißen Fahnen hinter einem „Sankt Pauli“-Banner mit Zwillenlogo. Auf dem Rasen brachte Alexander Meier die Gäste aus Hamburg kurz vorm Halbzeitpfiff durch einen verwandelten Foulelfmeter in Führung. Obwohl der Kieler Thesker vorm Elfmeter mit Rot vom Platz flog, drehten die Störche das Spiel in der zweiten Halbzeit durch einen Doppelschlag von Mühling (Foulelfmeter in der 50. Minute) und ein Tor von Lee nur drei Minuten später noch. Im Kampf um den Relegationsplatz des 2. Bundesliga, auf dem aktuell Union Berlin steht, zog Kiel somit an St. Pauli vorbei. Für Ärger unter den Gästefans sorgte noch das neue Fangnetz vorm Gästeblock des Holstein-Stadions, das sehr engmaschig war und deshalb die Sicht auf das Spielfeld erheblich behinderte. Aus Polizeisicht blieb das Zweitligaspiel am Samstag ruhig. Spätestens seitdem FC St. Pauli-Fans die Fahnen der Kieler Ultràgruppe Supside klauen konnten und diese sich daraufhin auflösten, bringen Aufeinandertreffen dieser beiden Clubs eine gewisse Brisanz mit sich. (Faszination Fankurve, 09.04.2019)






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