21.12.2019 - SC Freiburg

Erneuter Polizeieinsatz wegen Spruchband gegen AfD-Politiker


Am Mittwochabend kam es im Nachgang des Bundesliga-Heimspiels des SC Freiburg gegen den FC Bayern München erneut zu einem Polizeieinsatz wegen eines Plakates, das am 17. August 2019 auf der Nordtribüne Freiburg gezeigt wurde und sich gegen einen Lokalpolitiker der AfD richtete.

„Mandic du Nazi verpiss dich!“, stand damals beim Heimspiel gegen Mainz auf einem der Spruchbänder in Richtung des Lokalpolitikers und Rechtsanwalts Dubravko Mandic geschrieben, der für die AfD im Freiburger Stadtrat sitzt. Mandic soll innerhalb der AfD der Sammlungsbewegung „Der Flügel“ angehören, in der Björn Höcke eine wichtige Rolle spielt. Das Bundesamt für Verfassungsschutz hat „Der Flügel“ Anfang 2019 zu einem Verdachtsfall erklärt, wonach es gewichtige Anhaltspunkte für eine extremistische Bestrebung geben soll. Wegen dieses Plakats wird in Freiburg wegen Beleidigung ermittelt. Im Vorfeld dieses Spiels hatte Mandic via sozialer Netzwerke seinen Besuch im Dreisamstadion angekündigt, woraufhin auf der Nordtribüne mehrere gegen ihn gerichtete Plakate zu sehen waren (Faszination Fankurve berichtete).

Bereits beim SC Freiburg-Heimspiel gegen den FC Augsburg kam es am 21. September 2019 zu einem umstrittenen Polizeieinsatz gegen einen minderjährigen SC Freiburg-Fan wegen des „Mandic du Nazi verpiss dich!“-Plakats. Die Corrillo Ultras kritisierten damals auch diesen Einsatz (Faszination Fankurve berichtete). Nach Abpfiff am Mittwochabend und der knappen Niederlage gegen die Bayern ging die Freiburger Polizei wegen des gleichen Plakats erneut gegen Sportclub-Fans vor.

„Nach Ende der Partie SC Freiburg gegen Bayern München verließ unsere Gruppe gemeinsam das Dreisamstadion in Richtung Dreisamuferweg. Ohne Vorwarnung und aus der Dunkelheit kommend stürmte eine Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (kurz BFE) aggressiv in die wartenden Fans hinein, um einen Fan von der Gruppe zu separieren. Gleichzeitig wurden die restlichen Fans von etlichen Einsatzkräften der Bereitschaftspolizei eingekesselt. Teile der Polizisten hatten dabei ihre Schlagstöcke gezückt und im Ansatz zum Schlag gehalten, in mindestens einem Fall wurde auch gegen einen Fan mit diesem ausgeholt. Obwohl sich alle Fans zu keiner Zeit aggressiv verhalten hatten, versuchte die Polizei erfolglos die Situation zu eskalieren. Der in Gewahrsam genommene Fan wurde nachfolgend von der BFE über die Osttribüne in Richtung Stadionwache wie ein Schwerverbrecher abgeführt. Ein weiterer Fan, welcher die Ingewahrsamnahme und das Abführen gefilmt hatte, wurde gleichzeitig von anderen Mitgliedern der BFE aufgegriffen und ebenfalls abgeführt. Auf der Stadionwache wurde dem betroffenen Fan berichtet, dass er der Beleidigung verdächtigt werde – womit es sich um das Zeigen eines Spruchbandes gegen den rechtsextremen Stadtrat Mandic handelt. Da nach Sicht der Freiburger Polizei für die Ermittlungen wegen einer Beleidigung eine einfache Personalienaufnahme nicht auszureichen scheint, musste er sich dem gleichen Prozedere unterziehen, wie bereits vor knapp drei Monaten ein minderjähriger Fan im gleichen Fall: Eine Körperkontrolle mit Griff und Blick in den Genitalbereich und dem Filzen sämtlicher persönlicher Gegenstände. Der filmende Fan wurde in der Zwischenzeit in einer anderen Zelle ebenfalls durchsucht und durfte dabei unter anderem minutenlang barfuß auf dem kalten Zellenboden stehen. Er wurde von den Polizisten der BFE gezwungen, sein Mobiltelefon zu entsperren und das Videomaterial vor zwei anwesenden Polizisten zu löschen. Anschließend wurde ihm ohne weitere Begründung sein Mobiltelefon abgenommen und dieses in einen anderen Raum gebracht. Was mit dem Mobiltelefon bis zur Aushändigung an den Fan in der Zwischenzeit passiert ist, kann nur die Freiburger Polizei beantworten“, fassen die Corrillo Ultras das Geschehen am Mittwochabend zusammen.

Weiter kritisieren die Corrillo Ultras das eskalative Verhalten der Polizei. Die SCF-Ultras fragen sich, ob die Polizei durch diesen Einsatz ihre politische Neutralität verletzt habe. Seit Zeigen des Spruchbandes hat der SC Freiburg bereits mehrere Heimspiele ausgetragen. Weil jetzt Mitte Dezember erneut gegen die Sportclub-Anhänger vorgegangen wurde, vermuten die Corrillo Ultras einen Zusammenhang zu der Plakataktion der SCF-Fans beim Heimspiel am Mittwochabend, bei dem zahlreiche polizeikritische Plakate auf der Nordtribüne hochgehalten wurden.

Unterstützung bekamen die SCF-Fans auch schon aus der Lokalpolitik. So heißt es von der Stadtratsfraktion „Eine Stadt für alle“: „Die Fraktion EINE STADT FÜR ALLE erklärt sich solidarisch mit dem Protest aus den Reihen der SC-Fans gegen die rassistische Politik der AfD und den Besuch eines ihrer Stadträt*innen im SC Stadion, den dieser im Vorfeld mit provozierenden Aussagen auf Facebook begleitete. Klare Aussagen der Fans gegen Rassismus, Homophobie und Sexismus im Stadion und in der Stadtgesellschaft gehören zu den positiven Traditionen des Freiburger Sportclubs und seines Umfelds und sind die richtige Antwort auf die Politik der AfD. Die Härte mit der die Polizei seitdem gegen einzelne Fans vorgeht, die sich zusammen mit hunderten Anderen an dieser kollektiven Protestaktion beteiligt haben, steht in keinem Verhältnis. Gemachte Videoaufnahmen von einem Polizeieinsatz, der scheinbar mit übermäßiger Härte durchgeführt wurde, sind legal und dürfen durch die Einsatzkräfte vor Ort nicht zur Löschung gezwungen werden. Wir erwarten eine baldige Einstellung der Ermittlungen.“ (Faszination Fankurve, 21.12.2019)

Fanfotos SC Freiburg




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