28.01.2019 - FC Bayern/Stuttgart

Erinnerungschoreografie & Katar-Kritik


Auch in diesem Winter hat der FC Bayern München sich wieder im Trainingslager in Katar auf die Bundesliga-Rückrunde vorbereitet. Gestern stand dann das erste Heimspiel seit der Rückkehr aus Katar an und in der Südkurve wurden Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß für die Wahl des Trainingslagers kritisiert.


So hielten FC Bayern-Fans in der Südkurve eine große Fahne hoch, auf der Rummenigge und Hoeneß mit Scheuklappen zu sehen waren, auf denen Euro-Zeichen abgebildet waren. Im Hintergrund waren dabei Arbeiter zu sehen, die an einem Fußballfeld werkeln und dabei ausgepeitscht werden. In der Vergangenheit wurden im Zusammenhang mit der Weltmeisterschaft 2022 vor allem die Arbeitsbedingungen auf den Baustellen der WM-Stadien kritisiert. Auf der Fahne der FC Bayern-Fans, die den eigenen Verein für die erneute Austragung des eigenen Wintertrainingslagers in Katar kritisierten, war zudem eine Sprechblase, die in Richtung Rummenigge und Hoeneß zeigte zu sehen, auf der „Hervorragende Trainingsbedingungen“ geschrieben stand. Mit der Fahne wurde Kritik daran geäußert, dass der FC Bayern den Staat Katar hofiere, ob als Sponsor auf dem Trikotärmel oder bei der Auswahl des Trainingslagers.


Neben der Katar-Kritik gab es in der Südkurve München gestern eine große Erinnerungschoreografie zu sehen, die Dr. Hermann Schülein gewidmet war. „Wenn ich die Türme seh, dann tut das Herz mir weh. Wahrzeichen einer Stadt, die mich im Banne hat!“, stand dabei vor der Südkurve geschrieben. Diese Worte sind ein Auszug aus einem Gedicht von Dr. Hermann Schülein, der vor den Nazis nach New York floh. Die Choreografie, die am gestrigen Jahrestags der Befreiung von Auschwitz die eigene Reihe der Erinnerungschoreografien fortsetzte, wurde von der Schickeria München organisiert. „Schon um die Jahrhundertwende hatten die Schüleins mit Anfeindungen und Verleumdungen von Nationalisten und Antisemiten zu kämpfen. Löwenbräu als größte Brauerei Bayerns wurde von den Nazis als 'minderwertiges Judenbier' bezeichnet. Hermann Schülein musste schnell seine Münchner Heimat verlassen, schaffte 1936 die Flucht vor den Nazis und emigrierte nach Amerika nach der gigantischen Zahlung der sogenannten „Reichsfluchtsteuer“ in Höhe von 250.000 Reichsmark. Die damalige Zahlung auf heutige Zeiten umgerechnet würde bei rund 2 Millionen Euro liegen. Doch das soll es noch lange nicht gewesen sein. Im Mai 1942 wird das gesamte Vermögen der Schüleins nach der 'Verordnung zum Reichsbürgergesetz' durch die Nazis enteignet. Nach Ankunft in New York macht sich der Brauer Hermann Schülein direkt wieder ans Werk. Er sprach kein Wort Englisch, lernte verbissen monatelang Tag und Nacht bis er sich im amerikanischen Geschäftsleben in der ihm fremden Sprache ausdrücken konnte. Aufgrund seiner Erfahrungen wurde er als Direktor der Liebmann Brauerei aufgenommen, wo er allen voran der Marke 'Rheingold Beer' zu großem Erfolg verhalf. Rund 30 Jahre lang war Rheingold das meist gefragte Bier im Großraum New York. Doch auch im fernen Amerika schlug sein Herz immer noch für seine Heimatstadt München sowie für seinen Verein FC Bayern. Bereits seit 1927 war Hermann Schülein Mitglied und Förderer des FC Bayern. Als seine Bayern 1954 die Sportanlage an der Säbener Straße ausbauen wollte, wurden die FCB-Mitglieder über die Clubzeitung zu Spenden aufgerufen. Einer der Ersten war Hermann Schülein, der seinen Herzensclub aus dem entfernten Amerika finanziell unterstützte“, heißt es von der Kurt-Landauer-Stiftung im Rückblick auf das Leben von Schülein. Auf der Blockfahne der Choreografie war ein Bild von Schülein ebenso zu sehen, wie die Türme der Frauenkirche und das Logo des FC Bayern München. Im Hintergrund wurden dazu rote und weiße Fahnen geschwenkt.


Mit den Spruchbändern „Gegen Topspielzugschläge - Scheiß Hoffenheim“ und „35 € Kurve, 130 € Gegengerade - Europacup-Heimspiele kann sich bald kein Fan mehr leisten“ kritisierten die FC Bayern-Ultras zudem noch die Eintrittspreise beim vergangenen Auswärtsspiel in Sinsheim, als auch bei Champions League-Heimspielen in München. Die Gruppe Colegio führte in der Südkurve zudem noch eine kleine Aktion gegen Homophobie durch. „Jeder liebt wen er will und der Rest bleibt still - Fight Homophobia“, war dabei zu lesen.


Auf dem Rasen brachte Thiago den amtierenden Deutschen Meister schon nach fünf Minuten in Führung. Donis glich in der 26. Minute aus. Doch in der 2. Halbzeit drehte der Rekordmeister auf und gewann am Ende vor 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena noch deutlich mit 4:1. Im Gästeblock setzten die Ultras vom VfB Stuttgart ihre Proteste gegen VfB-Präsident Wolfgang Dietrich fort (Faszination Fankurve berichtete). (Faszination Fankurve, 28.01.2019)