Erstligaderby in Genua nach zwölf Jahren

Nach zwölfjähriger Erstligaabstinenz und dem tiefen Fall beider Vereine, der Sampdoria in die Zweit-, den FC Genua 93 sogar in die Drittklassigkeit führte, standen sich die beiden Clubs am vergangenen Sonntag erstmals wieder in der Serie A gegenüber.

Wenige Stunden vor Anpfiff war dabei noch überhaupt nicht sicher, ob das langersehnte Match überhaupt ausgetragen werden würde: In Stadionnähe waren am Nachmittag Fangruppen beider Lager aufeinandergetroffen und hatten sich mit Flaschen, Steinen und Knüppeln eine gewalttätige Auseinandersetzung geliefert. Weiterhin blieb am Ort des Geschehens auch ein Messer zurück. Bei den Ausschreitungen wurden drei Fans verletzt, zwölf Autos und acht Motorroller beschädigt. Die Polizei nahm in den vergangenen Tagen Verhaftungen einiger mutmaßlich beteiligter Fans vor. Eine Art Waffenstillstandspakt zwischen den Ultragruppen beider Clubs hatte in der Vergangenheit dafür gesorgt, dass es in den engen Straßen der Stadt um das Stadion Marassi friedlich blieb. Bei den an den Auseinandersetzungen von Sonntag beteiligten Anhängern, handelt es sich offensichtlich um keiner Gruppe angehörende jüngere Ultras, die dementsprechend von den jeweiligen Kurven und ihren historischen Capos nicht mehr kontrolliert werden können. Von Fanseite aus wird derweil spekuliert, dass die Sicherheitskräfte den Zusammenstoß beider Fangruppen bewusst nicht unterbunden hätten, um die Gefährlichkeit des Stadionstandortes zu demonstrieren und einen Neubau zu protegieren – der natürlich diverse finanzielle Vorteile für verschiedene Seiten mit sich brächte.

Konnte die neues Gesetzeslage Gewalttätigkeiten also wieder einmal nicht ausschließen, so gelang es ihr, für ein Derby zu sorgen, bei dem die früher so berühmten Choreographien beider Seiten ausfielen: Beide Seiten verzichteten auf eine Anmeldung und traten auch, ihrer Linie der letzten Monate entsprechend, ohne Banner auf. Die Gradinata Sud Sampdorias folgte einem Aufruf der Ultras Tito und präsentierte sich geschlossen in Sampdoria-Trikots (von ihrem Lokalrivalen oft als „Radfahrertrikots“ verspottet, was den doriano in der Stadt auch den Spitznamen ciclisti, Radfahrer, einbrachte), während die Gradinata Nord des neunmaligen italienischen Meisters Genua immerhin ein prächtiges Fahnenmeer aufbot. (Faszination Fankurve, 28.09.07)