01.06.2004 - FC Schalke 04

Erlaubt, verboten, erlaubt Die 100-Jahre-Schalke-Choreografie


Für jeden, der sich mit viel Zeit an der Planung, Gestaltung und Umsetzung einer Choreografie beteiligt, ist es der Super-Gau: Ein Verbot aus Sicherheitsgründen! Solch eine Nachricht ereilte die Schalker Fans nur drei Tage vor dem Spiel gegen Kaiserslautern. Dass es überhaupt so weit kam, lag am Pflichtbewusstsein der Technischen Leitung der Arena AufSchalke. Man hatte, dank guter Kontakte zum Verein, eine Vereinbarung getroffen, dass die Blockfahne über Nacht im Stadion liegen bleiben durfte. Für die Sicherheitsleute ergab sich so die Möglichkeit, den Stoff genauer zu untersuchen. Ergebnis: Die Feuerwehr wurde kontaktiert und das Material der Folie als gefährlich, da extrem brennbar, eingestuft.

Ein Blick zurück: Die „Ultras Gelsenkirchen“ hatten bereits im März mit der praktischen Arbeit an der Choreo begonnen. Erst kurz vor dem Spiel sollte es zur Fertigstellung kommen, und das obwohl zunächst in Spitzenzeiten bis zu 80 Leute daran beteiligt waren. Aufwand und Größe (die Materialkosten beliefen sich auf rund 12.000 Euro) waren enorm: Allein die Blockfahne hatte eine Dimension von 1632 Quadratmetern, während der Wimpel in einem Ausmaß vom 35 mal 55 m hergestellt wurde. Die Blockfahne wurde aus optischen Gründen mit einer Silber-Metallic-Folie beklebt, was die meiste Arbeit bedeutete. Schon das Auslegen gestaltete sich als Problem, da sich nur schwer ein entsprechender Platz finden ließ. Für die Feinarbeiten hatte man noch in einer kleineren Halle mit Diaprojektoren die Vorlagen vergrößert auf Stoff gebracht, die Hauptaufgaben wurden allerdings im Innenraum des Stadions erledigt. Dass das Material im Stadion liegen bleiben konnte, war organisatorisch eine große Hilfe, führte aber zur Hektik der letzten Tage. Nach dem Verbot gingen die „Ultras Gelsenkirchen“ den Weg in die Öffentlichkeit und legten in einer Erklärung ihrer Situation dar. In der Reaktion hierauf haben sich etliche Fans beim Verein beschwert. Thomas „Kirsche“ Kirschner (24) von den Ultras: „Schließlich wurde der Druck der Fans zu groß, um das Verbot aufrecht zu erhalten.“ Die Rücknahme, dank des Einsatzes durch den Verein, erfolgte somit 45 Stunden vor dem Anpfiff.

Am Donnerstagabend wurden alle Materialien erneut in die Arena gebracht, auf die Schnelle 80 Leute mobilisiert, die zum Teil die Nacht in der Arena verbrachten und die Blockfahnen fertig stellten. Freitags begann der Feinschliff, die Blockfahnen wurden festgemacht, die Tafeln verklebt, die Positionen für die Fahnen bestimmt und schwierige Elemente geprobt. In die unmittelbare Umsetzung am Spieltag waren schließlich 150 Schalker einbezogen.

Die Stunde Null: Die Choreografie lief perfekt ab! Kirsche: „Es wurde versucht, eine Mischung zwischen aufwendigen Effekten und traditionellen Aspekten zu finden. Die 500 selbst genähten Fähnchen im Unterrang – immerhin 1,40 mal 1,60 Meter groß - sollten beispielsweise an die Zeit in der Glückauf-Kampfbahn erinnern, als diese Fahnen einfach zum Stadionbild gehörten.“ Nicht ohne Stolz erklärt er: „Der Verein hat sich nach dem Spiel persönlich bedankt, die Spieler haben sich positiv in der Presse geäußert und die gesamte Fanszene war begeistert!“

Es wäre jedoch falsch zu behaupten, die Festlichkeiten hätten nur aus der Choreo bestanden. Neben der Party auf dem Vereinsgelände am eigentlichen Geburtstag und dem halbstündigen Kirchenglocken-Läuten in der Stadt, neben der TV-Gala inklusive Europacuphelden, Pur und Feuerwerk, und neben den extra für den Verein geschriebenen Musical „Nullvier – An Gott kommt keiner vorbei“, organisierte der engere Kreis der Schalker Fans noch seine eigene Feier in der Gelsenkirchener Diskothek „Fledermaus“.Rund 400 Gäste aus dem Umfeld des Supporters Clubs, der Fan-Initiative und der Ultras Gelsenkirchen waren geladen, um unter anderem Ruhrpott Kult-Sänger Ärwin Weiß zu bewundern.

Über allem aber stand die gigantische Stadionchoreo, deren Wiederholung sich jeder Schalker wünscht, auf deren Begleitumstände aber jeder verzichten möchte.

Es ist deshalb geplant, dass sich in der Sommerpause Vertreter von Sicherheitsdienst, Feuerwehr, Verein und Fans an einen Tisch setzen, um über die Problematik zu diskutieren. Es soll eine Lösung gefunden werden, mit der sich mindestens bis zum nächsten Jubiläum die Nordkurve problemlos in königsblau-weiß präsentieren kann. (Faszination Fankurve, 01.06.2004)

Fanfotos FC Schalke 04




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